Shannon Frizell (Neuseeland) während fünftem Try
Reuters/Sarah Meyssonnier
Rugby

„All Blacks“ marschieren ins WM-Finale

Die „All Blacks“ greifen nach ihrem vierten WM-Titel im Rugby. Neuseelands Nationalmannschaft marschierte am Freitag im Stade de France von Saint-Denis im Semifinale mit einem souveränen 44:6 (20:6) gegen Argentinien ins Endspiel. Sie überzeugte dabei wieder einmal mit ihrem fast fehlerlosen Spiel, während die „Pumas“ nur in den ersten Minuten für Spannung sorgten.

Neuseeland trifft kommenden Samstag (21.00 Uhr MESZ) im Finale auf den Gewinner des Samstag-Schlagers zwischen England und Südafrika, das wie Neuseeland mit drei WM-Titeln Rekordhalter ist. Argentinien spielt nächsten Freitag gegen den Verlierer des zweiten Halbfinales um den dritten Platz.

Es war der 34. Sieg für die „All Blacks“ im 37. Spiel gegen die Argentinier, die ihre Hoffnungen auf einen Außenseitersieg bald begraben mussten und am Ende chancenlos waren. Bei den Neuseeländern ragte aus dem starken Kollektiv noch einmal Will Jordan heraus, der erst als dritter Spieler der WM-Geschichte in einem Halbfinale drei Tries legen konnte und insgesamt bei dieser WM bei acht Versuchen hält. Neun Versuche hat noch nie ein Spieler bei einer WM gelegt.

Neuseeländer und Argentinier vor Beginn des Spiels
Reuters/Gonzalo Fuentes
Wie immer sorgten die Neuseeländer bereits vor dem Ankick mit ihrem Kriegstanz „Haka“ für Gänsehaut

Neuseelands Trainer „ziemlich zufrieden“

„All Blacks“-Trainer Ian Foster war mehr als zufrieden: „Das bedeutet alles. Es ist das Ziel, eine WM zu gewinnen, und wir haben uns diese Möglichkeit heute erarbeitet. Das war heute ein hartes Spiel. Argentinien hat es uns zu Beginn nicht leicht gemacht, aber wir hatten die richtigen Antworten und waren zum Schluss stark, deshalb bin ich ziemlich zufrieden.“

„Sie haben jede Möglichkeit zum Punkten genutzt und sie waren heute klar das bessere Team“, fasste Argentiniens Kapitän Julian Montoya das Spiel zusammen. Sein Team habe nie auf jenem Niveau gespielt, das es von sich selbst erwartet habe. Argentiniens australischer Trainer Michael Cheika wollte seiner Mannschaft trotzdem Mut zusprechen: „Klar ist das Ergebnis eindeutig, wir haben nicht die Klasse Neuseelands. Aber den Unterschied haben nur Details gemacht.“

„Pumas“ bissig, aber disziplinlos

Argentinien begann druckvoll und mit Selbstvertrauen, das rasche 3:0 aus einem Straftritt war die Folge. Die „Pumas“ spielten mutig weiter, agierten allerdings auch undiszipliniert. Der Konter der Neuseeländer ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Jordan nutzte seinen Tempovorteil und stellte mit einem Try auf der rechten Seite und der folgenden Erhöhung auf 7:3 (11. Minute). Damit waren die „All Blacks“ in diesem Semifinale angekommen.

Nach einer ebenso schönen wie fehlerlosen Ballstafette über mehrere Stationen legte Jordie Barrett (16.) den zweiten Try für den Favoriten. Richie Mo’unga vergab den schwierigen Erhöhungskick, aber mit 12:3 hatte sich der dreifache Weltmeister mittlerweile schon eine sichere Führung herausgearbeitet. Argentinien drohte nach dem Blitzstart bereits entscheidend in Rückstand zu geraten.

Neuseeland kommt ins Spiel

Noch nie hatte eine Mannschaft bei einem WM-Halbfinale einen Pausenrückstand von sieben Punkten aufholen können. Doch die Partie beruhigte sich nach der Anfangsphase, und Argentinien konnte wieder sein Spiel etablieren. Mit seinem erfolgreich verwandelten Strafkick konnte Emiliano Boffelli auf 6:12 verkürzen.

Jordie Barrett (Neuseeland)
Reuters/Gonzalo Fuentes
Als die „All Blacks“ ihr Spiel ins Laufen brachten, waren sie auf ihrem Weg ins Finale nicht mehr zu stoppen

Was Boffelli für die „Pumas“ konnte, konnte aber auch Mo’unga für die „All Blacks“, und mit 15:6 für Neuseeland schien es nach 40 Minuten in die Pause zu gehen. Aber die „All Blacks“ hatten noch nicht genug, nutzten die Nachspielzeit der ersten Hälfte optimal, und nach einer Einzelleistung von Mark Tele’a schloss Shannon Frizell den Angriff mit einem Try zum 20:6. Die zwei Punkte für die Erhöhung ließ Mo’unga dann jedoch liegen, als er den Ball an die Stange setzte.

Smith zerstört Argentiniens Hoffnung

Jegliche Hoffnungen auf ein wundersames Comeback der Argentinier wurden für alle Fans der Südamerikaner nach nur 90 Sekunden der zweiten Hälfte zerstört. Aaron Smith war nicht zu stoppen und legte den Ball zum 25:6 ab. Diesmal traf Mo’unga, und mit 27:6 war das WM-Finale für die Neuseeländer schon so gut wie sicher erreicht. Es ging jedoch in dieser Tonart weiter.

Aaron Smith (Neuseeland) während viertem Try
Reuters/Stephanie Lecocq
Siebenmal wuchteten sich die Neuseeländer für einen Try in die Malzone

Die aufopferungsvolle Verteidigung der „Pumas“ hatte, je länger das Spiel dauerte, dem klinisch spielenden Gegner immer weniger entgegenzusetzen. Noch bevor eine Stunde um war, begann Neuseeland-Coach Ian Foster, Ersatzspieler einzuwechseln, um seine Stars für das Finale zu schonen. Jordan legte noch seinen dritten Versuch nach. Am Ende verpassten die „All Blacks“ ihren eigenen WM-Halbfinal-Rekordsieg von 49:6 1987 gegen Wales nur knapp um fünf Punkte.

Rugby-WM in Frankreich

Finale:
28.10. Südafrika Neuseeland 12:11
Spiel um Platz drei:
27.10. England Argentinien 26:23
Halbfinale:
20.10. Neuseeland Argentinien 44:6
21.10. England Südafrika 15:16
Viertelfinale:
14.10. Wales Argentinien 17:29
Irland Neuseeland 24:28
15.10. England Fidschi 30:24
Frankreich Südafrika 28:29