Der ehemalige deutsche Tennisspieler Boris Becker
IMAGO/Philippe Ruiz
Tennis

Becker kehrt als „Supercoach“ zurück

Boris Becker hat am Donnerstag die zuvor bekanntgewordene Rückkehr auf die ATP-Tour als neuer „Supercoach“ des Dänen Holger Rune bestätigt. Der 55-jährige Deutsche, der einst auch mit Novak Djokovic in dieser Funktion zwischen 2013 und 2016 große Erfolge gefeiert hat, ist hinsichtlich Zusammenarbeit mit dem Weltranglistensechsten voller Tatendrang. „Holger ist ein Rohdiamant, der Schliff braucht“, erklärte Becker.

Die deutsche Tennislegende sieht viele Parallelen zwischen Rune und seinem einstigen Schützling. „Mir gefallen seine emotionalen Ausbrüche“, sagte er über Rune. „Ich habe schon einmal einen Spieler gecoacht, der auf dem Platz mitunter nicht ganz bei sich war.“ Der mittlerweile 24-malige Grand-Slam-Sieger Djokovic hatte den dreimaligen Wimbledon-Champion Becker auch deswegen angestellt, um sich mental für den damaligen Kampf gegen Größen wie Roger Federer und Rafael Nadal zu wappnen: „Vor allem in psychologischer Hinsicht hilft er mir, weil er diese Situationen bereits kennt.“

Davon soll nun der 20-jährige Rune profitieren, der bei den vier Major-Turnieren bisher nicht über das Viertelfinale hinausgekommen ist. „Boris war auch sehr jung, sogar jünger als Holger, als er große Erfolge erzielte“, hatte Aneke Rune, die Mutter und Managerin des Weltranglistensechsten, kürzlich gesagt, als Spekulationen über die Zusammenarbeit aufgekommen waren. Der Tennisprofi selbst hatte die Gerüchte mit einem Gruppenfoto von sich, Becker und seinem Team auf Instagram angeheizt. „Großartige Trainingswoche in Monaco“, schrieb Rune dazu.

Aus der Trainingswoche wird nun ein festes Engagement. Bei dem am Samstag beginnenden ATP-Turnier in Basel werde er erstmals dabei sein, verriet Becker im Eurosport-Podcast „Das Gelbe vom Ball“. Auch zum Paris Masters werde er mit Rune reisen und „ihm hoffentlich dabei helfen, dass er die Qualifikation für die ATP Finals in Turin schafft. Das ist das große Ziel und das ist die Aufgabe.“ Laut einem Sky-Bericht soll Becker als „Supercoach“ bei ausgewählten Turnieren agieren, Lars Christensen aber weiter Trainer bleiben.

„Stolz, dass er mich gefragt hat“

„Es macht mich ein wenig stolz, dass er mich gefragt hat. Der Kontakt besteht schon länger. Jetzt hat es sehr gut gepasst“, sagte Becker: „Mein Kalender lässt es zu, und mich hat Holger schon immer interessiert, weil er mit so viel Engagement und Temperament auf dem Tennisplatz steht.“ Manchmal auch mit zu viel, wodurch sich der hochtalentierte Däne mitunter selbst im Weg steht. Genau da will Becker ansetzen – Reibungen hat er dabei eingepreist. „Der Trainer und das Team bilden da eine Oase, in der der Spieler das rauslassen muss – wenn er sich danach entschuldigt, wieder konzentriert arbeitet. Ich habe das damals genauso gemacht als Profi.“

Zuletzt war der sechsmalige Grand-Slam-Turniergewinner wieder als Fernsehexperte im Einsatz, nachdem er im Dezember in Großbritannien wegen Steuerdelikten aus der Haft entlassen worden war. Als er im Jänner für Eurosport wieder von den Australian Open berichten durfte, sagte er: „Die Nähe hat mir enorm gefehlt, Tennis ist schließlich meine größte Leidenschaft.“ Nun ist er sogar noch dichter dran.