Davide Frattesi (Inter) und Maurits Kjaergaard (RBS)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Champions League

Salzburg unterliegt Inter nur knapp

Der FC Salzburg hat am Dienstag in der UEFA Champions League bei Inter Mailand knapp mit 1:2 (0:1) verloren, dabei aber eine respektable Reaktion auf die zuletzt schwachen Leistungen gezeigt. Den „Bullen“ gelang im mit 71.825 Zuschauerinnen und Zuschauern fast vollen Stadio San Siro der sehenswerte Ausgleich, doch der Finalist der Vorsaison saß auf dem längeren Ast.

Die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber präsentierte sich vor allem in der Anfangsviertelstunde verbessert und kam durch Oscar Gloukh zu einer guten Chance (4.). Das Tor erzielte aber Inter aus dem Nichts durch Altmeister Alexis Sanchez (19.). Nach der Pause gelang den Gästen dann nach einem überlegten Angriff der Ausgleich durch Gloukh (57.). Der Jubel dauerte aber nicht lange an, Lucas Gourna-Douath foulte Davide Frattesi im Strafraum – Hakan Calhanoglu verwertete den Elfmeter (64.). Inter-Star Lautaro Martinez erzielte noch ein Abseitstor, Salzburgs Schlussoffensive war zu harmlos.

Im zweiten Spiel der Gruppe D gewann Real Sociedad bei Benfica Lissabon durch ein Tor von Brais Mendez (63.) mit 1:0. In der Tabelle hat Salzburg weiterhin drei Punkte vom Auftaktsieg in Portugal und ist Dritter hinter Sociedad und Inter (je sieben) sowie vor Benfica (null).

ZIB Flash: Bittere Niederlage für Salzburg (ab 2:40 Min.)

Die Salzburger mussten sich dem italienischen Spitzenclub Inter Mailand am dritten Spieltag der Champions League knapp geschlagen geben.

Am 8. November (21.00 Uhr) steht gegen Inter dann das Rückspiel in Salzburg auf dem Programm, wo der aktuell verletzte ÖFB-Stürmerstar Marko Arnautovic sein Comeback für Inter geben und damit sein erstes Vereinspflichtspiel als Profi in Österreich absolvieren könnte.

Zurück in der Mailänder „Fußballoper“

Fast ein Jahr genau nach der 0:4-Niederlage bei AC Milan, die das CL-Aus besiegelte, kehrten die „Bullen“ ins fast 100 Jahre alte, legendäre Stadion im Mailänder Stadtteil San Siro zurück. Vor rund 30 Jahren verlor hier die Austria aus Salzburg das UEFA-Cup-Final-Rückspiel mit 0:1, unvergessen blieb dabei der Stangenpendler von Marquinho. Das Stadion, angelehnt an das ebenso berühmte hiesige Opernhaus Scala auch „Fußballoper“ genannt, hat sich seither nicht großartig verändert.

Das San Siro Stadion in Mailand kurz vor dem Anpfiff
ORF/Bernhard Kastler
Wie vor fast einem Jahr gegen Milan blieb im Stadio San Siro wieder fast kein Platz leer

Die Salzburger haben sich bekanntlich sehr wohl verändert, doch bei der jüngsten Red-Bull-Generation hing der Haussegen vor der Abreise in die Modemetropole schief. Denn drei Spiele ohne Sieg ist man an der Salzach nicht gewohnt. Passend zur Stimmung präsentierte sich die Hauptstadt der Lombardei dieser Tage grau in grau, Salzburg hoffte, in einem Spiel als klarer Außenseiter mit seinen „Grundprinzipien“ wieder zu überzeugen. „Wir können hier viel mehr gewinnen als verlieren“, sagte Struber am Tag vorab und sollte damit auch recht behalten.

Einige Umstellungen auf beiden Seiten

Der Kuchler konnte in der Startelf auf den beim 0:1 gegen den LASK gesperrten Verteidiger Strahinja Pavlovic setzen sowie auf den zuletzt erkrankten Mittelfeldmann Mads Bistrup und damit gleich auf zwei Schlüsselspieler in dieser Saison. Im Sturm erhielt Jungstar Karim Konate eine Pause, dafür kehrte Luka Sucic in die Anfangself zurück, und Evergreen Andreas Ulmer durfte als Ersatz für den verletzten Aleksa Terzic ein weiteres Karrierehighlight auf die Vita platzieren.

