Darwin Nunez (Liverpool) und Andres Andrade (LASK)
GEPA/Daniel Schoenherr
Europa League

LASK verkauft sich gegen Liverpool teuer

Der LASK hat am Donnerstag sein „Spiel des Jahres“ zum Auftakt der Gruppenphase in der Europa League gegen Liverpool FC erwartungsgemäß verloren, sich aber beim 1:3 (1:0) gegen das Team von Starcoach Jürgen Klopp teuer verkauft. Vor 17.098 Fans in der ausverkauften Oberösterreich Arena durften die Linzer auch eine Weile von einer Sensation träumen.

Denn der LASK führte zur Pause sensationell mit 1:0. Das war zum Teil der eigenen Leistungsstärke geschuldet, ebenso wie der Tatsache, dass Klopp gegenüber dem letzten Pflichtspiel gleich die gesamte Startelf tauschte. Das Werkl lief bei den Gästen also anfangs nicht so rund, und die Athletiker nützten das durch Florian Flecker aus (14.).

Die Gastgeber hielten die Führung vor einem frenetischen Publikum dank hoher Intensität, am Ende setzte sich dann die Klasse durch, die Klopp nach und nach einwechselte. Zunächst gelang Liverpool aber in Startelfbesetzung der Ausgleich durch einen Nunez-Elfmeter (56.), Luis Diaz vollendete sieben Minuten später einen schönen Angriff (63.) – im Finish traf dann auch noch der „Edeljoker“ Mohammed Salah (88.).

LASK verliert gegen Liverpool

Der LASK hat sein „Spiel des Jahres“ zum Auftakt der Gruppenphase der Europa League gegen Liverpool erwartungsgemäß verloren, sich beim 1:3 aber teuer verkauft.

Weiter geht es in der Gruppe E für die Athletiker im Oktober mit zwei Auswärtsspielen bei den weiteren Gruppengegnern Toulouse (5. Oktober) und Union St. Gilloise (26. Oktober). Die beiden Teams trennten sich im Parallelspiel in Belgien mit einem 1:1-Remis.

Ausnahmezustand in Linz und Umgebung

Seit der Auslosung vor drei Wochen gab es in Linz und Umgebung nur ein ballestrisches Thema: das Duell des LASK mit den großen „Reds“ aus Liverpool. Dabei gastierten zuletzt immer wieder Topteams in der Landeshauptstadt, 2020 waren es etwa Manchester United und dann Tottenham Hotspur. Doch in beiden Fällen durften aufgrund der CoV-Pandemie keine Zuschauer dabei sein, aller guten Dinge waren drei, und Fans aus allen Ländern, auch aus Australien, waren im Stadion.

Blick ins Stadion
ORF/Bernhard Kastler
Liverpool zu Gast in Linz, da blieb kein Platz in der Arena auf dem Froschberg leer

17.098 Zuschauerinnen und Zuschauer strömten in die ausverkaufte Oberösterreich Arena, doch die gesamte Region befand sich zuletzt im Ausnahmezustand. Der Bürgermeister von Bad Leonfelden im Norden von Linz, wo die Gäste Quartier bezogen, holte sich beim Spaziergang der prominenten Gäste ein Selfie mit Klopp ab, ein Pub in Linz änderte kurzfristig den Namen in Anlehnung an die Clublegende Kenny Dalglish in „King Kenny’s Pub“. Denn im Alltag heißt das Lokal „Chelsea“, was angesichts des gleichnamigen Rivalen wohl weniger gezogen hätte.

Liverpool-Fans
ORF/Bernhard Kastler
Das Linzer Innenstadtpub heißt normalerweise „Chelsea“, diese Woche wurde es auf „King Kenny’s Pub“ umgetauft

Der Hype überrascht nicht, vor zehn Jahren spielte der LASK in der Regionalliga und nun gegen einen der bekanntesten und vor allem beliebtesten Clubs der Welt. 19-facher englischer Meister, sechsmal gewann man die Königsklasse (zuletzt 2019, erst vor 15 Monaten stand man im Finale). Nach einer schwachen Ligasaison muss man sich mit der Europa League zufriedengeben, sieht sie aber offiziell als Chance. „Wir haben nicht Champions League geschaut und die Melodie vermisst, wir verdienen die Europa League wie der LASK. Es geht hier um absolut alles“, sagte Startrainer Jürgen Klopp am Mittwochabend.

