Marko Arnautovic (Inter)
IMAGO/Giuseppe Maffia
Champions League

Auf Arnautovic wartet in Salzburg Premiere

Marko Arnautovic hat in seiner langen Karriere schon viel erlebt, am Mittwoch (21.00 Uhr) könnte eine weitere Premiere hinzukommen: Noch nie hat der ÖFB-Rekordteamspieler im Profifußball einen Einsatz auf Clubebene in Österreich absolviert. Das könnte sich beim Champions-League-Gastspiel seines Clubs Inter Mailand in Salzburg ändern. Der 34-jährige Stürmer steht nach einer Verletzung vor seinem Comeback in der ausverkauften Arena.

Früher als erwartet kann der 110-fache Internationale der Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi wieder auf dem Platz helfen. Eineinhalb Monate oder zehn Pflichtspiele fehlte der Wiener infolge einer Muskelzerrung im linken Oberschenkel. Am Sonntag, einen Tag nach Inters 2:1-Erfolg bei Atalanta, absolvierte Arnautovic erstmals wieder ein Mannschaftstraining und wird dem Kader in Salzburg angehören.

„Es wird ein sehr emotionales Spiel“, sagte der ÖFB-Teamstürmer am Dienstag in Salzburg. „Wir sind vor und nach dem Spiel Freunde. Wir sind aber nicht hier, um Stadion und Stadt anzuschauen, sondern um das Spiel zu gewinnen und uns für das Achtelfinale zu qualifizieren.“

Arnautovic vor Comeback

Für Marko Arnautovic ist das Champions-League-Gastspiel von Inter Mailand in Salzburg besonders brisant. Der ÖFB-Legionär könnte nach seiner Muskelverletzung ein Comeback feiern. Er würde damit erstmals in der Königsklasse gegen ein österreichisches Team spielen.

„Fühle mich mental und physisch gut“

Zu seiner Situation meinte Arnautovic bei der Pressekonferenz: „Diese sechs Wochen waren eine sehr schwere Zeit für mich. Ich fühle mich mental und physisch gut, es geht mir immer besser. Ich bin bereit.“ Am Wochenende hielt ihn noch ein Magen-Darm-Virus von einem möglichen Comeback ab, auch das ist überstanden. An der Motivation scheitert es ohnehin nicht, bekam Arnautovic doch im Spätherbst seiner Karriere noch einmal eine Chance, bei einem Topclub zu spielen.

Seit seiner Rückkehr in die Modemetropole in diesem Sommer hat Arnautovic erst 233 Minuten zu Buche stehen, was zum einen mit der Verletzung aber auch mit seiner angedachten Rolle als „Joker“ zu tun hat. Aber es sind schon jetzt um 178 Minuten mehr als in der Saison 2009/10, als er das erste Mal bei Inter unter Vertrag stand. Wie damals, als man am Ende sogar das Triple bestehend aus Champions League, Meisterschaft und Cup gewinnen konnte, will Arnautovic wieder Titel feiern, aber dieses Mal auch einen Anteil daran haben.

Arnautovic, der von Bologna mit einer Kaufoption von kolportierten zehn Millionen Euro an Inter ausgeliehen wurde, will in Salzburg helfen, den vorzeitigen Aufstieg ins Achtelfinale zu fixieren. Zumindest ein Kurzeinsatz vor österreichischem Publikum scheint realistisch, es wäre der erste seit 24. September. „Er hat sich gut eingefügt“, sagte Trainer Inzaghi zuletzt und hatte ihn zugleich als „großen Verlust“ bezeichnet.

Vom FAC in die weite Fußballwelt

Das bisher letzte Mal, dass Arnautovic auf österreichischem Boden ein Clubmatch bestritten hat, ist schon etwas länger her. Das damalige Talent, das in den hiesigen Fußballkäfigen sportlich heranwuchs und bei den größeren Wiener Vereinen mangels Disziplin durchfiel, hatte sich 2006 mit einem Tor vom Floridsdorfer AC und aus der Wiener Stadtliga verabschiedet, ehe es für ihn in die weite Welt ging. Mit 17 Jahren wechselte der Sohn eines serbischen Tischlers und einer österreichischen Zahnarzthelferin in die Niederlande und arbeitete sich bei Twente Enschede über den Nachwuchs in die Profiabteilung hoch.

