ÖSV-Damen beim Training
GEPA/Mathias Mandl
Ski alpin

Chefcoach sieht bei Damen „Aufholbedarf“

Neo-Cheftrainer Roland Assinger soll Österreichs Damen-Auswahl zu einem schlagkräftigen Team für die Heim-WM 2025 in Saalbach formen. Der langjährige Speed-Gruppentrainer löste Roland Trinker nach nur einjähriger Amtszeit als Damen-Chefcoach ab. „Teambuilding“ und physische „Optimierung“ gehörten seither zu den Schwerpunkten in der Vorbereitung auf die neue Saison, die am Samstag (10.00 bzw. 13.00 Uhr, live in ORF1) mit dem Riesentorlauf in Sölden beginnt.

„Das Thema Fitness/Kondition habe ich radikal verändert. Da bin ich Vollgas reingefahren, weil wir da einfach Schwächen haben“, sagte Assinger. Seine Athletinnen sieht er mittlerweile „verbessert“. „Es gibt aber nach wie vor Aufholbedarf, wir stehen noch nicht am Zenit.“

Beim Schwitzen und Schuften schaute der neue Chef nicht nur zu, er machte mit. „Ich will authentisch sein. Ich habe mich selbst gern gequält im Training und möchte weiter eine Vorbildwirkung erzielen“, so Assinger. Als Weltcup-Läufer hatte es der Bruder des nunmehrigen ORF-Moderators Armin Assinger zwischen 1995 und 2001 zehnmal selbst in die Top Ten und einmal als Zweiter aufs Podest geschafft.

Cheftrainer Roland Assinger (AUT)
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Besonders in puncto Fitness ortete Assinger dringenden Aufholbedarf

Zweigeteilte Erwartungen

Seine Erwartungen an das ÖSV-Team sind zweigeteilt. In den technischen Disziplinen sei der Weg zurück aufs Stockerl ein harter. Viele Schrauben habe man gedreht, neue Trainer für neue Gruppenkonstellationen bestellt. „Gewisse Sachen müssen fruchten, radikal mit der Brechstange geht da nichts.“

Das erklärte Ziel ist es, durch eine bessere Physis auch einen technisch anderen Stil zu etablieren. „Im Riesentorlauf wirken Kräfte zwischen 2,5 und drei G. Um dagegenhalten zu können, braucht man eine körperliche Robustheit in allen Belangen“, sagte Assinger, der von den Athletinnen „Disziplin“ einfordert. Er bestehe darauf, dass „Grundsachen eingehalten werden wie Pünktlichkeit, oder dass das Handy beim gemeinsamen Essen nicht dabei ist“.

Geduld mit Liensberger

Der vergangenen Saison, als die Technikerinnen bis auf wenige Ausnahmen enttäuschten, habe er wenig Beachtung geschenkt. „Ich habe versucht, einen Neustart zu machen mit meinen Vorstellungen. Wenn man sieht, dass Katharina Liensberger vor zwei Jahren Weltmeisterin geworden ist und die Slalom-Kugel gewonnen hat, dann war ja nicht alles schlecht.“

Katharina Liensberger (AUT)
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Liensberger soll in die Erfolgsspur zurückfinden

Sagte Assinger nach dem Amtsantritt (1. April) noch, er habe Liensberger die „Extrawürste“ gestrichen, will er bei der Vorarlbergerin nun Geduld walten lassen. „Die Lücke zur Weltspitze ist im letzten Jahr zu groß geworden. Sie scheint im Slalom wieder richtig Fuß zu fassen, im Riesentorlauf fehlt definitiv noch einiges.“

Höhere Ziele im Speed-Bereich

In der Abfahrt und im Super-G sind die Erwartungen viel höher. „Im Speed haben wir Kapazunder am Start, da erwarte ich mir natürlich Siege von einer WM-Medaillengewinnerin Cornelia Hütter oder Nina Ortlieb oder einer früheren Vizeweltmeisterin Stephanie Venier.“ Die Favoritin stellt der ÖSV aber in keiner Disziplin.

„Um eine Kugel zu gewinnen, braucht es eine Topperformance über die ganze Saison, Ausreißer spielt es da nicht.“ Dass Kristall nicht außer Reichweite ist, habe Hütter aber im Vorjahr gezeigt. Die Steirerin kennt der frühere ÖSV-Speed-Gruppentrainer (von 2014 bis 2020) schon lange. „Die Conny ist cooler und abgebrühter geworden.“

Durchblick bei schlechter Sicht

Assinger hofft, dass die Abgebrühtheit im von Verletzungen geprüften Speed-Team auch bei Schlechtwetterrennen mit flacher Sicht zum Vorschein kommt. „Die Performance bei schlechter Sicht war eine Katastrophe. Das war ganz klar ein Thema in der Vorbereitung.“ Dass im vierwöchigen Chile-Trainingslager in La Parva „sicher 15 Tage mit schlechter Sicht“ dabei gewesen sind, sei in dieser Hinsicht fast als Glücksfall zu werten.

Dass der Cheftrainerposten bei ausbleibenden Erfolgen ein Schleudersitz sein kann, sei Assinger bewusst. „Dass heuer kein Großereignis ist, ist aber ein Vorteil. Mittelfristig erhoffe ich mir Schritte nach vorne, damit wir bei der WM in Saalbach stärker dastehen.“ Die ersten Früchte seiner Arbeit: „Der Zusammenhalt scheint verbessert zu sein. Wenn man sich gemeinsam quält, schweißt das natürlich zusammen.“