Liverpool tauscht komplett aus

In der Aufstellung merkte man freilich davon fast nichts. Gegenüber dem 3:1-Sieg in der Premier League in Wolverhampton tauschte Klopp die gesamte Startelf aus, mit Kapitän Virgil van Dijk konnten die Fans immerhin einem Star von Anfang auf die Beine schauen, denn der Niederländer war am Wochenende gesperrt. Die Bank war dafür sehr prominent besetzt, von Goalie Alisson bis Stürmerstar Mohammed Salah. Letzterer wurde zunächst vom 17-jährigen Ben Doak vertreten.

Jürgen Klopp (Liverpool)
GEPA/Manuel Binder
In der ersten Hälfte lief es für Klopp und Co. noch nicht rund

Die Linzer boten naturgemäß ihre bestmögliche Formation auf, gegenüber dem 3:1 in Klagenfurt gab es nur eine Änderung. Auf der linken Seite kehrte Stammspieler Rene Renner in die Startelf zurück, im nun etablierten 3-4-1-2 sollten auch gegen einen großen Gegner die Fäden bei Kapitän und „Zehner“ Robert Zulj zusammenlaufen. Vorne bekam der schnelle Elias Havel neben Marin Ljubicic eine Chance.

LASK belohnt sich mit Führung

Und wie versprochen nahm der LASK in den ersten Minuten das Heft in die Hand, versteckte sich nicht, musste er auch gegen eine 1B-Mannschaft nicht. Man setzte die Gäste früh unter Druck und war mit der notwendigen Intensität bei der Sache. Der erste Abschluss gehörte aber den Gästen, doch Darwin Nunez jagte den Ball über das Tor (3.).

Bei Volksfeststimmung zeigten die neu zusammengewürfelten „Reds“, die erstmals in ihrem neuen violetten Trikot aufliefen, dass sie freilich auch Qualität besitzen, und übernahmen das Kommando. Aber das Offensivspiel war trotz 70 Prozent Ballbesitz nicht so flüssig, es ergaben sich höchstens halbe Chancen. Der LASK versuchte nach Balleroberung schnell nach vorne zu spielen, und das führte zum 1:0.

Florian Flecker (LASK)
GEPA/Avni Retkoceri
Fleckers Fernschuss brachte den LASK in Führung

Nach einer Renner-Hereingabe brachte Zulj im Zweikampf den Ball nicht auf das Tor, doch Van Dijk fälschte den Ball zur Ecke ab. Sascha Horvath beförderte das Leder bewusst an den Strafraum, dort legte sich Flecker das Leder zurecht und jagte es in die linke Ecke (14.). Mut und auch Kreativität hatten sich in dieser Aktion bezahlt gemacht und ließen die Arena zum Tollhaus mutieren. Dieser Zwischenstand ging wohl als Screenshot durch mehrere Messenger-Kanäle. Doak hätte beinahe postwendend den Ausgleich erzielt, aber der Ball ging vorbei.

LASK-Spieler jubeln
GEPA/Manuel Binder
Zur Pause führte der LASK mit 1:0, am Ende setzte sich die Klasse Liverpools durch

„Wir sind der LASK, und wer seid ihr?“, fragten die Fans, mit dem echten Liverpool hatte es bisher tatsächlich nur wenig zu tun, was auch einem sichtlich erregten Klopp nicht entging. Liverpool tat sich gegen eine stabile Linzer Abwehr schwer, echte Chancen zu kreieren, auch weil sich die Hausherren in jeden Zweikampf warfen, als wäre es ihr letzter. Ein Tackling von Branko Jovicic wurde gefeiert wie ein Tor. Die einzige echte Ausgleichschance vor der Pause resultierte dazu passend nach einem Standard: Tobias Lawal kratzte aber einen von Van Dijk verlängerten Nunez-Kopfball nach toller Reaktion von der Linie.

