Katharina Liensberger
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Ski alpin

Liensberger plant in Sölden Neustart

Katharina Liensberger blickt nach einer Horrorsaison nach vorne. Die Slalom-Weltmeisterin von 2021 will zum Auftakt in Sölden mit neuem Umfeld durchstarten. „Ich denke, dass der Weg stimmt. Ich kann auch wieder befreit und locker Ski fahren. Aber wie rennstabil das alles möglich ist, wird sich zeigen“, sagte die Vorarlbergerin vor dem Riesentorlauf am 28. Oktober (10.00/13.00 Uhr, live in ORF1). Zuspruch erhält sie von Superstar Mikaela Shiffrin.

Tapfer gelächelt und gewunken hat Liensberger ja die ganze Zeit. Als sie während der WM in Frankreich erfolglos den Neustart versuchte, nachdem die Trennung von ihrem Coach Livio Magoni unausweichlich geworden war. Und auch, als die Slalom-Beste der Saison 2020/21 im Saisonfinish regelmäßig um die Qualifikation für den zweiten Durchgang zittern musste. „Schlussendlich habe ich auch letztes Jahr in die Kamera gewunken, weil ich einfach glücklich beim Skifahren bin“, sagte Liensberger im Rückblick auf eine Saison ohne Podestplatz und mit nur drei Top-Ten-Ergebnissen.

Ihr professionellstes Lächeln hat die 26-Jährige auch bei der Präsentation der Bekleidungskollektion für die anstehende Wettkampfsaison von Ski Austria in Salzburg zuletzt aufgesetzt. Dort umriss Liensberger vor ihrem Auftritt auf dem Laufsteg vor Journalisten ihre Comebackpläne an die Spitze. „Ich freue mich riesig, dass die Saison startet. Ich weiß natürlich, dass ich in keiner leichten Ausgangsposition bin. Gerade was die Startnummer betrifft, was die Vergangenheit betrifft“, meinte die Vorarlbergerin.

Sölden bereit für Weltcup-Auftakt

In knapp zwei Wochen erfolgt auf dem Rettenbachferner hoch über Sölden der alpine Weltcup-Auftakt. Die Vorbereitungen laufen trotz der bis vor Kurzem hohen Temperaturen auf Hochtouren.

„Schritt für Schritt setzen“

Sie wolle aber positiv in die Zukunft blicken, „konsequent weiterarbeiten und Schritt für Schritt setzen“. In der Weltcup-Startliste ist Liensberger im Slalom auf Platz 21 abgerutscht, im Riesentorlauf auf Platz 20. Den Zahlen nach geht sie in beiden Disziplinen („Ich fühle mich in beiden gleich wohl“) als Österreichs Nummer drei in die Saison.

Katharina Liensberger mit Trainer Livio Magoni
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Die Zusammenarbeit mit Trainer Magnoli (r.) brachte für Liensberger (l.) nicht den erhofften Effekt

Der knochenharten Schule des italienischen Startrainers Magnoli – er hatte zuvor unter anderen Petra Vlhova und Tina Maze erfolgreich betreut – wurde der Rücken gekehrt. „Ich war voll dahinter, aber das war nicht mein Weg. Das Wichtigste ist momentan, wieder zu meinem Skifahren und meiner Grundtechnik zurückzufinden“, sagte Liensberger über die fortlaufende Arbeit, die nun als festerer Bestandteil des Technikteams passiert.

Keine Sonderbehandlungen mehr

In der „WC Technik“-Gruppe vierer Katharinas – Truppe, Huber, Gallhuber und Liensberger – sowie Lisa Hörhager gibt es keine Sonderbehandlungen mehr. Auch die Zusammenarbeit mit Mentalcoach Mathias Berthold ist inzwischen eine lose, erzählte Liensberger. „Ich weiß, dass ich mich melden kann, wenn ich was brauche.“ Mutter Herlinde, die bei den Rennen ihrer Tochter seit jeher unterstützend dabei war, muss auf Drängen des Verbands künftig zu Hause bleiben.

Die mediale Begleitung und wohl auch die Maßnahme selbst kam im Hause Liensberger weniger gut an. Erklärende Homepage-Artikel wurden verfasst, wenige Tage vor Sölden war die Causa für Liensberger „kein Thema“ mehr. In den Vorarlberger Nachrichten erklärte Herlinde Liensberger zuletzt: „Ich war nie Managerin meiner Tochter, schon gar nicht sportliche Beraterin. Also Lichtjahre entfernt von einem Modell Hirscher oder Shiffrin. Ich habe Katharina einfach viele organisatorische Dinge abgenommen, die in dieser Sportart viel Energie von den Aktiven absaugen.“

Teambildende Maßnahme

Ein Betreuungsvakuum sollte es im breit aufgestellten österreichischen Skiverband (ÖSV) nicht geben. Alpinchef Herbert Mandl will die „Riesenumstellung“ für Liensberger auch als teambildende Maßnahme verstanden wissen. „Es ist für sie wichtig, wenn der Anschluss an das Team besser wird. Man kann auch viel Energie aus einem gesunden Teamgeist schöpfen.“

ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl
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Alpinchef Mandl will, dass Liensbergers Anschluss an das Team besser wird

Die Athletin sagte in diesem Zusammenhang: „Man kann sich gemeinsam so gut pushen, dass es auf ein höheres Level geht. Ich habe es damals gemerkt, als ich mit der Mikaela (Shiffrin, Anm.) und Petra (Vlhova, Anm.) an der Spitze gefahren bin.“

Shiffrin glaubt an starkes Comeback

Shiffrin sprach zuletzt in höchsten Tönen von der Konkurrentin Liensberger. „Sie ist eine unglaubliche Skifahrerin, ihr Schwung ist wunderschön.“ Jede Sportlerin durchlebe Höhen und Tiefen. „Es ist viel komplexer als nur die Rennleistungen. Da sind persönliche Dinge, Veränderungen im Staff, höhere Erwartungen nach erfolgreichen Saisonen, vollere Terminkalender“, zählte der US-Star auf. „Ich habe keinen Zweifel, dass sie stark zurückkommt.“

Liensberger sagte: „Ich hoffe natürlich, dass es mir schon im ersten Rennen gelingt, mein Skifahren zeigen zu können. Aber es braucht sicher Zeit und Geduld.“