Die Spieler des RB Salzburg stehen im San Siro Stadion im Kreis
GEPA/Gintare Karpaviciute
Champions League

Salzburg hat in Mailand nichts zu verlieren

Nach den jüngsten Vorstellungen geht Österreichs Fußballmeister Salzburg am Dienstag (18.45 Uhr) in der UEFA Champions League als klarer Außenseiter ins Duell auswärts mit Inter Mailand. Im ausverkauften Stadio San Siro haben die „Bullen“ beim Vorjahresfinalisten „mehr zu gewinnen als zu verlieren“, wie auch Gerhard Struber betonte. Der Trainer setzt dabei auf die Rückkehr zur „Salzburg-DNA“, die das Team wieder in die Spur bringen soll.

Nach den zuletzt gezeigten Leistungen wäre schon ein Remis eine Überraschung, die „Bullen“ wollen sich beim „Bonusspiel“ (Tormann Alexander Schlager) mit einem guten Auftritt nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg halbwegs rehabilitieren. Das 0:1 am Sonntag gegen den LASK war nicht nur aufgrund des Ergebnisses ernüchternd, in der Königsklasse könnte die Erwartungshaltung nun kaum geringer sein, was von den Salzburgern zugleich als eigene Chance gesehen wird.

Struber baut dabei auf mehrere Faktoren, zum einen auf die „große Aufgabe, die Motivation genug ist“. Die Atmosphäre der Champions League, die das Team „triggern“ soll. Und vor allem die Rückkehr zu den „Grundprinzipien“, die man zuletzt vermissen ließ. Mit Verteidiger Strahinja Pavlovic und Mittelfeldmann Mads Bistrup werden vor 75.000 angekündigten Fans, 1.200 davon aus Salzburg, zwei Stützen nach Sperre bzw. Krankheit in die Startelf der Gäste zurückkehren.

Salzburg gastiert bei Inter Mailand

Fußballmeister Salzburg fliegt mit großen Sorgenfalten zum Champions-League-Auswärtsspiel bei Inter Mailand: Nach der 0:1-Heimniederlage gegen den LASK droht beim italienischen Topclub der nächste Rückschlag.

Dass die „Bullen“ für eine Überraschung gut sind, haben sie beim 2:0 gegen Benfica Lissabon bewiesen. Real Sociedad holte Salzburg dann mit einem 2:0 zurück in die Realität, eine von bewerbsübergreifend drei Heimniederlagen in Folge. „Wir sind damals in Lissabon nicht manisch geworden und jetzt nicht depressiv“, erklärte Struber, der dieser Tage einen bedachten Umgang mit seiner Mannschaft wählte („Es ist kein Aktionismus angesagt“) und einen selbstbewussten Auftritt versprach. „Die Jungs wissen, was sie können. Sie müssen es nur abrufen.“

„Messerscharf“ in der Modestadt

Mailand empfing die Salzburger passend zur aktuellen Atmosphäre in einem tristen Grau in Grau. In der mit rund 1,4 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt und Modemetropole Italiens, will Österreichs Serienmeister wieder einen lebendigeren Auftritt hinlegen. „Wir werden sehr klar sein, messerscharf in unseren Themen und auch Grundprinzipien. Dann wird es auch für Inter nicht einfach“, so Struber.

Die Spieler des RB Salzburg im San Siro Stadion
ORF/Bernhard Kastler
Zurück im legendären San Siro: Salzburg trifft dieses Mal auf Inter und setzt sich eine gute Leistung zum Ziel

Bei der Pressekonferenz am Montag ging der 46-Jährige ins Detail. „Es geht darum, dass wir sehr aggressiv sind, sehr synchron, dass wir gemeinsam Auslöser finden zum Pressing. Dann gilt es, im Umschalten messerscharf zu sein und die Chancen zu nützen. Wir freuen uns wirklich darauf und wollen überraschen.“ In Lissabon ist das dann tatsächlich gelungen, als man in der Anfangsviertelstunde zwei Elfmeter herausholte und eine Rote Karte zog. Drei Tage später verlor Salzburg gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz – alles ist offenbar möglich.

