Sergio Perez
Reuters/Hamad I Mohammed
Formel 1

Hitzequalen in Katar sorgen für Zündstoff

Der Grand Prix von Katar ist mit einem grandiosen Sieg von Max Verstappen zu Ende gegangen. Den dritten WM-Titel in Folge hatte sich der niederländische Red-Bull-Pilot schon im Sprint tags davor in Doha gesichert. In Erinnerung bleibt aber nicht nur die Leistung des 26-Jährigen. Die Qualen im Hitzerennen in der Wüste sorgten zusätzlich für Gesprächs- und Diskussionsstoff.

Fast bewusstlose Fahrer, die sich während des Rennens in ihre Helme übergaben und danach ärztliche Hilfe benötigten: In der Gluthitze von Katar ist die Formel 1 an ihr Limit geraten und womöglich nur mit Glück schlimmen Folgen entgangen.

Auch gegen Rennende gegen 21.30 Uhr Ortszeit herrschten noch Temperaturen von über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von knapp 80 Prozent. In den Tagen zuvor war es sogar noch wärmer, teilweise stiegen die Temperaturen tagsüber auf mehr als 40 Grad. „Man muss sich das anschauen, es war definitiv viel zu warm. Diese Temperaturen sind zu extrem“, sagte Verstappen.

Kritik nach Hitzequalen in Katar

Der Grand Prix von Katar sorgt nachträglich für Zündstoff und Diskussionen, da die Qualen im Hitzerennen viele Fahrer an ihre Grenzen gebracht hatten. Einige Piloten mussten sogar medizinisch behandelt werden.

FIA kündigt eine Untersuchung an

Am Montagabend reagierte der Automobil-Weltverband (FIA) und kündigte eine Untersuchung an. „Auch wenn sie Hochleistungssportler sind, darf man nicht erwarten, dass sie unter solchen Umständen einen Wettbewerb austragen, der ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährdet“, teilte die FIA mit. Nach Beratungen mit der medizinischen Kommission sollen demnach „angemessene Maßnahmen“ ergriffen werden.

„Viel zu gefährlich“

„Das war viel zu gefährlich“, sagte McLaren-Pilot Lando Norris nach der brutalen Qual von Katar. „Ich dachte, ich werde ohnmächtig. Es war verrückt, wie heiß es war, wie in einem Ofen“, so George Russell über seine Fahrt im Mercedes.

Gleich mehrere Piloten wurden bei härtesten Bedingungen wegen Dehydrierung nach dem Grand Prix in der Wüste nördlich von Doha medizinisch behandelt, Williams-Neuling Logan Sargeant gab sogar vorzeitig entkräftet auf. „Wenn Leute in so schlechtem Zustand sind, ist es zu viel. Darüber müssen wir noch reden“, sagte der Drittplatzierte Norris.

Lando Norris
Reuters/Darko Bandic
Lando Norris kämpfte sich als Dritter über die Ziellinie

Direkt ins Krankenhaus

Der US-Amerikaner Sargeant hatte sich in seinem Fahrzeug übergeben und kam in der Garage nicht mehr allein aus dem Wagen. Gestützt von den Mechanikern wurde der 22-Jährige weggebracht, später ging es ihm wieder besser, die Ärzte entließen ihn aus dem Streckenkrankenhaus.

Genau wie sein Williams-Teamkollege Alexander Albon, der ebenfalls untersucht werden musste, weil er zu lange großer Hitze im Cockpit ausgesetzt war. Williams hatte offenbar Probleme, weil sich das Cockpit aus einem bisher nicht bekannten Grund zusätzlich aufheizte.

Auch vielen ihrer Kollegen ging es während und nach dem Hitzerennen schlecht. Esteban Ocon von Alpine war zwischenzeitlich übel, mit Mühe erreichte er das Ziel. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin eigentlich körperlich darauf vorbereitet, sogar zwei Renndistanzen zu fahren, aber das war einfach zu viel für mich“, sagte der Franzose. Die spanische Zeitung „Marca“ schrieb von einem „Höllenrennen“.

„Grenzen überschritten“

Wenn die Rennfahrer wegen der Bedingungen bei Tempo 300 beinahe bewusstlos werden und die Kontrolle über die Autos zu verlieren drohen, ist wohl eine Grenze überschritten. „Man kann nicht so gut sehen, die Reflexe sind viel langsamer. Es passiert viel mit dem Körper, und das erschwert es, bei 320 Kilometern pro Stunde präzise zu sein, wenn die Sicht nicht mehr so gut ist wie am Anfang“, erklärte Ferrari-Star Charles Leclerc.

„Es ist wie in einer Sauna, es ist einfach zu warm“, sagte Weltmeister Verstappen, der für seine herausragende Fitness bekannt ist. „Das hat nichts mit Training zu tun, denn wir sind alle sehr fit.“ Für gewöhnlich steigt Verstappen entspannt aus seinem Red Bull, doch sein 14. Saisonsieg kostete ihn alle Kraft. Der 26-Jährige musste sich setzen und schwitzte wie wohl selten zuvor.

Max Verstappen
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Als Sieger auf dem Podest konnte Max Verstappen wieder lächeln

„Das war das härteste Rennen meines Lebens“, sagte auch der Zweitplatzierte McLaren-Pilot Oscar Piastri, Sieger des Sprintrennens am Samstag. Er forderte: „Wir müssen darüber reden, das ist keine gute Situation für uns Fahrer.“

Routinier Alonso leidet

Ex-Weltmeister Fernando Alonso hatte sein Aston-Martin-Team per Funk sogar gefragt, ob man bei einem Boxenstopp nicht einfach Wasser über seinen Kopf schütten könnte. „Aber das wurde nicht erlaubt“, sagte der 42-jährige Spanier: „Mein Sitz war brennend heiß, und ich hatte das Gefühl, dass meine rechte Seite durch die Hitze verbrannt wurde.“

Immerhin lindert der Rennkalender für das nächste Jahr im Fahrerlager die Sorgen. Für 2024 ist der Grand Prix von Katar in Doha erst für den am 1. Dezember angesetzt und damit zwei Monate später – zu Beginn des Winters. Wüstenrennen in Katar sind vertraglich jedenfalls für weitere neun Jahre bis 2032 fixiert.