Die Expansion der Milliardenliga nimmt ihren weiteren Lauf, die Partie am Sonntag ist das zweite Gastspiel der National Football League in Deutschland. 2022 gewannen die Tampa Bay Buccaneers mit dem mittlerweile zurückgetretenen Super-Bowl-Rekordsieger Tom Brady in München gegen die Seattle Seahawks die Premiere. Am 12. November gastiert Österreichs Legionär Bernhard Raimann mit seinen Indianapolis Colts und die New England Patriots auch in Frankfurt.
Deutschland darf heuer zwei Spiele ausrichten, weil in Mexiko das Aztekenstadion für die Fußball-WM 2026 adaptiert wird. Nicht nur im österreichischen Nachbarland soll zukünftig gespielt werden, auch Spanien wird als Schauplatz geprüft. In Südamerika gilt Brasilien als Kandidat. Der Aufwand scheint sich bezahlt zu machen, das Interesse ist enorm, wie auch die Verantwortlichen zufrieden feststellen.
„Ganz neuer Hype“ in Deutschland
„Die Ausrichtung mehrerer Regular-Season-Spiele hat in Deutschland zu einem ganz neuen Hype bei den bestehenden Fans geführt und hat darüber hinaus viele neue Anhänger für American Football begeistert“, sagte NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth. Vor einem Jahr gastierte mit Brady der Footballstar schlechthin in München. Als die knapp 70.000 Fans lautstark „Country Roads“ in der Allianz Arena mitsangen, wirkte selbst der siebenmalige NFL-Champion ergriffen. „Das war richtig episch“, zeigte sich Brady danach ehrlich berührt.
Fans singen „Country Roads" in München
Das Stadion in Frankfurt ist zwar deutlich kleiner, die Show und das Rahmenprogramm dürften aber ähnlich groß werden. Der Club aus Kansas City hat ein öffentlich zugängliches Boot gemietet und ist auf dem Main unterwegs. In der Innenstadt gibt es am kompletten Wochenende zahlreiche Programmpunkte und am Sonntag diverse Public-Viewing-Möglichkeiten. Frankfurt hat zudem eine langjährige Football-Tradition, das hiesige Galaxy-Team ist auch Rekordmeister des früheren Ligaablegers NFL Europe (1995–2007), der heutige Chiefs-Defensive-Coordinator Steve Spagnuolo war übrigens ein Teil davon.
Superstar Mahomes im Fokus
Sportlich wird sich der Fokus speziell auf Starspieler Mahomes richten. Nachdem der 28-Jährige in der Vorwoche beim 9:24 gegen die Denver Broncos von grippeähnlichen Symptomen geplagt wurde, meldete er sich nun zurück. „Es steht nichts im Wege, ich bin fit“, sagte Mahomes in einer Medienrunde. „Das ist aufregend, die Kultur dort zu sehen. Sie genießen es. Football wird ein weltweiter Sport. Ich habe schon einige Videos aus Deutschland gesehen. Ich weiß, wie sehr sie es lieben“, so Mahomes, dessen Team bei sechs Siegen und zwei Niederlagen steht.
„Gepard“ Hill trifft auf Ex-Team
Das gilt auch für die Dolphins um Spielmacher Tua Tagovailoa. Für seinen Starreceiver Tyreek Hill ist es ein besonderes Duell, nicht nur, weil es in Frankfurt stattfindet. „Cheetah“ (Gepard), wie der pfeilschnelle Passempfänger genannt wird, spielte einst für Kansas City und holte 2020 den Titel. Hill selbst betonte: „Ich will, dass sie ein gutes Spiel machen, aber gleichzeitig will ich sie auch fertig machen.“
Nach acht Saisonspielen hat Hill bereits 1.014 Yards durch gefangene Pässe erzielt. Damit ist er der erste Spieler seit 62 Jahren mit über 1.000 Receiving Yards in den ersten acht Saisonspielen. Die Dolphins sind das offensiv stärkste Team in dieser Saison, gegen ein Topteam haben sie allerdings in dieser Spielzeit noch nicht gewinnen können. Ein sportliches Spektakel scheint aber in jedem Fall garantiert.
Die unausweichliche S-Frage
Eines der großen Randthemen, die dieser Tage wie im Football üblich einen großen Platz einnehmen, ist die Frage, ob Chiefs-Edelfan Taylor Swift in Frankfurt sein wird. Der US-Popsuperstar, der nächstes Jahr auf seiner Tour auch die größten europäischen Stadien füllen wird, hat ein offenkundiges Techtelmechtel mit Chiefs-Tightend Travis Kelce, auch wenn beide das nicht bestätigen. Ihre Besuche einiger Chief-Spiele sorgten aber für einen teilweise schon absurden Hype.
Für das Geschäft ist es freilich kein Nachteil, wie Chiefs-Präsident Mark Donovan zugibt. „Als Organisation wissen wir, dass wir vom zusätzlichen Interesse und der Aufmerksamkeit der Medien, der sozialen Netzwerke sowie von Musikfans profitiert haben“, sagte Donovan der dpa. Das Swift-Getöse passt aktuell zum NFL-Hype.