Nations League

Traumtor sichert Österreich Punkt in Oslo

Ein Traumtor hat Österreichs Fußballnationalteam der Frauen am Freitag bei der Premiere der UEFA Women’s Nations League noch einen Punkt beschert. Die Auswahl von Teamchefin Irene Fuhrmann lag zum Auftakt in der Gruppe A2 in Norwegen nach einer unglücklichen Aktion mit 0:1 zurück, in der 71. Minute nahm Eileen Campbell aber Maß und zirkelte den Ball aus knapp 20 Metern genau ins rechte Kreuzeck.

Die Norwegerinnen waren zunächst klar überlegen, das 1:0 entsprang aber einer unglücklichen Aktion. ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger konnte einen abgefälschten Schuss nur noch zur Mitte abwehren, von wo aus Karina Saevik den Ball nur noch abstauben musste (26.). Nach der Pause kamen die Österreicherinnen auf und wurden mit dem Ausgleich durch Campbell, die knapp zehn Minuten nach ihrer Einwechslung traf, belohnt. Danach stand den Österreicherinnen vor 7.011 Zuschauerinnen und Zuschauern im Ullevaal-Stadion noch das nötige Glück zur Seite. Sowohl Tuva Hansen (88.) als auch Elisabeth Terland (90.) trafen die Latte.

Die ÖFB-Auswahl bleibt in einer Gruppe mit WM-Viertelfinalist Frankreich, der am Dienstag (18.30 Uhr, live in ORF1) vor der neuen ÖFB-Rekordkulisse von mehr als 8.000 Fans in der Generali Arena in Wien gastiert, und Portugal damit zumindest theoretisch im Rennen um ein Ticket für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Frankreich ist nach einem 2:0-Heimsieg gegen Portugal in Valenciennes erster Tabellenführer. Die gesamte Gruppenphase der Nations League mit je einem Hin- und Rückspiel wird noch im Herbst fertig gespielt, letzter Spieltag ist der 5. Dezember. Danach qualifizieren sich die vier Gruppenersten für das Final Four, das zwischen 21. und 28. Februar 2024 über die Bühne geht.

Saevik trifft zur Führung für Norwegen

In der 36. Minute regiert Karina Saevik am schnellsten und bringt die Norwegerinnen mit 1:0 in Führung.

Dort werden auch zwei Olympiatickets vergeben. Sollte Frankreich im Finale stehen, kann auch noch der Sieger des Spiels um Platz drei profitieren, da die Französinnen als Gastgeber bei den Sommerspielen fix dabei sind. Zum selben Zeitpunkt wie das Finalevent finden auch die Relegationsspiele statt. Die Liga-A-Drittplatzierten matchen sich mit Gruppenzweiten der Liga B um einen Verbleib auf höchster Stufe. Gespielt wird jeweils in Hin- und Rückspiel, wobei die Liga-A-Nationen das Rückspiel fix zu Hause bestreiten dürfen.

ÖFB-Frauen verschlafen Anfangsphase

In der Aufstellung von Teamchefin Fuhrmann gab es keine Überraschung, die Österreicherinnen verschliefen die Anfangsphase aber komplett. Schon nach weniger als zwei Minuten ließ Celina Degen im Zweikampf mit der überragenden Caroline Graham Hansen knapp innerhalb des Strafraums den Fuß stehen. Den verhängten Elfmeter setzte Guro Reiten neben das Tor. Sophie Haug scheiterte dreimal (6., 8., 18.), bei letzterer Möglichkeit landete ein Kopfball an der Latte. Auch Frida Maanum war bei einem Kopfball (13.) und knappem Abseitstor (21.) brandgefährlich.

Die erstmals von Interimsteamchef Leif Gunnar Smerud gecoachten Gastgeberinnen konnten sich nach Belieben durchkombinieren, und vor allem die trickreiche und schnelle Hansen war – wie es Fuhrmann im Vorfeld auch befürchtet hatte – kaum in den Griff zu bekommen. Einen Schuss der Barcelona-Stürmerin konnte Zinsberger noch akrobatisch mit dem Fuß abwehren, gegen den Volleynachschuss von Saevik war die Arsenal-Legionärin aber machtlos. Hansen ließ in der Folge zweimal (31., 35.) die Chance auf das 2:0 aus.

Fuhrmann dreht in Pause an Schrauben

Das einzig Positive aus ÖFB-Sicht war zur Pause, dass es nur 0:1 stand. Viele Abspielfehler prägten das Spiel, nach vorne ging mit Ausnahme von zwei Halbchancen von Virginia Kirchberger (25.) und Nicole Billa (29.) gar nichts. Zur Pause reagierte Fuhrmann und brachte Katharina Schiechtl anstelle von Kirchberger. Die Austria-Akteurin verteidigte rechts hinten, Marina Georgieva rückte an ihre angestammte Position nach innen. Auf den Flügeln tauschten Barbara Dunst und Katharina Naschenweng die Seiten.