Inter-Coach Simone Inzaghi stellte seine Elf auch etwas um und schonte die Kräfte von Verteidiger Francesco Acerbi, Mittelfeldstar Nicolo Barella und Stürmer Marcus Thuram. Für Letzteren rückte Altmeister Alexis Sanchez in die Partie, der früher bei anderen Weltclubs wie Arsenal und dem FC Barcelona unter Vertrag stand. Sanchez ist schon so lange im Geschäft, dass er die gesamte Bandbreite an (Electro-)Songs, die der Stadion-DJ im San Siro vorab abspulte, sicherlich kennt.

Salzburg startet gut in die Partie

Salzburg präsentierte sich von der beeindruckenden Atmosphäre in der Fußballkathredale von Beginn unbeeindruckt und präsentierte sich so, wie man die „Bullen“ in der Champions League kennengelernt hat. Nur entschied sich Struber, Bistrup zu Lucas Gourna-Douth zurückzuziehen und mit zwei Sechsern für eine zusätzliche Absicherung zu sorgen. Das hielt die Gäste aber nicht davon ab, zielstrebig nach vorne zu spielen. Nach einer flüssigen Kombination über rechts bediente der ebenfalls in die Startelf zurückgekehrte Maurits Kjaergaard im Sechzehner Gloukh, der aber Inter-Goalie Yann Sommer nicht bezwingen konnte (4.).

Oscar Gloukh (RBS), Alessandro Bastoni und Benjamin Pavard (Inter)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Gloukh fand früh in der Partie eine gute Salzburger Chance vor

Salzburg blieb gut in der Partie und hielt Inter vom eigenen Strafraum fern, die erste halbwegs brauchbare Aktion war eine Hereingabe von Hakan Calhanoglu, an der aber alle „Nerazzurri“ vorbeirutschten. Auf der Gegenseite konnte Roko Simic, der als Sohn des ehemaligen Inter- und Milan-Legionärs Dario in Mailand geboren wurde und aufwuchs, einen Gloukh-Lochpass nicht nützen. Sucic versuchte es aus der Distanz, doch sein Abschluss ging abgefälscht knapp vorbei (12.).

Inter trifft aus dem Nichts

Die „Bullen“ hatten zu diesem Zeitpunkt mehr Ballbesitz, mehr vom Spiel, waren in den Zweikämpfen erfolgreicher, doch das bringt alles nichts, wenn der Gegner mit der ersten Kombination trifft. Martinez verlagerte einen Angriff auf die rechte Seite, Inter hatte Überzahl und dann teils Glück: Der armenische Mittelfeldmann Henrik Mkhitaryan brachte das Leder diagonal in den Strafraum, Frattesi fälschte den Ball ab, und im Strafraum versenkte Sanchez den Ball sicher ins Eck (19.).

Alexis Sanchez (Inter) bezwingt Alexander Schlager (Salzburg)
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Beim Abschluss von Sanchez hatte Schlager nur das Nachsehen

Das Gegentor war für Salzburg aus mehreren Gründen bitter, auch weil Inter als pragmatische Mannschaft gilt. Einmal in Führung, ist man nur schwer zu knacken. Die Hausherren unterstrichen das auch bis zum Ende der ersten Halbzeit, in der man nichts mehr zuließ, selbst immer wieder über die Flügeln kam, aber auch nicht nachlegen konnte. Amar Dedic klärte eine gefährliche Dumfries-Hereingabe knapp neben das eigene Tor. Auf der anderen Seite forderte Salzburg nach einem Eckball und einer Umklammerung von Stürmer Simic dann erfolglos Elfmeter.

Salzburg gelingt sehenswerter Ausgleich

Die Gäste kamen motiviert aus der Kabine, Dedic versuchte es nach wenigen Sekunden mit einem Schuss, den Sommer immerhin halten musste. Danach präsentierte man sich wie schon in der ersten Hälfte ebenbürtig, musste aber geduldig auf eine Chance lauern. Inter ließ die Gäste kommen, dann versuchte es Salzburg auch mit langen Bällen. Ein Traumpass von Sucic ließ selbst die Gesänge der Fans vorübergehend verstummen, doch Kjaergaard konnte kein Kapital daraus schlagen.

