Nations League

Österreich verliert Rekordspiel knapp

Österreich Fußballnationalteam hat am Dienstag sein Rekordspiel in der UEFA Women’s Nations League knapp verloren. Vor 10.051 Zuschauerinnen und Zuschauern, die die bisherige Bestmarke bei einer ÖFB-Partie der Frauen (3.600) pulverisierten, behielt das Topteam Frankreich im Viola Park in Wien mit 1:0 (1:0) die Oberhand. Starspielerin Wendie Renard sorgte für einen frühen Stimmungskiller, die bemühten Gastgeberinnen hatten danach Pech.

Vor der Rekordkulisse in der Geschichte des heimischen Frauen-Fußballs musste das Team von Irene Fuhrmann einen sehr frühen Rückschlag verkraften. Renard köpfelte nach einem Freistoß per Kopf ein, Torfrau Manuela Zinsberger agierte dabei äußerst unglücklich (5.).

Danach hatte Frankreich, die Nummer fünf der Welt und zuletzt bei der Weltmeisterschaft im Viertelfinale, das Heft in der Hand und durch Eugenie Le Sommer und Kandidatou Diani Chancen auf eine höhere Führung. Österreich kam kurz vor der Pause auf und hatte durch einen Lattentreffer von Celina Degen nach einem Freistoß Pech. Nach der Pause blieben die Gastgeberinnen angefeuert von den Fans bemüht, bissen sich aber an der Qualität der Französinnen die Zähne aus.

Lattenschuss durch Degen (45+1. Minute)

Die Verteidigerin trifft nach einem Freistoß die Latte.

Damit hält Frankreich in der Nations-League-Gruppe A2 beim Maximum von sechs Zählern, Österreich nach dem 1:1 in Norwegen zum Auftakt bei einem. Weiter geht es Ende Oktober in Altach mit dem nächsten Heimspiel gegen den dritten Gruppengegner Portugal, der im Parallelspiel am Dienstag Norwegen daheim mit 3:2 besiegte.

Zuschauerrekord pulverisiert

Nach (zu) langer Zeit, nämlich fast elf Jahren, konnte Österreichs Nationalteam im Frauen-Fußball endlich einen neuen Fanrekord aufstellen. 2012 waren einst 3.600 Zuschauerinnen und Zuschauer nach St. Pölten zum Ländervergleich mit Russland gekommen, am 26. September 2023 wurde die alte Bestmarke nun geradezu pulverisiert.

Spielerinnen vor dem Spiel im Stadion
ORF/Bernhard Kastler
10.051 Menschen sorgten für einen neuen Zuschauerrekord bei einem ÖFB-Spiel der Frauen

Dass es so lange dauerte, lag mitunter auch an verpassten Chancen, unmittelbar nach der Europameisterschaft 2022 spielte Österreich etwa gegen die frischgebackenen Siegerinnen aus England in der limitierten Arena in Wiener Neustadt. Gegen Frankreich waren der frühzeitig verkündete Spielort und frühe Spieltermin hilfreich, um bereits vor dem Spieltag über 9.000 Karten abzusetzen.

Spielerinnen am Trainingsplatz
ORF/Bernhard Kastler
Vor dem Spiel konnten fünf- bis zwölfjährige Mädchen unter den Augen von Maskottchen „Ostar-Richi“ üben

Rahmenprogramm wie das „Ostar-Richi-Festival“, bei dem Fünf- bis Zwölfjährige am Nebenplatz Übungen mit dem Ball durchführen konnten, oder die Event Area mit Mitmachbewerben taten ihr Übriges, dass das österreichische Nationalteam der Frauen nach zwei so erfolgreichen EM-Teilnahmen ihre verdiente Rekordkulisse erhielt.

Zwei Änderungen und ein „Hunderter“

Fuhrmann veränderte die Startelf gegenüber dem 1:1 in Norwegen an zwei Positionen, „Gastgeberin“ Katharina Schiechtl von Austria Wien rutschte statt Virginia Kirchberger in die Abwehr, und vorn bekam die „schnellere und ausgeruhtere“ Viktoria Pinther den Vorzug vor Nicole Billa, die wie Eilen Campbell auf der Bank Platz nahm. Campbell hatte mit einem Traumtor Österreich einen Punkt in Oslo beschert. Ihr 100. Länderspiel absolvierte Verena Hanshaw, die wie die frühere Kapitänin und heutige Ligamanagerin Carina Wenninger vorab geehrt wurde.

Aufseiten der Französinnen standen sechs Spielerinnen wie im WM-Viertelfinale in Australien in der Startelf, angeführt von der aktiven Spielerlegende Wendie Renard. Der nicht mit ihr verwandte Teamchef Herve Renard ist keine Legende, hat aber einen speziellen Sieg auf seiner Vita stehen: Als Herren-Teamchef feierte der 54-Jährige mit dem krassen Außenseiter Saudi-Arabien bei der Katar-WM einen Sieg gegen den späteren Weltmeister Argentinien mit Lionel Messi.

Früher Stimmungskiller in Favoriten

Alles war angerichtet an einem neuerlich spätsommerlichen Tag für ein weiteres, zumindest atmosphärisches Fußballfest in Rot-Weiß-Rot, doch nach einem bemühten Beginn der Österreicherinnen kam schnell die kalte Dusche. Nach einem Missgeschick von Hanshaw, der der Ball an die Hand sprang, gab es Freistoß, und die bei Standards ohnehin so gefährlichen Französinnen bestraften das unter Österreichs Mithilfe.

