Max Verstappen
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Formel 1

Verstappens rasanter Weg in den Eliteclub

Seit dem Wochenende ist Max Verstappen Teil eines elitären Clubs in der Formel 1: Als elfter Fahrer ist der Niederländer zumindest dreimal Weltmeister geworden und steht mit nur 26 Jahren auf einer Stufe mit verstorbenen Ikonen wie Ayrton Senna und Niki Lauda. Nur der vierfache Champion Sebastian Vettel war schneller, weil jünger (25), in diesem Eliteclub. Geht es nach den Experten, ist der Weg des „Jahrhunderttalents“ (Lauda) noch lange nicht zu Ende.

„Er wird einfach immer stärker und stärker“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Für den Briten ist Verstappen der Erfolgsfaktor im Austrorennstall. „Der reine Speed, seine Fähigkeiten, der Hunger und die Leidenschaft waren vom ersten Tag an da. Aber jetzt kombiniert er das mit Erfahrung und der Art und Weise, wie er das Rennen liest, wie er mit den Reifen umgeht, wie er die Situation liest – phänomenal“, lobte Horner. Durch Verstappen erklimme auch das Team ein neues Niveau. „Der Erfolg spornt alle an, noch besser zu werden.“

Der Triple-Weltmeister aus den Niederlanden fuhr seine Konkurrenz heuer mit einer fast unheimlich wirkenden Leichtigkeit in Grund und Boden. Die Königsklasse des Motorsports wird von Verstappens Dominanz überstrahlt, und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht.

Mehrfachweltmeister:
7 Michael Schumacher (GER) 1994, 1995, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004
Lewis Hamilton (GBR) 2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020
5 Juan-Manuel Fangio (ARG) 1951, 1954, 1955, 1956, 1957
4 Alain Prost (FRA) 1985, 1986, 1989, 1993
Sebastian Vettel (GER) 2010, 2011, 2012, 2013
3 Jack Brabham (AUS) 1959, 1960, 1966
Jackie Stewart (GBR) 1969, 1971, 1973
Niki Lauda (AUT) 1975, 1977, 1984
Nelson Piquet (BRA) 1981, 1983, 1987
Ayrton Senna (BRA) 1988, 1990, 1991
Max Verstappen (NED) 2021, 2022, 2023
2 Alberto Ascari (ITA) 1952, 1953
Graham Hill (GBR) 1962, 1968
Jim Clark (GBR) 1963, 1965
Emerson Fittipaldi (BRA) 1972, 1974
Mika Häkkinen (FIN) 1998, 1999
Fernando Alonso (ESP) 2005, 2006

„Feingeschliffen und nimmersatt“

Nicht nur in seiner Heimat (NRC.nl: „Verstappen ist von einem seltsam hohen Niveau. Mit 26 steht er auf gleicher Höhe mit Ikonen wie Senna, Jackie Stewart und Lauda“) wird ihm gehuldigt. „Das Wunderkind ist zum Mann gereift, und man kann ihn nicht mehr bremsen“, würdigte die „Gazzetta dello Sport“ aus der Ferrari-Heimat Italien. Pointiert schrieb die „Süddeutsche Zeitung“: „Fein geschliffen und nimmersatt“.

Max Verstappen – Anatomie eines Champions

Max Verstappen ist der Spross einer Rennfahrerfamilie, die es gewohnt ist, Risiken einzugehen. Diese Serie zeigt seinen Werdegang, angefangen von seiner schwierigen Kindheit, den vielen Entbehrungen seines Lebens bis hin zur Liebe zum Sport.

Zwar ist Verstappen nicht der jüngste Pilot, der drei WM-Titel geholt hat. Aber mit 49 Rennsiegen und 93 Podestplätzen bei 180 Grand-Prix-Starts ist er allen anderen in seiner Altersklasse inklusive Sebastian Vettel weit voraus. Gut möglich, dass Verstappen, der gemäß Vertrag bis zumindest 2028 bei Red Bull Racing bleiben wird, einmal in die Riege der Rekordweltmeister aufsteigen wird – vier Titel fehlen noch auf Michael Schumacher und seinen Dauerrivalen Lewis Hamilton.

