Tamara Tippler und Roland Assinger
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Gedämpfte Erwartungen bei ÖSV-Damen

Österreichs Damen gehen mit keinen allzu großen Erwartungen in den Saisonauftakt in Sölden. „Um den Sieg werden wir nicht mitfahren, aber bei der einen oder anderen hoffe ich schon, dass sie in den Top Ten landet“, sagte der neue ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger vor dem RTL am Samstag (10.00/13.00 Uhr, live in ORF1).

„Ich dämpfe die Erwartungen nicht, ich bin Realist. Shiffrin, Gut-Behrami, Vlhova und Brignone bleiben ja auch nicht stehen“, machte Assinger vor dem anspruchsvollen Gletscherrennen klar, dass sein Team unverändert weit weg ist vom Konzert der Besten. „Wir schauen einfach, dass wir die Lücke kleiner machen. Wenn Erfolge kommen und Selbstvertrauen, dann kommt auch der nächste Schritt.“

Bei nur drei Top-Ten-Platzierungen im Vorjahr war ein fünfter Rang durch Katharina Liensberger das ÖSV-Topresultat. Die Vorarlbergerin hofft, dass sie die selbst auferlegte Geduld auch aufbringen kann. „Ich kann wieder befreit und locker Ski fahren. Aber wie rennstabil das alles möglich ist, wird sich zeigen“, sagte Liensberger. Assinger rückte die Ausgangslage gerade. „Sie ist darauf vorbereitet, dass es für ganz vorne wahrscheinlich noch nicht reichen wird.“ Ähnliches gilt für die in der Startliste auf Rang 36 abgestürzte Katharina Truppe. „Wenn ich mich für den zweiten Durchgang qualifiziere, was ich letztes Jahr nicht oft geschafft habe, ist schon einmal der erste Step geschafft.“

Haaser zum Auftakt nicht dabei

Mit Ricarda Haaser fehlt im Ötztal die beste Riesentorläuferin der Vorsaison wegen Rückenproblemen. Als Weltranglisten-16. führt nun Franziska Gritsch die Österreicherinnen an. „Auf der Rangliste steht es so, die anderen Mädls sind aber auch auf Zack“, erklärte die 26-jährige Lokalmatadorin. „Ich sehe mich nicht als Teamleaderin, möchte mich einfach auf mich konzentrieren und das Heimrennen so gut es geht genießen“, sagte die Sölden-Siebente von 2019.

Julia Scheib bei Skifahren
GEPA/Harald Steiner
Julia Scheib will heuer den Durchbruch schaffen

Den schnellsten Schwung im Team Austria zieht laut den Trainern aktuell Julia Scheib. „Als Skifahrerin zählt sie zu den Besten, die wir haben. International gesehen werden wir sehen“, sagte Assinger angesichts fehlender Vergleiche mit den Topstars. Scheib gab sich angriffslustig: „Das Ziel ist ganz klar, heuer Rennen zu gewinnen. Sonst tust du dir die Mühe im Sommer nicht an. Vielmehr habe ich aber im Kopf, dass ich stark Ski fahren will“, bekundete die 25-jährige Steirerin, die es auch wegen schwerer Verletzungen noch nie in die Top Ten geschafft hat. Konstanz ist ihr wichtig. „Ich möchte nicht nur fünf gute Schwünge zeigen und dann wieder in der Garage stehen.“

Brunner steckt etwas zurück

Stephanie Brunner wird nach einer veränderten Vorbereitung ebenfalls wieder höher gehandelt. Die schon oft am Knie verletzte Tirolerin spult mittlerweile ein Schmalspurprogramm ab. „Ich bin in den letzten Jahren viele Umfänge gefahren, das war schwierig, da war viel zu diskutieren“, erklärte die 29-Jährige. „Wir haben mit den Trainern im Frühjahr besprochen, dass bei mir weniger mehr ist.“ Das Sölden-Erfolgsrezept sollte sie kennen, auch wenn ihre zwei vierten Ränge und ein fünfter Rang schon einige Jahre her sind.

Im Vorjahr wurde das Rennen in Tirol wegen einer durch Schneeregen aufgeweichten Piste abgesagt. 2021 gewann Mikaela Shiffrin, die sich auch den bisher letzten österreichischen Sölden-Sieg 2014 mit Anna Veith teilte. Den letzten ÖSV-Sieg in der Problemdisziplin hält Eva-Maria Brem (Jasna 2016), das letzte Stockerl Liensberger (Lienz 2019).

Das Rennen auf dem Rettenbachferner hat ob der Höhenlage von knapp 3.000 Metern, des Steilhanges im Mittelteil und Flachstücken oben wie unten eigene Gesetze. „Der Übergang ins richtig Steile ist nicht mehr so brutal abfallend, was wir gesehen haben“, bemerkte Truppe möglicherweise Folgen des Gletscherschwunds. „Das ist nicht mehr so extrem, aber schwierig bleibt es dennoch.“