Alexia Putellas
Reuters/Molly Darlington
Fußball

Weltmeisterinnen beugen sich Druck

Nach dem Kussskandal um den inzwischen zurückgetretenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales bleibt der angedrohte Länderspielstreik der spanischen Nationalspielerinnen wohl aus. Nach Verhandlungen, die sich bis spät in die Nacht zogen, sei man zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, sagte Victor Francos, der Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Mittwochfrüh. Von den 23 für die Nations-League-Spiele gegen Schweden und die Schweiz nominierten Profis hätten sich 21 von einem Einsatz überzeugen lassen.

Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager wieder verlassen wollten, würden laut Francos nicht bestraft. Als Ergebnis der Gespräche zwischen CSD, den Spielerinnen und dem von ihnen scharf kritisierten Verband RFEF verkündete Francos, dass der Verband die von den Fußballerinnen geforderten tiefgreifenden Änderungen ab Donnerstag umsetzen wolle. Dafür werde eigens eine gemeinsame Kommission gebildet, bestehend aus CSD, RFEF und den Spielerinnen. Die sportliche Zukunft der neuen Nationaltrainerin Montserrat Tome, die als Vertraute von Rubiales gilt, sei laut Francos nicht zur Disposition gestanden.

Am Montag hatte Tome 15 Weltmeisterinnen für die Spiele der Nations League am Freitag in Schweden sowie am Dienstag darauf daheim gegen die Schweiz nominiert, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Am Dienstag beugten sich aber mindestens elf Weltmeisterinnen dem Druck des Königlich-Spanischen Fußballverbandes (RFEF), und traten zum Lehrgang bei der Nationalelf an. Der Verband hatte mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht.

Spanischer Verband: Diskussion geht weiter

Das spanische Fußballnationalteam der Frauen versinkt immer tiefer im Chaos. Nach der Kaderbekanntgabe für die beiden anstehenden Spiele in der UEFA Nations League beklagen zahlreiche Teamspielerinnen, gegen ihren Willen einberufen worden zu sein.

Weltfußballerin Alexia Putellas, die dem Druck nachgab, antwortete auf dem Flughafen von Barcelona auf die Frage, wie sie sich fühle: „Schlecht.“ „Wie sollte es auch anders sein?“, fragte sie. Ihre Kollegin Misa Rodriguez antwortete auf die Frage von Journalisten, ob sie mit ihrer Nominierung zufrieden sei, mit einem knappen „Nein“.

Den Kussskandal ausgelöst hatte der inzwischen zurückgetretene RFEF-Präsident Rubiales. Er hatte bei der Siegerehrung nach dem Finaltriumph der Spanierinnen über England am 20. August in Sydney Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst und damit weltweit riesige Empörung ausgelöst. Er beteuert weiter, der Kuss direkt nach dem WM-Sieg sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Dem widerspricht Hermoso.

Hermoso wirft Verband „Spaltung“ vor

„Wir haben Wochen, Monate damit verbracht, diesen Schutz zu suchen, den wir in der RFEF selbst nicht finden konnten. Die gleichen Leute, die uns um Vertrauen bitten, sind diejenigen, die heute eine Liste von Spielerinnen veröffentlichen, die darum gebeten haben, nicht berufen zu werden“, kritisierte Hermoso nun. Sie warf dem Verband „Spaltung“, „Manipulation“ und Einschüchterung vor.

Spielerinnen wehren sich gegen Einberufung

Spanien will sich über die Nations League für Olympia 2024 in Paris qualifizieren. Am Montag hatte die neue Nationaltrainerin Tome 15 Weltmeisterinnen für die ersten beiden Spiele des Wettbewerbs nominiert. Tome löste den nach der WM im Zuge des Skandals geschassten Jorge Vilda ab.

Montse Tome
IMAGO/ZUMA Wire/Oscar J. Barroso
Die neue spanische Teamchefin Tome steht bereits in der Kritik

Vor Journalistinnen und Journalisten in Madrid versicherte Tome, sie habe mit den von ihr nominierten Fußballerinnen gesprochen, und keine von ihnen habe die Teilnahme an den Begegnungen verweigert. Das sahen die Spielerinnen um Weltfußballerin Putellas komplett anders. Am späten Montagabend teilten sie mit, ihren Länderspielstreik fortzusetzen, lenkten letztlich zum Großteil aber doch ein.

Hermoso war hingegen nicht von Tome berufen worden. Zu den Gründen hatte die Trainerin gesagt, man wolle Hermoso so „beschützen“. In ihrem Statement bei Twitter (X) reagierte die 33-Jährige auch auf Tome: „Mich vor was schützen? Und vor wem?“ Die zur besten WM-Spielerin gekürte Aitana Bonmati schrieb um kurz vor Mitternacht bei Twitter unter anderem: „(…) unser fester Wille, aus berechtigten Gründen nicht nominiert zu werden (…), bleibt in vollem Umfang gültig“. Hermoso schrieb, sie stehe ganz an der Seite ihrer Mitspielerinnen.