Morten Hjulmand
Reuters/Pedro Nunes
Europa League

Sturm trifft auf europäischen Zulieferer

Mit dem Sporting Clube de Portugal ist am Donnerstag (21.00 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 20.15 Uhr) eine bekannte Fußballmarke in Graz zu Gast. Die „Leoes“ (Löwen) von der iberischen Halbinsel bildeten mit Luis Figo und Cristiano Ronaldo gleich zwei Weltfußballer aus, als Mitglied der „Tres Grandes“ – der „großen drei“ in Portugal – zählt der Lissaboner Topclub weit über 100.000 Mitglieder. Man fungiert dabei als Zulieferer.

Andreas Schicker ist Sporting seit 27 Jahren ein Begriff. „Sporting ist auf meiner ersten VHS-Kassette drauf, die ich als Zehnjähriger immer wieder geschaut habe“, erzählte Schicker der APA. „1995, Rapid – Sporting, 4:2 in der Verlängerung mit Stumpf und Jancker als Torschützen. Da habe ich Sporting kennengelernt“, so der spätere Profi vor dem Auftakt in der Gruppenphase der Europa League.

Figo und Ronaldo sind die beiden Überspieler, die bei Sporting geformt wurden, um danach ein Weltpublikum zu verzücken. Mit Nani, Ricardo Quaresma und Simao reiften in der Talenteschmiede, die nunmehr Academia Cristiano Ronaldo heißt, zahlreiche andere zu Klassekickern heran. Von 14 Spielern, die 2016 in Frankreich das EM-Finale gewannen, entsprangen zehn der Sporting-Schule.

Sturm will EL-Gruppenphase überstehen

Sturm Graz nimmt bereits zum dritten Mal die Europa League in Angriff. Zum Auftakt treffen die Grazer zu Hause auf Sporting.

Nicht nur Ronaldo und Figo

Der einstige Clubpräsident Bruno de Carvalho taufte das heimische Nationalteam nicht umsonst die „Aurelios“, benannt nach Aurelio Pereira, bekannt als Ronaldo-Förderer und Begründer des ersten Scouting-Systems in Portugal vor über 30 Jahren. Zehn Champions-League-Teilnahmen stehen für den Gewinner des Cupsiegerbewerbs von 1964 zu Buche, die Königsklassenmillionen sacken in der Regel der Stadtrivale Benfica, CL-Gegner von Salzburg, oder Porto ein. Hin und wieder gelingt Sporting national der große Wurf. Wie 2021, als die Grün-Weißen nach 19 Jahren des Wartens zum 19. Mal Meister wurden. Zwei Teilnahmen an der Königsklasse hintereinander waren die Folge.

Cristiano Ronaldo, 2003
IMAGO/VI Images/Imago Sportfotodienst
Die Weltkarriere von Cristiano Ronaldo nahm bei Sporting Lissabon ihren Lauf

Auch Schicker findet die Philosophie „spannend“. „Wenn man sieht, welche Spieler in den letzten Jahren exportiert wurden, dann ist das großartig. Sie haben immer wieder ganz spannende Talente in ihren Reihen, die wir dann relativ schnell in einer Topliga bei einer Topmannschaft sehen.“ Einen ähnlichen Weg haben Schicker und Christian Ilzer auch mit Sturm eingeschlagen. „Es ist dort halt alles ein Vielfaches größer als bei uns.“

„Spannende“ Philosophie

Sporting-Trainer Ruben Amorim trägt den personellen Aderlass seit 2020 mit. Dem Vernehmen nach soll er den Bossen vor einem Jahr mit Kündigung gedroht haben, sollten sie ernsthaft die Rückholung von Altstar Ronaldo in Erwägung ziehen. Zwar setzt der 38-Jährige auf eine erfahrene Defensive, doch offensiv schätzt er für sein Team im 3-4-3 deutlich jüngere Akteure.

Andreas Schicker und Christian Ilzer
GEPA/Hans Oberlaender
Auf seiner ersten VHS-Kassette hat Schicker (l.) ein Spiel von Sporting Lissabon festgehalten

Dass gerade die beiden trickreichen Flügelspieler Pedro Goncalves und Francisco Trincao den Unterschied ausmachen könnten, sollte den Grazern nach den Erfahrungen gegen Eindhoven Warnung genug sein. Technische Beschlagenheit wird an der Atlantikküste selbst produziert, physische Präsenz mitunter eingekauft. Mit dem schwedischen Teamspieler Viktor Gyökeres kam im Sommer für 20 Millionen Euro ein Mittelstürmer klassischer Prägung. Dahinter verdichtet mit dem Dänen Morten Hjulmand ein Ex-Admiraner die Räume. Dass diese nicht immer klein sind, ist etwas, das Sturm im Gegenzug schmecken könnte.

Licht und Schatten in Europa

Zu welchen Taten die „Löwen“ an guten Tagen imstande sind, zeigen Siege gegen Arsenal, Tottenham und Frankfurt in der Vorsaison. Oder der Umstand, dass Sporting mit Midtjylland in der Europa-League-Zwischenrunde jenen dänischen Club mit 5:1 aus dem Verkehr zog, an dem sich Sturm nur Wochen zuvor im entscheidenden Gruppenspiel die Zähne ausgebissen hatte (0:2).

„Sporting dominiert gemeinsam mit Benfica und Porto seit Jahrzehnten den portugiesischen Fußball. Das spricht für den Verein, für die Historie“, so Schicker. Chancenlos sieht er sein Team nicht. „Wenn wir unsere aggressive Spielweise auf den Platz bringen, kann es auch für Sporting schwierig werden.“ Gegen den LASK verlor man 2019 das Auswärtsspiel mit 0:3 und 2020 daheim gar mit 1:4.