Golfer Sepp Straka in Action
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Ryder Cup

Straka sieht Talente als Europas Trumpf

Mit der Anreise nach Rom hat für Sepp Straka eine Woche begonnen, die sich der 30-Jährige nie hätte träumen lassen. Als zweiter Österreicher nach Bernd Wiesberger vertritt er Österreich beim Ryder Cup. Für Team Europa geht es um Revanche für die bittere Niederlage von 2021. Die jungen Talente im Team sollen dabei helfen. „Wir haben sicher eine gute Chance“, zeigte sich der Wiener in „Sport am Sonntag“ zuversichtlich.

Vor drei Wochen erhielt Straka den Anruf von Kapitän Luke Donald, als einer von zwölf Topspielern Europa bei der 44. Ausgabe des Vergleichs mit den USA zu vertreten. „Das hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich überhaupt eine Chance habe, in diesem Team zu spielen. Ich freue mich wahnsinnig, dass ich Österreich und Europa repräsentieren kann“, sagte Straka über den Dächern Wiens im ORF-Gespräch. Aufgrund seiner bisherigen Saison sei die Chance zwar real gewesen, die Erleichterung über die Nominierung war aber dennoch riesig. „Gott sei Dank hat er (Luke Donald, Anm.) angerufen.“

Straka, der im Vorjahr mit dem Honda Classic als erster Österreicher ein PGA-Turnier gewinnen konnte, betrieb heuer mit seinem Sieg beim John Deere Classic und dem sensationellen zweiten Platz beim ältesten Major-Turnier der Welt, der Open Championship in Großbritannien, kräftig Eigenwerbung. Nun will der Wiener, der als 14-Jähriger mit seiner Familie in die USA, der Heimat seiner Mutter, gezogen war, mit einem erfolgreichen Ryder Cup die Krone aufsetzen. „Sich für den Ryder Cup zu qualifizieren ist eine Sache, aber das Ziel ist es natürlich zu gewinnen“, sagte Straka.

Sepp Straka im Interview mit Dietmar Wolff

Sepp Straka gilt als Österreichs große Hoffnung im Golfsport. Der 30-Jährige sprach im Interview in „Sport am Sonntag“ unter anderem über die kommende Herausforderung beim Ryder Cup in Rom.

Premiere mit Revanchegelüsten

Von Freitag bis Sonntag ist der Marco Simone Golf & Country Club vor den Toren Roms erstmals Schauplatz des Prestigeduells, das 1927 zum ersten Mal über die Bühne ging. Straka will bei der Premiere in Italien ordentlich mithelfen, dass die Schmach von 2021 getilgt wird. Damals mussten sich Österreichs Ryder-Cup-Pionier Wiesberger und die Europäer den US-Amerikanern mit 9:19 geschlagen geben. Noch nie hatte eine Auswahl vom „alten Kontinent“, seit 1979 statt eines britisch-irischen Teams Gegner der USA, derart eine auf den Deckel bekommen. Auch die Punktedifferenz zwischen Siegern und Besiegten war zuletzt 1967 ähnlich groß.

Straka beim Ryder Cup in Rom

Österreichs Golfprofi Sepp Straka tritt nun beim Ryder Cup in Rom an. Der 30-Jährige liegt aktuell in der Weltrangliste auf dem 22. Platz.

Straka sieht sich und seine elf Kollegen, zu denen u. a. auch der vierfache Major-Sieger Rory McIlroy aus Nordirland und der regierende spanische Masters-Champion Jon Rahm gehören, jedoch in einer guten Position, sich an den Amerikanern zu revanchieren. Die jungen Kräfte wie der 22-jährige Däne Nicolai Höjgaard und der ebenfalls erst 23-jährige Ludvid Aberg aus Schweden sind für den Wiener die Asse im europäischen Ärmel. „Es ist ein anderes Team als vor zwei Jahren, viel jünger“, so Straka, der die aktuelle Auswahl auch um ein Alzerl, sprich „ein bisschen talentierter“ einschätzt: „Ich hoffe, das zahlt sich aus.“

Verbesserung als ständiges Ziel

Österreichs zweiter Ryder-Cup-Teilnehmer nach Wiesberger freut sich jedenfalls auf sein Debüt – und die Herausforderung Matchplay. Denn anders als bei herkömmlichen Turnieren wird beim Ryder Cup zuerst in Zweierteams und dann am Schlusstag in Einzelduellen Mann gegen Mann mit einem Punkt pro gewonnenem Loch ein Sieger ermittelt. „Es fühlt sich mehr so an, als würde man versuchen, auf jedem Loch ein Turnier zu gewinnen. Man muss nicht bester Spieler auf dem Platz sein, sondern nur seinen Gegner schlagen“, so Straka. Das mache die ganze Angelegenheit aber auch so tückisch, da die Tagesform noch mehr entscheide: „Man weiß nie, was kommt, und muss sich auf alles vorbereiten.“