Oscar Gloukh (Salzburg) jubelt mit Mitspielern
APA/AFP/Marco Bertorello
Salzburg im Gloukh: Der Israeli (l.) erzielte den sehenswerten Ausgleich im San Siro

Nach einer vergebenen Halbvolleychance von Carlos Augusto war Salzburg dann aber wirklich erfolgreich. Nach einem neuerlich weiten Sucic-Pass konnte Simic am Sechzehner den Ball mit zwei Kontakten halten, bediente Kjaergaard, der zu Gloukh spielte, und der Israeli verwertete sehenswert ins Eck (57.). Die Erleichterung bei den 1.200 mitgereisten Fans war hörbar, jene bei Spielern und Betreuern sichtbar.

Inter sitzt auf dem längeren Ast

Doch der Jubel dauerte nicht lange an, denn Inter musste nun wieder mehr für sein Offensivspiel leisten und tat das. Nur vier Minuten nach dem Ausgleich machte sich das Belagern des Salzburger Strafraums insofern bezahlt, als dass Gourna-Douath im Verbund mit Pavlovic Frattesi zu Fall brachte und Schiedsrichter Francois Letexier aus Frankreich zum Pfiff zwang, der nicht mehr zurückgenommen wurde. Calhanoglu verwertete in der Folge trocken wie satt unten links (64.).

Struber brachte alles, was er an Offensivwaffen noch zu bieten hatte. Doch Inters Defensive ließ sich nicht noch einmal aus der Reserve locken und verteidigte alles weg, was auf sie zukam – was nicht mehr allzu viel war. Selbst fand man viel Raum für Konter vor und verwertete auch einen, doch Martinez stand bei seinem Abschluss im Abseits (81.). Salzburg warf alles nach vor, es blieb aber bei der knappen Niederlage.

Stimmen zum Spiel:

Gerhard Struber (Salzburg-Trainer): „Meine Jungs haben heute eine richtig gute Leistung gezeigt. Wenn man hier gegen Inter Milano am Ende enttäuscht ist, weil man nichts mitnimmt, hat man sehr viel richtig gemacht. Das ist meine Gefühlslage. Wir haben uns von Beginn weg keineswegs von dieser Atmosphäre leiten lassen. Wir waren sehr fokussiert, sehr klar in unserer Spielanlage. Die Synchronität war heute wieder da. Die Jungs haben das von der ersten bis zur letzten Minute gegen einen richtig starken Gegner sehr gut gemacht.“

Luka Sucic (Salzburg-Mittelfeldspieler): „Im Großen und Ganzen ein sehr gutes Spiel von uns. Man hat heute gesehen, dass man große Mannschaften ärgern kann mit unserem Fußball. Wir wollen das nun Woche für Woche beweisen und in der Liga in die Spur finden.“

Simone Inzaghi (Inter-Trainer): „Abgesehen von den ersten 15 Minuten, als es uns ein bisschen schwer gefallen ist, die richtige Distanz zu finden, war es gut. Salzburg ist intensiv, das ist eine sehr junge Mannschaft. Sie spielen seit vielen Jahren mit diesem Schema. Unsere Reaktion auf das Gegentor war gut. Es hat dafür keine Alarmsignale gegeben, vielleicht waren wir ein wenig zu nachlässig. Wir hätten das gegen diesen Gegner in der Phase besser verteidigen können. Die Fans haben uns immer gepusht, das haben wir gespürt.“

UEFA Champions League, Gruppe D, dritter Spieltag

Dienstag:

Inter Mailand – Salzburg 2:1 (1:0)

Mailand, San Siro, 71.825, SR Letexier (FRA)

Torfolge:
1:0 Alexis Sanchez (19.)
1:1 Gloukh (57.)
2:1 Calhanoglu (64./Elfmeter)

Inter: Sommer – Pavard, De Vrij, Bastoni – Dumfries (65./Darmian), Frattesi, Calhanoglu (76./Asllani), Mkhitaryan (46./Barella), Carlos Augusto – Lautaro Martinez (85./Klaassen), Alexis Sanchez (65./Thuram)

Salzburg: A. Schlager – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Bidstrup (72./Konate), Gourna-Douath (85./Capaldo) – Sucic, Gloukh (85./Forson), Kjaergaard (72./Nene) – Simic (71./Ratkov)

Gelbe Karten: Mkhitaryan bzw. Simic, Gourna-Douath, Trainer Struber