Inter als erfolgreiche Pragmatiker

Am wahrscheinlichsten ist freilich eine Niederlage, schließlich ist Inter auch Tabellenführer der Serie A. „Wir wissen, dass das ein Gegner ist, der geballt ist mit individueller Qualität und viel Erfahrung“, sagte Struber, der einen „sehr pragmatischen Ansatz“ erkannte. „Sie lösen die Dinge sehr einfach auf dem Platz, aber auch sehr wirkungsvoll. Nicht umsonst ist das im Moment die Nummer eins in Italien.“

Champions League, Gruppe D, dritter Spieltag

Dienstag, 18.45 Uhr:

Inter Mailand – Salzburg

San Siro, SR Letexier (FRA)

Inter: Sommer – Pavard, De Vrij, Bastoni – Dumfries, Mkhitaryan, Frattesi, Calhanoglu, Augusto – Sanchez, Martinez

Salzburg: A. Schlager – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Gourna-Douath – Bidstrup, Sucic, Kjaergaard – Simic, Gloukh

Inter hat in elf Pflichtspielen siebenmal zu null gespielt. „Für mich ist das einer der besten Clubs der Welt“, so Mittelfeldmann Maurits Kjaergaard, der nach seiner Fußverletzung ein Kandidat für die Startformation ist. „Die Qualität von denen ist extrem hoch. Da muss man auf die ganze Mannschaft aufpassen“, ergänzte ÖFB-Teamspieler Samson Baidoo, der sich mit Oumar Solet um einen Platz in der Innenverteidigung matcht und auf Weltmeister Lautaro Martinez treffen könnte.

Inzaghi: „Müssen hellwach sein“

Der Argentinier traf in elf Ligaspielen bisher zwölfmal, in Europas Topligen hat keiner eine bessere Quote (alle 75 Minuten ein Tor), wie die „Gazzetta dello Sport“ am Montag vorrechnete. Trainer Simone Inzaghi wird wohl Marcus Thuram als zweite Spitze aufbieten, mit Alexis Sanchez hätte er einen Routinier in der Hinterhand. Der andere, Österreichs Stürmerstar Marko Arnautovic, muss weiter verletzt zuschauen, soll aber beim Rückspiel am 8. November sein Comeback geben. „Sanchez und Arnautovic sind große Spieler, die unserem Team und unserer Saison noch viel geben werden“, sagte Inzaghi.

Wegen des engen Spielplans kündigte er Umstellungen an. So könnte Mittelfeldstar Nicolo Barella pausieren. „Die Spieler zu rotieren ist wichtig, wenn man alle 72 Stunden spielt“, so Inzaghi. Den kommenden Gegner will man nicht unterschätzen: „Sie spielen direkt, wenn sie den Ball haben. Sie haben viele junge Spieler, aber auch Erfahrung in diesem Bewerb. Wir müssen hellwach sein.“

Mehrfaches Mailänder Wiedersehen

In Mailand wird es ein mehrfaches Wiedersehen geben. Für Salzburg ist es eine Rückkehr ins San Siro, nachdem man vor einem Jahr AC Milan mit 0:4 unterlegen war. Stürmer Roko Simic, Sohn von Ex-Inter- und Milan-Spieler Dario, ist in Mailand geboren. „Ich war die ersten fünf Jahre meines Lebens da. Mein Vater hat damals hier gespielt, ich war oft im Stadion“, sagte der Matchwinner von der Benfica-Partie.

Und nicht zuletzt trafen einander die Teams in der Vorbereitung auf die laufende Saison, das Testspiel blieb aus zweierlei Sicht in Erinnerung: Inter gewann zum einen eine spektakuläre Partie mit 4:3, zum anderen mutierte das Spiel zu einer Regenschlacht. Und weil sich Geschichte gerne wiederholt, ist für Dienstag auch wieder Regen angekündigt.