Golfer Sepp Straka während eines Interviews
GEPA/Hans Oberlaender
Straka schaute auf dem Weg nach Rom kurz in seiner Heimatstadt zum ORF-Interview mit Dietmar Wolff vorbei

Sicher ist, dass sich der Wiener auch bei seinem ersten Ryder Cup an jener Maxime orientieren möchte, die ihm zum Aufstieg zu Österreichs erstem PGA-Sieger geholfen hat: „Ich habe nie aufgegeben, sondern immer versucht, mich zu verbessern, auch wenn die Ergebnisse nie so waren, wie ich sie wollte.“ Denn nur, wenn man sich ständig verbessert, „dann kommen auch die Ergebnisse“, so der 30-Jährige, der heuer auch einer der Favoriten auf die Auszeichnung zum österreichischen Sportler des Jahres ist: „Das wäre eine wahnsinnige Ehre, wie so vieles hätte ich mir nie vorstellen können, da einmal zur Wahl zu stehen.“

„Game Changer“ wie Arnautovic?

Apropos österreichischer Sportler: Im besten Fall wird Straka für Team Europa mit seinen Auftritten das, was er an seinem österreichischen Lieblingssportler so schätzt. Der heißt nämlich Marko Arnautovic, der Rekordteamspieler sei ein „Game Changer“, so Straka. „Wenn er sein bestes Spiel spielt, ist er unschlagbar“, so der Golfprofi über den Legionär von Inter Mailand, der tragischerweise Zeit hat, seinem golfspielenden Fan die Daumen zu drücken. Denn Arnautovic ist mit einer Muskelverletzung vorerst zum Zuschauen verdammt.

Ryder Cup, Ehrentafel

1927 Worcester (USA) USA GBR 9,5:2,5
1929 Leeds (ENG) GBR USA 7:5
1931 Columbus (USA) USA GBR 9:3
1933 Southport (ENG) GBR USA 6,5:5,5
1935 Paramus (USA) USA GBR 9:3
1937 Southport (ENG) GBR USA 4:8
1947 Portland (USA) USA GBR 11:1
1949 Scarborough (ENG) GBR USA 5:7
1951 Pinehurst (USA) USA GBR 9,5:2,5
1953 Wentworth (ENG) GBR USA 5,5:6,5
1955 Rancho Mirage (USA) USA GBR 8:4
1957 South Yorkshire (ENG) GBR USA 7,5:4,5
1959 Indian Wells (USA) USA GBR 8,5:3,5
1961 Lytham St Annes (ENG) GBR USA 9,5:14,5
1963 Atlanta (USA) USA GBR 23:9
1965 Southport (ENG) GBR USA 12,5:19,5
1967 Houston (USA) USA GBR 23,5:8,5
1969 Southport (ENG) GBR USA 16:16 *
1971 St. Louis (USA) USA GBR 18,5:13,5
1973 Gullane (SCO) GBR/IRL USA 13:19
1975 Ligonier (USA) USA GBR/IRL 21:11
1977 Lytham St Annes (ENG) GBR/IRL USA 7,5:12,5
1979 White Sulphur Springs (USA) USA Europa 17:11
1981 Surrey (ENG) Europa USA 9,5:18,5
1983 Palm Beach Gardens (USA) USA Europa 14,5:13,5
1985 Sutton Coldfield (ENG) Europa USA 16,5:11,5
1987 Dublin (USA) USA Europa 13:15
1989 Sutton Coldfield (ENG) Europa USA 14:14 *
1991 Kiawah Island (USA) USA Europa 14,5:13,5
1993 Sutton Coldfield (ENG) Europa USA 13:15
1995 Pittsford (USA) USA Europa 13,5:14,5
1997 San Roque (ESP) Europa USA 14,5:13,5
1999 Brookline (USA) USA Europa 14,5:13,5
2002 Sutton Coldfield (ENG) Europa USA 15,5:12,5
2004 Bloomfield (USA) USA Europa 9,5:18,5
2006 Straffan (IRL) Europa USA 18,5:9,5
2008 Louisville (USA) USA Europa 16,5:11,5
2010 Newport (WAL) Europa USA 14,5:13,5
2012 Medinah (USA) USA Europa 13,5:14,5
2014 Auchterarder (SCO) Europa USA 16,5:11,5
2016 Chaska (USA) USA Europa 17:11
2018 Paris (FRA) Europa USA 17,5:10,5
2021 Whistling Straits (USA) USA Europa 19:9
2023 Rom (ITA) Europa USA 16,5:11,5
* Bei einem Remis bleibt der Titelverteidiger im Besitz des Cups