Das wirkte sich positiv aus, die ÖFB-Frauen waren wie ausgewechselt, spielten plötzlich mutig nach vorne und drückten auf den Ausgleich. Nachdem der Ball erstmals vorne richtig gut in den eigenen Reihen gelaufen war, scheiterte Kapitänin Sarah Puntigam mit einem Linksschuss an der Latte (47.). Billa schoss drüber (49.), Naschenweng verzog (52.). Nach einer Stunde kam Campbell für Billa und brachte weiteren Schwung. Gleich bei ihrer ersten Aktion konnte sie sich im 1:1-Duell durchsetzen, nach ihrem Zuspiel fiel ein Abschluss von Sarah Zadrazil aber zu schwach aus (62.). Quasi im Gegenzug hielt Zinsberger ihr Team mit einer Parade im kurzen Eck bei einem Maanum-Schuss im Spiel (64.).

Der Ausgleich lag aber schon in der Luft. Naschenweng brachte jedoch den Ball bei einer Doppelschusschance nicht im Tor unter (68.). Campbell machte ihre Sache dafür besser, glänzte mit einem sehenswerten Schuss von rund 20 Metern genau ins Kreuzeck. Mit viel Glück wurde das Remis dann im Duell des Weltranglisten-13. mit der auf Position 16 liegenden ÖFB-Elf über die Zeit gezittert. Damit gab es bei der Rückkehr auf die Pflichtspielbühne nach fast einem Jahr Pause durchaus Grund zum Jubeln für Puntigam und Co. Zum dritten Mal in Folge setzte es gegen den WM-Achtelfinalisten keine Niederlage.

Stimmen zum Spiel:

Leif Gunnar Smerud (Norwegen-Teamchef): „Es war ein Spiel, das wir ganz klar gewinnen hätten müssen, wenn wir unsere Chancen verwertet hätten. Wir haben eine außergewöhnlich gute erste Hälfte gespielt und hätten da das Spiel entscheiden müssen. Österreich ist erfahren, physisch stark und hat eine gute Organisation. Nach der Pause haben wir ein paar Fehler gemacht, waren einige Male zu offen. Sie haben sich nicht viele Chancen erarbeitet, aber sie haben ins Kreuzeck getroffen, und wir immer nur die Latte. Wir hatten absolut kein Glück, aber so ist der Fußball.“

Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): „Ich denke, wir haben gegen ein starkes und dynamisches norwegisches Team auch das notwendige Glück gehabt, haben aber auch bewiesen, dass wir zu Recht in der Liga A gesetzt sind, weil wir das Spiel bis zum Ende offen gehalten haben. Es freut mich für jede einzelne Spielerin und den gesamten Betreuerstab, dass wir diesen Punkt hier mitgenommen haben. Jetzt gilt es, die Akkus bestmöglich aufzuladen. Mit Frankreich wartet die Nummer fünf der Welt auf uns. Ich hoffe, dass die Unterstützung auf den Rängen im Viola Park lautstark ist, um im Idealfall gegen Frankreich auch ein Unentschieden erreichen zu können.“

Eileen Campbell (ÖFB-Torschützin): „Ich bin sehr froh, dass mein Treffer zum Unentschieden geführt hat. Natürlich wäre uns ein Sieg lieber gewesen, aber ich denke, wir haben es vor allem in der zweiten Hälfte ganz gut gemacht. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass es eines der schönsten Tore in meiner bisherigen Karriere war. Ich bin sehr froh, dass wir den Punkt mitnehmen können. Vor allem nach der Pause waren wir mutig, haben unser Spiel gespielt, das uns auszeichnet. Am Dienstag wollen wir genauso selbstbewusst auftreten wie heute vor allem in der zweiten Halbzeit. Es ist toll, dass uns so viele Fans im Viola Park unterstützen kommen. Noch besser wäre es natürlich, wenn wir sie auch akustisch am Platz richtig wahrnehmen werden.“

UEFA Women’s Nations League, erster Spieltag

Norwegen – Österreich 1:1 (1:0)

Oslo, Ullevaal Stadion, 7.011 Zuschauer, SR Demetrescu (ROU)

Torfolge:
1:0 Saevik (26.)
1:1 Campbell (72.)

Norwegen: Mikalsen – Bjelde (46./T. Hansen), Mjelde, Bergsvand, Lund – Syrstad Engen, Reiten – Graham Hansen (88./Terland), Saevik (73./Nalsund), Maanum – Haug

Österreich: Zinsberger – Georgieva, Degen, Kirchberger (46./Schiechtl), Hanshaw – Puntigam – Dunst (87./Pinther), Zadrazil, Feiersinger (72./Schasching), Naschenweng – Billa (60./Campbell)

Gelbe Karten: Lund bzw. Dunst