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Olympia

Vorstandswahl im Zeichen offener Fragen

Ungeachtet anhaltender Querschüsse soll die Vorstandswahl des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) mit der Wiederbestellung von Präsident Karl Stoss am Freitag abgewickelt werden. Die Hauptversammlung des ÖOC ist aufgerufen, in Wien über die Besetzung der Spitzenfunktionen abzustimmen. Die Namensliste für die prestigeträchtigen Posten lag erst nach heftigen Kontroversen vor. Auch das Ergebnis eines Schlichtungsverfahrens zeigte am Donnerstag, wie zerfahren die Situation ist.

Die Wahl ist jedenfalls überfällig, wegen der Verschiebung der Tokio-Spiele wurde sie von 2021 auf 2023 verlegt. Nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Entwicklungen inklusive schwerer Vorwürfe gegen Generalsekretär Peter Mennel und die ÖOC-Spitze ist es fraglich, ob die Wahl überhaupt wie geplant abgehalten wird.

Am Donnerstagabend teilte das ÖOC mit, dass ein Schlichtungsverfahren in der Causa über die Abberufung eines früheren Wahlausschusses gescheitert sei, weil ein Mitglied der dreiköpfigen Schlichtungseinrichtung sein Mandat zurückgelegt habe. „Damit kann die Schlichtungseinrichtung keine Empfehlung aussprechen“, hieß es.

Uneinigkeit über Schiedsspruch

Die verbleibenden zwei Mitglieder vertraten allerdings eine andere Rechtsansicht. Es habe aufgrund einer gegebenen Mehrheit trotzdem ein Schiedsspruch gesetzt und damit eine Empfehlung ausgesprochen werden können. Laut APA-Informationen zog Hans Spohn, Präsident des Österreichischen Eisschnelllaufverbandes, sein Mandat zurück.

Hans Niessl, der dem vereinsinternen Schiedsgericht vorsteht, und Jurist Werner Suppan, Vizepräsident der Sportunion Wien und Anwalt von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz, empfahlen, dass die Statuten überarbeitet werden sollten, damit in Zukunft Klarheit herrsche. Die Absetzung des früheren Wahlausschusses sei zudem nicht statutenkonform gewesen.

40 Verbände und vier Dachverbände stimmberechtigt

Bei der Hauptversammlung sind 40 Sportverbände, Stoss als IOC-Mitglied und zwei Athletenvertreterinnen stimmberechtigt. Ebenso über jeweils ein Votum verfügen die Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion sowie Sport Austria. Letztere hatten sich im seit Monaten andauernden Konflikt immer wieder kritisch gegenüber der ÖOC-Führung zu Wort gemeldet. Sie sind bisher als kooptierte Mitglieder ohne Stimmrecht auch im Vorstand vertreten. Ob und wer künftig kooptiert wird, entscheidet der neue Vorstand.

Wogen gehen weiter hoch

Kurz vor der Wahl der neuen OÖC-Spitze haben sich mehr als 20 Sportverbände in einer Unterschriftenliste von der eingebrachten Anzeige distanziert. Sie wehren sich gegen die Anonymisierung in der Anzeige gegen Generalsekretär Peter Mennel.

Zweidrittelmehrheit für Wiederwahl

Die elf neu zu wählenden Vorstandsmitglieder inklusive der drei nominierten Vizepräsidentinnen Elisabeth Max-Theurer (Pferdesportverband), Markus Prock (Rodeln) und Sonja Spendelhofer (Leichtathletik) benötigen eine einfache Mehrheit. Der bereits seit 2009 amtierende Stoss braucht für seine erneute Wiederwahl eine Zweidrittelmehrheit.

Die Hälfte der zwölf Kandidaten wie der Präsident und Max-Theurer gehörten dem Vorstand auch schon bisher an. Von den fünf seit Monaten als Opposition gegen die ÖOC-Spitze auftretenden Fachverbänden sind im Wahlvorschlag Johannes Goess-Saurau (Golf) und Gabriela Jahn (Turnen) mit Posten bedacht.

Mennel und Co. weisen Vorwürfe zurück

Die Zusammensetzung künftiger Wahlausschüsse steht am Freitag ebenfalls zu Debatte. Es liegt laut Tagesordnung ein entsprechender Antrag vor, der den Dachverbänden nicht gefällt. Die Bildung des Ausschusses, der die Wahl vorzubereiten hat, war nur einer von mehreren Aufregern der vergangenen Wochen und Monate. Besonders schwer wiegen wohl nicht zufällig kurz vor der Neuwahl aufgetauchte Vorwürfe im Zusammenhang mit einer Crowdfunding-Plattform gegen Mennel und das ÖOC-Präsidium. Diese weisen die Untreueanschuldigungen zurück, für sie gilt die Unschuldsvermutung.

ÖOC wehrt sich gegen weitere Vorwürfe

Das ÖOC setzt sich im Vorfeld der aufgrund jüngster Entwicklungen wackelnden Vorstandswahl gegen weitere Vorwürfe zur Wehr.

Die mutmaßlichen Verfehlungen mit einem beträchtlichen Schaden zulasten der ÖOC-Mitgliederverbände wurden mittels Sachverhaltsdarstellung durch einen Anwalt im Namen anonym bleibender Kritiker bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Die Behörde sieht nach einer ersten Prüfung einen hinreichenden Anfangsverdacht und hat weitere Erhebungen angeordnet. Die ÖOC-Vertreter weisen sämtliche Vorwürfe zurück und gehen mit Rechtsmitteln gegen die Anzeiger vor.

In einer anderen Causa sorgten der An- und spätere Verkauf einer Liegenschaft des früheren Generalsekretärs durch die jetzige ÖOC-Führung für Schlagzeilen. Im Zusammenhang mit dem medial breitgetreten Immobiliendeal wird Mennel schlechte Geschäftsgebarung vorgeworfen, er widerspricht den Behauptungen vehement.