„Er wird einfach immer stärker und stärker“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Für den Briten ist Verstappen der Erfolgsfaktor im Austrorennstall. „Der reine Speed, seine Fähigkeiten, der Hunger und die Leidenschaft waren vom ersten Tag an da. Aber jetzt kombiniert er das mit Erfahrung und der Art und Weise, wie er das Rennen liest, wie er mit den Reifen umgeht, wie er die Situation liest – phänomenal“, lobte Horner. Durch Verstappen erklimme auch das Team ein neues Niveau. „Der Erfolg spornt alle an, noch besser zu werden.“
Der Triple-Weltmeister aus den Niederlanden fuhr seine Konkurrenz heuer mit einer fast unheimlich wirkenden Leichtigkeit in Grund und Boden. Die Königsklasse des Motorsports wird von Verstappens Dominanz überstrahlt, und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht.
„Feingeschliffen und nimmersatt“
Nicht nur in seiner Heimat (NRC.nl: „Verstappen ist von einem seltsam hohen Niveau. Mit 26 steht er auf gleicher Höhe mit Ikonen wie Senna, Jackie Stewart und Lauda“) wird ihm gehuldigt. „Das Wunderkind ist zum Mann gereift, und man kann ihn nicht mehr bremsen“, würdigte die „Gazzetta dello Sport“ aus der Ferrari-Heimat Italien. Pointiert schrieb die „Süddeutsche Zeitung“: „Fein geschliffen und nimmersatt“.
Max Verstappen – Anatomie eines Champions
Max Verstappen ist der Spross einer Rennfahrerfamilie, die es gewohnt ist, Risiken einzugehen. Diese Serie zeigt seinen Werdegang, angefangen von seiner schwierigen Kindheit, den vielen Entbehrungen seines Lebens bis hin zur Liebe zum Sport.
Zwar ist Verstappen nicht der jüngste Pilot, der drei WM-Titel geholt hat. Aber mit 49 Rennsiegen und 93 Podestplätzen bei 180 Grand-Prix-Starts ist er allen anderen in seiner Altersklasse inklusive Sebastian Vettel weit voraus. Gut möglich, dass Verstappen, der gemäß Vertrag bis zumindest 2028 bei Red Bull Racing bleiben wird, einmal in die Riege der Rekordweltmeister aufsteigen wird – vier Titel fehlen noch auf Michael Schumacher und seinen Dauerrivalen Lewis Hamilton.
Rennfahrgene von Vater und Mutter
Die Rennfahrgene hatte der 1997 im belgischen Hasselt geborene Verstappen von seinen Eltern mitbekommen. Vater Jos war in den 1990er Jahren eine Weile Weggefährte von Michael Schumacher bei Benetton und brachte es bei 106 Starts zu zwei dritten Plätzen. Seine Mutter Sophie Kumpen fuhr Kart. Max begann im Alter von vier Jahren mit dem Kartsport. Auch seine jüngere Schwester Victoria, die heute für ihren Bruder arbeitet, galt in dem Metier als talentiert.
Das Können von Max Verstappen, der von seinem Vater regelrecht zum Formel-1-Piloten gedrillt wurde, blieb auch Red Bull nicht verborgen. Motorsport-Konsulent Helmut Marko gilt neben Jos Verstappen als wichtigster Förderer des Weltmeisters. „Mir war klar, dass da was Außergewöhnliches kommt“, urteilte Marko einmal. „Ich habe keine Antwort, außer: Kappe ab. Das ist ein Jahrhunderttalent“, lobte Lauda einst Verstappen nach dessen Debütsieg vor sieben Jahren in Spanien.
Im März 2015 hatte er in Melbourne sein erstes Formel-1-Rennen bestritten. Nach 23 Einsätzen für Toro-Rosso-Ferrari wurde er im Mai 2016 anstelle von Daniil Kwjat ins Red-Bull-Cockpit gesetzt. Die mutige Entscheidung traf Marko mit dem verstorbenen Red-Bull-Patron Dietrich Mateschitz. Gleich bei seiner Premiere im „Bullen“-Boliden fuhr Verstappen mit 18 Jahren und 228 Tagen den ersten Sieg heraus.
„Der perfekte Schwiegersohn“ – außerhalb des Autos
Pikanterweise hat Verstappen Kwjat auch als Mann an der Seite von Kelly Piquet ersetzt. Die Tochter von Ex-Weltmeister Nelson Piquet, der auch dreifacher Weltmeister ist, hat aus der Beziehung mit dem Russen eine Tochter, Verstappen gibt in Monaco den Ersatzvater für die Vierjährige. Im steuerfreundlichen Fürstentum hat er es sich seit 2015 mit mehreren Katzen und einem Rennsimulator gemütlich gemacht.
Auf der Rennstrecke wird Verstappen selbst zum Tier. „Er reizt alles bis zum Limit aus, unabhängig von den äußeren Bedingungen, weil er eine unglaubliche Kontrolle über das Auto hat“, sagte Marko und ergänzte in Katar: „Er ist absolut bodenständig. Der Fokus ist aber ganz klar auf die Formel 1 gerichtet. Außerhalb des Autos ist er der ideale Schwiegersohn, im Auto ändert sich das drastisch.“
Rekorde treiben Verstappen weiter an
Rekorde treiben Verstappen an, besonders die historische Siegesserie von zehn Rennen in dieser Saison hatte für das einstige Red-Bull-Wunderkind einen hohen Stellenwert. „Ich hätte niemals geglaubt, dass dieser Rekord möglich ist“, hatte er in Monza gesagt. Nach 17 Rennen hält er bei 14 Siegen – und heuer stehen noch fünf auf dem Programm. Verstappen macht vieles möglich, er stellt seit Jahren eine Bestmarke nach der anderen auf. Ein Ende ist dabei nicht in Sicht.