Jubel der ÖFB-Spieler
APA/Robert Jaeger
Fußball

In Feierlaune und mit Zuversicht zur EM

Die österreichischen Jubelgesänge sind Montagabend im Tofik-Bachramow-Stadion von Baku unüberhörbar gewesen. Das ÖFB-Team feierte die Qualifikation für die Fußball-EM 2024 in Deutschland. Nach dem 1:0-Sieg über Aserbaidschan durch einen Elfer von Marcel Sabitzer in der 48. Minute und überstandener Schrecksekunde in der 91. Minute herrschte Glückseligkeit. Die Spieler versprühten auch Zuversicht und trugen „Alles machbar beim Nachbar“-T-Shirts.

Von „I am from Austria“ von Rainhard Fendrich bis hin zum „Großvater“ von S.T.S.: In der Kabine der Österreicher wurde kein Austropop-Schlager ausgelassen. Alle im schmucklosen, hellblau ausgemalten Keller des Bachramow-Stadions sollten wissen, dass die ÖFB-Elf nächstes Jahr ab dem 14. Juni und im absoluten Idealfall bis zum 14. Juli bei der EM in Deutschland vertreten ist. Zum dritten Mal in Folge nach 2016 und 2021.

Die Spieler zeigten mit ihren „Alles machbar beim Nachbar“-T-Shirts auch gleich, dass das Erreichen der EM noch nicht das höchste der Gefühle sein soll. Bei der anschließenden Pressekonferenz wurde auch Teamchef Ralf Rangnick zum Ziel seiner feierwütigen Spieler. Xaver und Alexander Schlager sowie Konrad Laimer stürmten die Bühne der Pressekonferenz und verpassten dem 65-jährigen Deutschen, ÖFB-Pressesprecher Thomas Trukesitz und dem aserbaidschanischen Dolmetscher eine ausgiebige Bierdusche.

„Das ist eine außerordentliche Leistung“

Tormann Alexander Schlager wollte den Moment der geschafften Qualifikation auch richtig eingeordnet wissen: „Ich glaube, es ist in dieser Gruppe nicht selbstverständlich, einen Spieltag vor Schluss sich fix zu qualifizieren. Das zeigt, welcher Spirit in der Truppe steckt. Es war keine leichte Aufgabe, aber jeder hat sich reingehaut und dem Ziel untergeordnet.“

Österreich löst EM-Ticket

Österreichs Fußballnationalteam hat am Montag das Ticket für die EM 2024 gelöst. Das Team von Ralf Rangnick feierte einen 1:0-Sieg gegen Aserbaidschan und sicherte sich damit die nötigen drei Punkte.

„Das ist eine außerordentliche Leistung, die Qualifikation in dieser Gruppe schon am vorletzten Spieltag zu fixieren. Das hätte sich auch nicht jeder gedacht. Das ist schon sehr, sehr gut. Es gibt für einen Fußballer nichts Schöneres, als für sein Heimatland bei so einem Großereignis aufzulaufen“, sagte Kapitän Laimer, der mit seinen Gedanken auch schon im nächsten Sommer war.

„Dieses Glück muss man sich auch erarbeiten“

Dabei hatten die Österreicher noch großes Glück. Beinahe hätte die Nummer 17 von Aserbaidschan, Toral Bajramow, die rot-weiß-rote Party gecrasht und die Qualifikationsentscheidung vertagt. Doch sein Schuss traf in der 91. Minute lediglich die Außenstange. „Viel freier kommt man im Sechzehner nicht mehr zum Abschluss. Aber dieses Glück muss man sich auch ein Stück weit erarbeiten“, meinte Schlager, der diese Szene als Tormann aus der ersten Reihe betrachten durfte.

Bilder aus der Kabine

Österreichs Teamspieler wussten, wie man den Moment der EM-Qualifikation feiert.

