Thiem, der es nun mit dem Weltranglistensiebenten Holger Rune aus Dänemark zu tun bekommt, bedankte sich im Anschluss bei den Zuschauern, die so lange durchgehalten hatten. „Es ist großartig, dass ihr so lange da gewesen seid und uns angefeuert habt“, sagte der Niederösterreicher. „Es war ein wirklich tolles Match gegen Stan.“ Die Partie hatte erst kurz vor Mitternacht begonnen, nachdem der US-Amerikaner Tommy Paul Lokalmatador Richard Gasquet nach über zwei Stunden Spielzeit und Abwehr von gleich drei Matchbällen mit 0:6 6:2 7:6 (8/6) in die Knie gezwungen hatte.
Während Thiem bei eigenem Service vorerst um jeden Punkt hart kämpfen musste, spulte Wawrinka seinen Matchplan abgeklärt herunter und gab im ersten Satz bei eigenem Aufschlag insgesamt nur vier Punkte ab. Auch als Rückschläger hatte der 38-jährige Schweizer im Duell zweier ehemaliger US-Open-Sieger klare Vorteile. Zwar konnte Thiem in seinem zweiten Aufschlaggame noch zwei Breakbälle abwehren, bei 4:3-Führung nutzte Wawrinka jedoch seine fünfte Chance und zog auf 5:3 davon. Nach 54 Minuten servierte der Weltranglisten-51. zur 1:0-Satzführung aus.
Für Thiem, der anfänglich auch mit dem Flutlicht im Palais Omnisports in Bercy haderte, wirkte die bis dahin klare Überlegenheit von Wawrinka kurz nach Mitternacht aber wie ein Weckruf. Zunächst legte die Nummer 108 bei eigenem Aufschlag vor und nahm dem Schweizer gleich im Anschluss zu null dessen Service ab. Zwar musste Thiem im Anschluss wieder kämpfen und zwei Breakbälle abwehren, bestätigte das Break aber und ging mit 3:0 in Führung. Wawrinka hatte sein Zwischentief aber schnell überwunden. Er verkürzte auf 1:3, breakte sich auf 2:3 zurück und stellte danach wieder den Gleichstand her.
Thiem kämpft sich ins Spiel zurück
Thiem ließ sich davon allerdings nicht verunsichern, legte bei eigenem Aufschlag das 4:3 und im Anschluss ein weiteres Break nach, um danach bei eigenem Aufschlag zum Satzausgleich aufzuschlagen. Dabei zeigte der Niederösterreicher aber wieder Nerven und lag schon mit 15:40 zurück. Wawrinka ließ jedoch beide Breakbälle aus, verschätzte sich dabei bei der zweiten Chance, als er einen Ball von Thiem bereits im Aus wähnte, seinen Fehler zu spät bemerkte und nicht mehr reagieren konnte. Der Österreicher nahm das Geschenk dankend an und verwertete nach knapp 1:30 Stunden seinen zweiten Satzball.
Im dritten Durchgang gaben sich beide Spieler zunächst keine Blöße und brachten ihr Service ohne größere Probleme durch. Bei 3:4 sah sich Thiem aber plötzlich wieder mit einem Breakball konfrontiert, den der Schweizer nutzte und bei eigenem Aufschlag und 40:30-Führung zum Matchgewinn aufschlug. Das Blatt wendete sich aber abermals. Thiem wehrte den Matchball ab, holte sich das Break zurück und stellte anschließend auf 5:5. Und der Österreicher nutzte die Gunst der Stunde, breakte den Schweizer erneut und servierte nach 2:33 Stunden zum Matchgewinn aus.
Im Head-to-Head verkürzte Thiem gegen den dreifachen Grand-Slam-Sieger Wawrinka (Australian Open 2014, French Open 2015, US Open 2016) auf 2:3, die letzten vier Duelle lagen aber bereits zumindest sechseinhalb Jahre zurück. Seinen davor einzigen Sieg gegen den 38-jährige Schweizer hatte Thiem vor neuneinhalb Jahren in Madrid gefeiert.
ATP-1000-Turnier in Paris
(Frankreich, 5.779.335 Euro, Hartplatz, Halle)