Bacha brachte von der rechten Seitenlinie im Halbfeld den Ball über die Abwehr nahe an die erste Stange, wo die 187 Zentimeter große Renard den Ball auf das Tor lenkte. Arsenal-Legionärin Zinsberger wirkte überrascht und konnte den Ball nur noch ins eigene Tor lenken (5.).

Wendie Renard (FRA)
Reuters/Leonhard Foeger
Nach einem Kopfball von Renard und einem Fehler von Zinsberger stand es früh 0:1

Das hatten sich die Österreicherinnen freilich anders vorgestellt, nämlich die Fans mit eigenen Offensivaktionen mitzunehmen. Vorerst mussten die ballsicheren Französinnen von der eigenen Gefahrenzone ferngehalten werden. Kadiditaou Diani war dabei ebenso auffällig wie die Rekordtorjägerin Eugenie Le Sommer, die mit einem Schuss (10.) scheiterte und dann einen Kopfball nach Diani-Flanke drübersetzte (14.). Zehn Minuten später wiederholte sich das mit Diani (24.).

Gefährlicher Kopfball von Le Sommer (14. Minute)

Die Französin verpasst das 2:0 knapp.

Österreich tat sich vorerst schwer, gegen die stabile Fußballmacht Chancen zu kreieren, auch weil der viel zitierte letzte Pass nicht ankam oder Missverständnisse diesen erst gar nicht zuließen. Wenn sich jemand wie Katharina Naschenweng aber einmal ein Herz nahm und ein Solo startete, nahm sie so auch das Publikum schnell mit, das läutete auch die beste österreichische Phase vor der Pause ein.

Degen lenkt Ball an die Latte

Zunächst scheiterte noch Bacha auf der Gegenseite mit einem strammen Schuss an Zinsberger (38.), dann zeigten sich auch die Gastgeberinnen bei Standards gefährlich. Nach einer Hereingabe von Barbara Dunst verfehlten zwei abschlussbereite Österreicherinnen (41.), in der Nachspielzeit gab es die zweite Chance durch Degen, die nach einer neuerlichen Dunst-Hereingabe den Ball an die Latte lenkte.

Celina Degen (AUT)
IMAGO/SPP/Tom Seiss
Degen legte alles in den Abschluss hinein, der Ball prallte an die Latte

Auch in der Halbzeit wurde den Zuschauerinnen und Zuschauern, darunter viele Kinder, mit einer Cheerleader-Choreografie etwas geboten. Das ÖFB-Team präsentierte sich danach mit einer verbesserten, weil aggressiveren Körpersprache. Unterhalten wurde das Publikum etwa vom Einsatz von Marina Georgieva, die zudem Le Sommer nahe des eigenen Sechzehners formidabel stehen ließ.

Österreich beißt sich Zähne aus

Offensiv gelang aber auch in der zweiten Hälfte nicht viel, die Gäste hatten das letzte Drittel weitestgehend im Griff. Für die größte Gefahr sorgte noch eine Französin: Amandine Henry prüfte mit einem völlig misslungenen Rückpass ihre eigene Torfrau Constance Picaud, die den Ball mit dem Kopf klärte (58.). Danach erntete auch Teamchefin Fuhrmann mit einem perfekt gestoppten Ball hinter dem Seitenaus Applaus, ehe Degen nach einem Standard knapp verzog (69.).

Österreich, das letztlich ohne Torjägerin Billa antrat, zeigte sich bis zum Ende wie das Publikum bemüht, das Ergebnis noch zu korrigieren. Aber Frankreich spielte den Auswärtssieg nach Hause, nur einmal wurde es noch eng, als Dunst mit einem Freistoß für Gefahr sorgte. Diese traf dann später ins Tor, Assistgeberin Marie-Therese Höbinger stand dabei aber im Abseits. Der verfrühte Torjubel des Publikums mündete schließlich in einen aufmunternden Abgangsapplaus.

Stimmen zum Spiel:

Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): „Es war ein sehr emotionaler Abend. Ich denke, wir haben heute Historisches erlebt. Ich möchte an alle Verantwortlichen ein großes Dankeschön richten. Wir haben so lange gekämpft für so einen Abend, und deshalb tut mir die Niederlage für die Fans umso mehr leid. Es ist eine neue Zeitrechnung angebrochen. Wir müssen uns in Zukunft von Beginn an mehr zutrauen. Man hat heute gesehen, dass wir mittlerweile in der Lage sind, einen so starken Gegner wirklich auch phasenweise zu bespielen.“

Sarah Puntigam (ÖFB-Kapitänin): „Wir hatten unsere Chancen, gegen Frankreich muss man die paar halt nutzen. Es war aber eine richtig gute Leistung, speziell in der zweiten Halbzeit – da haben wir nichts zugelassen. Es tut richtig weh, aber ich bin stolz auf die Mannschaft.“

UEFA Women’s Nations League, zweiter Spieltag

Dienstag:

Österreich – Frankreich 0:1 (0:1)

Wien, Viola Park, 10.051 Zuschauerinnen und Zuschauer, SR Cvetkovic (SRB)

Tor: Renard (5.)

Österreich: Zinsberger; Naschenweng (61./Purtscheller), Schiechtl (60./Kirchberger), Georgieva, Degen, Hanshaw; Dunst, Zadrazil, Puntigam (73./Höbinger), Feiersinger (84./Schasching); Pinther (46./Campbell)

Frankreich: Picaud; Perisset (58./Mbock Bathy), De Almeida, Renard, Karchaoui; Mateo (57./Becho), Henry (76./Toletti), Jean-Francois (58./Le Garrec), Bacha; Diani (81./Asseyi), Le Sommer

Gelbe Karten: Degen bzw. Le Garrec, Bacha, Mbock Bathy