Nicolas Seiwald, der von Bajramow noch ausgespielt wurde, fiel ebenfalls ein großer Stein vom Herzen. „Ich sehe noch, wie er (Bajramow, Anm.) alleine vor dem Tor steht und ich habe nur noch gehofft und gebetet, dass der Schuss nicht reingeht. Es war dann eine unglaubliche Erleichterung, wie der Schuss nur an die Stange und ins Aus geht. Aber irgendwie haben wir uns das Glück auch verdient. Jetzt sind wir überglücklich und erleichtert.“

Dabei war Österreich zwar kontrolliert, aber nicht besonders spielfreudig und torgefährlich in die Partie gestartet. Erst drei Auswechslungen zur Pause, als Teamchef Rangnick Marcel Sabitzer, Christoph Baumgartner und Patrick Wimmer für Alexander Prass, Florian Kainz und Romano Schmid aufs Feld schickte, sorgten für mehr Tempo und Druck. „Wir haben uns in der ersten Hälfte nicht so leichtgetan“, so Seiwald. „Dann kam noch mal frischer Wind, und wir haben richtig gedrückt. Wenn man solche Leute in der Halbzeit bringen kann, ist das schon ein Zeichen.“

„Jeder freut sich irrsinnig“

Alexander Schlager stimmte seinem Salzburger Landsmann zu und unterstrich die Stimmung im Team, das in Gruppe F nicht mehr von Platz zwei zu verdrängen ist. Dass das Spiel zwischen Leader Belgien und Schweden am Abend in Brüssel wegen einer tödlichen Schießerei, bei der zwei Schweden ums Leben kamen, zur Pause beim Stand von 1:1 abgebrochen wurde, war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

„Jeder freut sich irrsinnig. Der Weg bis hierher war ein hartes Stück Arbeit. Jetzt fällt von allen der Druck ab, und es herrscht ein richtig geiles Gefühl.“ Der Salzburg-Schlussmann war mit seinen Gedanken aber auch schon bei den kommenden Aufgaben. Die Qualifikation zur EM soll nicht der Schluss der positiven Entwicklung im ÖFB-Team unter Rangnick sein. „Der Weg hat begonnen, und wir wollen ihn unbeirrbar weitergehen. Es herrscht ein Superspirit im und um das Team“, so Schlager, der zum sicheren Rückhalt im Team geworden ist.

Größer denken dank Rangnick

Bayern-München-Legionär Laimer ergänzte: „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir machen nicht alles richtig, aber alleine diese Leidenschaft, die wir in der Mannschaft geschaffen haben, jeder gibt immer alles auf dem Platz.“

Für Laimer selbst gäbe es „nichts Geileres“, als die EM in München gegen Deutschland zu eröffnen. „Der Teamchef hat uns von Anfang an beigebracht, größer zu denken. Das Erreichen der EM ist da nur der erste Schritt. Jetzt sollen die nächsten Schritte folgen. Das größere Ziel ist, bei der EM gut abzuschneiden.“

„Alles machbar beim Nachbar“

Die Teamspieler hatten auch schon die passenden T-Shirts für die kommende EM mit im Gepäck und liefen damit herum. „Alles machbar beim Nachbar“ war da zu lesen. „Ich freue mich schon richtig auf mein erstes Großereignis und bin auch schon gespannt, wen wir in der Gruppe haben werden, auch wenn es noch ein bisschen hin ist zur Auslosung“, so Seiwald.

Nicolas Seiwald
ORF/Martin Wagner
Nicolas Seiwald war beim Ö3-Interview mit Adi Niederkorn noch die Feierlaune ins Gesicht und auf das T-Shirt geschrieben

Am Samstag, dem 2. Dezember um 18.00 Uhr erfolgt in der Elbphilharmonie von Hamburg die Ziehung der Gruppen. „Die EM ist cool für unsere Fans und unsere Familien, weil es so nah ist. Es ist mit dieser Mannschaft vieles machbar. Wir können große Nationen ärgern und schlagen, also warum sollte nicht etwas möglich sein“, meinte Seiwald und glaubte es nach kurzem Zögern auch selbst.

EM-Qualifikation, achter Spieltag

Montag:

Aserbaidschan – Österreich 0:1 (0:0)

Baku, Tofik-Bahramow-Stadion, 7.000 Zuschauer, SR Diamantopoulos (GRE)

Tor: Sabitzer (Handelfmeter/48.)

Aserbaidschan: Mahammadalijew – Haghverdi, Kriwotsjuk, Mammadow, Jafargulijew (83./Alijew) – Bajramow, Isajew (78./Emreli), Machmudow, Dinijew (65./Safarow) – Dadasow (83./Gurbanli), Schejdajew

Österreich: A. Schlager – Seiwald, Lienhart, Wöber, Prass (46./Baumgartner) – Schmid (46./Sabitzer), Grillitsch, X. Schlager – Laimer, Kalajdzic (82./Burgstaller), Kainz (46./Wimmer)

Gelb-Rote Karte: Burgstaller (94./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Dinijew, Kriwotsjuk, Bajramow, Schejdajew bzw. Baumgartner, Sabitzer