Liverpool dreht Partie nach Pause

Klopp beließ es bei der Startformation, die die Suppe zunächst auslöffeln sollte. Und das gelang letztlich auch. Aus dem Spiel heraus ließ der LASK weiter nur wenig zu, aber der andauernde Verkehr im Strafraum führte letztlich zu einem Elfmeter. Abwehrchef Philipp Ziereis traf Luis Diaz am Fuß, und der italienische Schiedsrichter Marco di Bello entschied sofort und auch richtig auf Strafstoß. Nunez übernahm und traf links unten – Lawal erriet immerhin das Eck (56.).

 Philipp Ziereis
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Ziereis kam gegen Diaz zu spät, den fälligen Elfmeter verwertete Nunez

Danach wurde der LASK wieder aktiver, was Liverpool in die Karten spielte wie ein Dreifachtausch von Klopp. Mit Alexis Mac Allister kam ein regierender Weltmeister, mit Dominik Szoboszlai ein altbekannter Bundesliga-Star und mit Joe Gomez ein Champions-League-Sieger. Drei Minuten später war die Partie gedreht, ein schneller Angriff über rechts, und nach einer Gravenberch-Hereingabe vollendete Diaz in der Mitte (63.) – der LASK war dabei stets einen Schritt zu spät.

Salah sorgt für Entscheidung

Die Hausherren blieben freilich bemüht, die Fans feuerten bis zum Ende ihre Mannschaft an, aber schließlich lief es genau so, wie es kommen musste und es sich Liverpool auch vorgestellt hatte. Klopp brachte auch noch Superstar Salah ins Spiel, zur Freude wohl aller Fans im Stadion. Auch Sageder brachte noch einmal frische Kräfte, aber Liverpool hatte nun ganz klar die Spielkontrolle. So entschied Salah nach einer flüssigen Kombination im Zusammenspiel mit Nunez die Partie und traf aus kurzer Distanz durch die Beine von Lawal (88.).

Stimmen zum Spiel:

Thomas Sageder (LASK-Trainer): „Die erste Halbzeit war cool, muss ich echt sagen. Im Kabinentrakt dann Klopp zu sehen, der war nicht amused. In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass eine richtig gute Mannschaft gegen uns gespielt hat. Beim Elfmeter bin ich mir nicht sicher. Beim zweiten Tor war ich der Meinung, dass es ein Foul an der Mittellinie gab. Es war eine ordentliche Leistung, leider ist das Ergebnis nicht in Ordnung.“

Jürgen Klopp (Liverpool-Trainer): „In der ersten Halbzeit hatten wir sehr gute Momente, das hat aber nicht zu mehr Selbstvertrauen geführt, sondern zu mehr Frustration. Der LASK hat einmal aufs Tor geschossen, der war drin. Wir haben mehr aufs Tor geschossen, keiner war drin. Ich wollte natürlich nicht 0:1 hinten liegen. Ich wollte sehen, dass wir die Frustration ablegen, das haben wir dann getan und haben nicht mehr so unter den Platzverhältnissen gelitten wie in der ersten Halbzeit. Ich glaube nicht, dass wer zweifelt, dass wir verdient gewonnen haben. Ich nehme mir das Recht heraus, happy zu sein.“

UEFA Europa League, Gruppe E, erster Spieltag

Donnerstag:

LASK – Liverpool 1:3 (1:0)

Linz, Oberösterreich Arena, 17.098 (ausverkauft), SR Di Bello (ITA)

Torfolge:
1:0 Flecker (14.)
1:1 Nunez (56./Elfmeter)
1:2 Diaz (63.) 1:3 Salah (88.)

LASK: Lawal – Ziereis, Andrade, Luckeneder (80./Darboe) – Flecker (89./Ba), Jovicic, Horvath, Renner (89./Bello) – Ljubicic (68./Kone), Zulj, Havel (68./Mustapha)

Liverpool: Kelleher – Bajcetic (61./Gomez), Konate (82./Matip), Van Dijk, Tsimikas – Elliott, Endo (60./Mac Allister), Gravenberch (74./Salah) – Doak (60./Szoboszlai), Nunez, Diaz

Gelbe Karten: Havel, Zulj, Ziereis bzw. Konate, Bajcetic