Der italienische Tennisspieler Jannik Sinner
APA/Eva Manhart
Tennis

Wien-Finale sorgt für Begeisterungsstürme

Was Triumphator Jannik Sinner und Finalgegner Daniil Medwedew am Sonntag im Endspiel der Erste Bank Open geboten haben, wird als eines der besten Matches in die Turnierannalen eingehen. Das Topduo in der Wiener Stadthalle lieferte 3:04 Stunden Tennis auf höchstem Niveau. Turnierdirektor Herwig Straka war einer der begeisterten Zuschauer. „Es war ein episches Finale mit höchstem Tempo, höchster Klasse, viel Taktik, wie ich es nur ganz selten auf der Tour erlebe. Ein Finale, das man sehr selten im Jahr sieht.“

Dabei hätten die Spieler auch in den Runden davor schon an ihre Grenzen gehen müssen. Der erst 22-jährige Sinner hat jedenfalls gezeigt, dass man für die Zukunft nicht immer nur von Carlos Alcaraz reden sollte. Der Südtiroler hat sich zuletzt immens gesteigert, hat viel an seiner Physis gearbeitet und nach zuvor sechs Niederlagen gegen Medwedew nun innerhalb weniger Wochen zweimal gewonnen.

„Sicherlich war das eines meiner besten Spiele. Es war ein schwieriges Spiel. Physisch und auch mental. Es war ein brutales Level von beiden“, sagte Sinner nach dem 7:6 (9/7) 4:6 6:3-Sieg. Jedenfalls hat sich der diesjährige Wimbledon-Halbfinalist, dem sonst bei Majors noch die ganz großen Ergebnisse fehlen, viel Selbstvertrauen geholt. „Wir haben brutal viel gearbeitet in letzter Zeit. Ich denke, dass ich noch viel zulegen kann. Jetzt fange ich langsam an, nicht mehr zu wachsen, deswegen kann man ein bisserl mehr Sachen machen“, verriet Sinner.

Sinner triumphiert in Wiener Stadthalle

Jannik Sinner hat sich am Sonntag mit 7:6 (9/7) 4:6 6:3 gegen den topgesetzten Titelverteidiger Daniil Medwedew aus Russland erstmals den Titel bei den Erste Bank Open in Wien geholt.

Sinner von Turnier begeistert

Sinners Freude war nach dem Turniersieg nicht überschwänglich, das liegt nicht in seiner Natur. Vielmehr freute sich der Südtiroler, dass es nun gelingt, die vielen Puzzleteile wie unter anderem auch das richtige Material oder auch die richtige Trainingsintensität, zusammenzusetzen. „Jeder Spieler muss an seinen Schwächen arbeiten, bei mir war es sicher ein bisserl physisch.“ Zudem hat er sich an Matches gegen die Allerbesten auf den größten Plätzen der Welt nun besser gewöhnt.

Bilanz der Erste Bank Open 2023

Nach dem Traumfinale zwischen Jannik Sinner und Daniil Medvedev sind die Planungen für das Tennisturnier in der Wiener Stadthalle 2024 bereits angelaufen. Und da spielt der italienische Turniersieger eine gewichtige Rolle.

Sinner kann sich durchaus vorstellen, über mehrere Jahre nach Wien zu kommen. „Sicher, es ist ein super Turnier für mich. Sie haben mir ja auch geholfen, als ich das Ranking noch nicht gehabt habe“, erinnerte sich Sinner auch an eine Wildcard. „Ich fühle mich sehr wohl hier, Familie und Freunde sind da. Es wird sicher ein sehr wichtiges Turnier im Lauf der kommenden Jahre. Ich liebe Indoor-Turniere, deswegen ist es immer schön, hierherzukommen.“

Der italienische Tennisspieler Jannik Sinner und der russische Tennisspieler Daniil Medvedev
Reuters/Lisa Leutner
Die Protagonisten des mitreißenden Endspiels: Jannik Sinner und Daniil Medwedew

„Jannik ist auf dem Vormarsch“

Medwedew hasst es zwar zu verlieren, dennoch sprach er von einem „tollen Match“: „Es war für uns beide ein gutes Match, um weiter an Selbstvertrauen zu gewinnen, für die Zukunft. Jannik ist derzeit auf dem Vormarsch.“ Über den Aufwärtstrend Sinners ist der Russe nicht überrascht. „Er hatte immer das Potenzial, großartig zu sein, und jetzt ist er es. Die Frage ist, wie viel mehr wird er sich noch verbessern, weil er so jung ist. Weil dann wird es immer schwerer“, sagte er. Als Hauptunterschied bei Sinner hat Medwedew eine einfache Analyse parat: „Er macht weniger Fehler. Er hat immer sehr schnell gespielt, aber er hat mehr Fehler in wichtigen Momenten gemacht.“

Auch er selbst hatte übrigens noch auf dem Platz angekündigt, dass er hoffentlich noch viele Male in Wien spielen werde. „Ich bin jetzt sehr müde. Wenn ich älter werde, ist es nur die Frage, ob ich Wien vor Paris spielen werde.“ Aber er mag das Turnier, das Hotel, das Essen und: „Es gibt einen Formel-1-Simulator.“ Die kleinen Dinge können eben einen großen Unterschied machen.

ATP-500-Turnier in Wien

(Österreich, 2.559.790 Euro, Hartplatz, Halle)

Finale:
Jannik Sinner (ITA/2) Daniil Medwedew (RUS/1) 7:6 (9/7) 4:6 6:3
Semifinale
Daniil Medwedew (RUS/1) Stefanos Tsitsipas (GRE/4) 6:4 7:6 (8/6)
Jannik Sinner (ITA/2) Andrej Rublew (RUS/3) 7:5 7:6 (7/5)
Viertelfinal-Tableau:
Daniil Medwedew (RUS/1) Karen Chatschanow (RUS/8) 6:3 3:6 6:3
Stefanos Tsitsipas (GRE/4) Borna Gojo (CRO) 7:6 (7/4) 7:5
Andrej Rublew (RUS/3) Alexander Zverev (GER/5) 6:1 6:7 (5/7) 6:3
Jannik Sinner (ITA/2) Frances Tiafoe (USA/7) 6:3 6:4