Rennfahrgene von Vater und Mutter

Die Rennfahrgene hatte der 1997 im belgischen Hasselt geborene Verstappen von seinen Eltern mitbekommen. Vater Jos war in den 1990er Jahren eine Weile Weggefährte von Michael Schumacher bei Benetton und brachte es bei 106 Starts zu zwei dritten Plätzen. Seine Mutter Sophie Kumpen fuhr Kart. Max begann im Alter von vier Jahren mit dem Kartsport. Auch seine jüngere Schwester Victoria, die heute für ihren Bruder arbeitet, galt in dem Metier als talentiert.

Das Können von Max Verstappen, der von seinem Vater regelrecht zum Formel-1-Piloten gedrillt wurde, blieb auch Red Bull nicht verborgen. Motorsport-Konsulent Helmut Marko gilt neben Jos Verstappen als wichtigster Förderer des Weltmeisters. „Mir war klar, dass da was Außergewöhnliches kommt“, urteilte Marko einmal. „Ich habe keine Antwort, außer: Kappe ab. Das ist ein Jahrhunderttalent“, lobte Lauda einst Verstappen nach dessen Debütsieg vor sieben Jahren in Spanien.

Jos und Max Verstappen bei einem Kart-Rennen 2009 auf dem Nürburgring
IMAGO/Motorsport Images
Wie der Vater (l., Jos), so der Sohn (r., Max): Nur hat der Jungspund deutlich mehr Erfolg als der Vater

Im März 2015 hatte er in Melbourne sein erstes Formel-1-Rennen bestritten. Nach 23 Einsätzen für Toro-Rosso-Ferrari wurde er im Mai 2016 anstelle von Daniil Kwjat ins Red-Bull-Cockpit gesetzt. Die mutige Entscheidung traf Marko mit dem verstorbenen Red-Bull-Patron Dietrich Mateschitz. Gleich bei seiner Premiere im „Bullen“-Boliden fuhr Verstappen mit 18 Jahren und 228 Tagen den ersten Sieg heraus.

„Der perfekte Schwiegersohn“ – außerhalb des Autos

Pikanterweise hat Verstappen Kwjat auch als Mann an der Seite von Kelly Piquet ersetzt. Die Tochter von Ex-Weltmeister Nelson Piquet, der auch dreifacher Weltmeister ist, hat aus der Beziehung mit dem Russen eine Tochter, Verstappen gibt in Monaco den Ersatzvater für die Vierjährige. Im steuerfreundlichen Fürstentum hat er es sich seit 2015 mit mehreren Katzen und einem Rennsimulator gemütlich gemacht.

Auf der Rennstrecke wird Verstappen selbst zum Tier. „Er reizt alles bis zum Limit aus, unabhängig von den äußeren Bedingungen, weil er eine unglaubliche Kontrolle über das Auto hat“, sagte Marko und ergänzte in Katar: „Er ist absolut bodenständig. Der Fokus ist aber ganz klar auf die Formel 1 gerichtet. Außerhalb des Autos ist er der ideale Schwiegersohn, im Auto ändert sich das drastisch.“

Rekorde treiben Verstappen weiter an

Rekorde treiben Verstappen an, besonders die historische Siegesserie von zehn Rennen in dieser Saison hatte für das einstige Red-Bull-Wunderkind einen hohen Stellenwert. „Ich hätte niemals geglaubt, dass dieser Rekord möglich ist“, hatte er in Monza gesagt. Nach 17 Rennen hält er bei 14 Siegen – und heuer stehen noch fünf auf dem Programm. Verstappen macht vieles möglich, er stellt seit Jahren eine Bestmarke nach der anderen auf. Ein Ende ist dabei nicht in Sicht.