Marko Arnautovic (Enschede)
IMAGO/Pro Shots
Bereits mit 17 Jahren verließ Marko Arnautovic Österreich und wechselte in die Niederlande

24 Scorerpunkte (14 Tore, zehn Assists) in 59 Partien später klopfte das große Inter an, Arnautovic heuerte erstmals in seiner Karriere bei den „Nerazzurri“ an. Doch die Geschichte ist bekannt: Der erst 20-Jährige kam schon verletzt hin, spielte nur dreimal und fiel deutlich mehr mit Schlagzeilen abseits des Platzes auf. Bei seiner Rückkehr nach über 13 Jahren sagte Arnautovic: „Damals war ich mehr Fan als Spieler.“ Sein damaliger Trainer Starcoach Jose Mourinho hatte ihn wohl nicht zu Unrecht als Kindskopf bezeichnet. „Ich habe mich sehr verändert, ich war damals ein Hitzkopf und nicht so auf meinen Fußball fokussiert.“

In den 13 Jahren hat sich Arnautovic zum Rekordteamspieler entwickelt und ist abseits des Platzes ruhiger geworden. Negativschlagzeilen a la „Ich kann dein Leben kaufen“ (bei einer Polizeikontrolle, Anm.) gehören längst der Vergangenheit an, das Familienleben als zweifacher Vater genießt seit geraumer Zeit höchste Priorität. Geblieben ist der Geist, an dem sich Fußballösterreich weiter scheidet. „Marko Arnautovic bewegt die Massen wie ein Popstar“, schrieb schon das heimische Fachmagazin „Ballesterer“ vor vielen Jahren in einem Porträt.

Über große Umwege zurück nach Mailand

Nicht wenige seiner Kritiker sehen die Karriere von Arnautovic aber zwiegespalten, denn er hätte mit seinem offensichtlichen Talent fußballerisch mehr herausholen können, als bei Mittelständlern wie Werder Bremen und Stoke City zu spielen. In dieser Zeit trauten sich nicht alle Clubfunktionäre über eine Verpflichtung, schließlich hätte man eben nicht nur das fußballerische Genie bekommen. 2016 beim Londoner Traditionsclub West Ham ging es dann schon in die richtige Richtung, ehe China mit den Geldkoffern in der Hand vorstellig wurde.

Arnautovics Profistationen

  • Twente Enschede (2007–09)
  • Inter Mailand (2009/10)
  • Werder Bremen (2010–13)
  • Stoke City (2013–17)
  • West Ham United (2017–19)
  • Schanghai Port (2019–21)
  • Bologna FC (2021–23)
  • Inter Mailand (2023–?)

Sein Bruder und Manager Danijel erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „profil“, dass Arnautovic bei Schanghai SIPG zwölf Millionen Euro netto im Jahr verdient habe. Die Folgen der Coronavirus-Pandemie, noch mehr die Sehnsucht nach seiner Familie machten ihm aber zu schaffen, seine Tränen bei einer ÖFB-Pressekonferenz sprachen Bände. „Bring mich da raus, das Geld ist mir das nicht wert“, soll er seinem Bruder gesagt haben, ehe es 2021 nach Europa zu Bologna ging.

Sein später an Leukämie verstorbener Freund und Coach Sinisa Mihajlovic trainierte ihn erfolgreich, und nach 25 Treffern in 58 Spielen holte ihn Inter als Option für den Angriff zurück. Wie Alexis Sanchez ist Arnautovic nicht erste Wahl, neben dem argentinischen Weltmeister Lautaro Martinez und dem französischen Teamspieler Marcus Thuram aber auch mehr als nur Edelreservist. „Sie werden beide noch sehr wichtig sein“, sagte Trainer Inzaghi, der selbst Stürmer war und Arnautovic unbedingt zu sich lotsen wollte. Möglicherweise gibt er ihm in Salzburg etwas zurück.