Alle Formel-1-Weltmeister

Alle Weltmeister seit 1950:
1950 Giuseppe Farina (ITA) Alfa Romeo
1951 Juan Manuel Fangio (ARG) Alfa Romeo
1952 Alberto Ascari (ITA) Ferrari
1953 Alberto Ascari (ITA) Ferrari
1954 Juan Manuel Fangio (ARG) Mercedes/Maserati
1955 Juan Manuel Fangio (ARG) Mercedes
1956 Juan Manuel Fangio (ARG) Lancia/Ferrari
1957 Juan Manuel Fangio (ARG) Maserati
1958 Mike Hawthorn (GBR) Ferrari
1959 Jack Brabham (AUS) Cooper-Climax
1960 Jack Brabham (AUS) Cooper-Climax
1961 Phil Hill (USA) Ferrari
1962 Graham Hill (GBR) BRM
1963 Jim Clark (GBR) Lotus-Climax
1964 John Surtees (GBR) Ferrari
1965 Jim Clark (GBR) Lotus-Climax
1966 Jack Brabham (AUS) Brabham-Repco
1967 Dennis Hulme (NZL) Brabham-Repco
1968 Graham Hill (GBR) Lotus-Ford
1969 Jackie Stewart (GBR) Matra-Ford
1970 Jochen Rindt (AUT) Lotus-Ford
1971 Jackie Stewart (GBR) Tyrrell-Ford
1972 Emerson Fittipaldi (BRA) Lotus-Ford
1973 Jackie Stewart (GBR) Tyrrell-Ford
1974 Emerson Fittipaldi (BRA) McLaren-Ford
1975 Niki Lauda (AUT) Ferrari
1976 James Hunt (GBR) McLaren-Ford
1977 Niki Lauda (AUT) Ferrari
1978 Mario Andretti (USA) Lotus-Ford
1979 Jody Scheckter (RSA) Ferrari
1980 Alan Jones (AUS) Williams-Ford
1981 Nelson Piquet (BRA) Brabham-Ford
1982 Keke Rosberg (FIN) Williams-Ford
1983 Nelson Piquet (BRA) Brabham-BMW
1984 Niki Lauda (AUT) McLaren-Porsche
1985 Alain Prost (FRA) McLaren-Porsche
1986 Alain Prost (FRA) McLaren-Porsche
1987 Nelson Piquet (BRA) Williams-Honda
1988 Ayrton Senna (BRA) McLaren-Honda
1989 Alain Prost (FRA) McLaren-Honda
1990 Ayrton Senna (BRA) McLaren-Honda
1991 Ayrton Senna (BRA) McLaren-Honda
1992 Nigel Mansell (GBR) Williams-Renault
1993 Alain Prost (FRA) Williams-Renault
1994 Michael Schumacher (GER) Benetton-Ford
1995 Michael Schumacher (GER) Benetton-Renault
1996 Damon Hill (GBR) Williams-Renault
1997 Jacques Villeneuve (CAN) Williams-Renault
1998 Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes
1999 Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes
2000 Michael Schumacher (GER) Ferrari
2001 Michael Schumacher (GER) Ferrari
2002 Michael Schumacher (GER) Ferrari
2003 Michael Schumacher (GER) Ferrari
2004 Michael Schumacher (GER) Ferrari
2005 Fernando Alonso (ESP) Renault
2006 Fernando Alonso (ESP) Renault
2007 Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari
2008 Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes
2009 Jenson Button (GBR) Brawn-Mercedes
2010 Sebastian Vettel (GER) Red Bull-Renault
2011 Sebastian Vettel (GER) Red Bull-Renault
2012 Sebastian Vettel (GER) Red Bull-Renault
2013 Sebastian Vettel (GER) Red Bull-Renault
2014 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes
2015 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes
2016 Nico Rosberg (GER) Mercedes
2017 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes
2018 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes
2019 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes
2020 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes
2021 Max Verstappen (NED) Red-Bull-Honda
2022 Max Verstappen (NED) Red-Bull-Honda
2023 Max Verstappen (NED) Red-Bull-Honda