Lautaro Martinez jubelt
AP/Petr David Josek
Champions League

Später Elfmeter besiegelt Salzburgs Aus

Der FC Salzburg ist am Mittwoch vorzeitig aus der UEFA Champions League ausgeschieden. Österreichs Meister verlor gegen Inter Mailand durch einen spät verwerteten Handelfmeter von Lautaro Martinez (85.) mit 0:1 (0:0) und muss sich nun auf den Kampf um den dritten Platz konzentrieren. Neben Inter, bei dem ÖFB-Star Marko Arnautovic nach seiner Verletzung 90 Minuten auf der Bank saß, steht in der Gruppe D auch Real Sociedad als Aufsteiger fest.

Die Spanier besiegten das weiterhin punktelose Benfica Lissabon mit 3:1 und haben wie Inter zehn Punkte. Salzburg hält weiterhin bei drei Zählern und könnte am letzten Spieltag gegen Benfica mit Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt ein „Endspiel“ um den Umstieg in die Europa League haben. Davor geht es für die „Bullen“ aber nach San Sebastian.

Die 30.071 Zuschauerinnen und Zuschauern in der ausverkauften Arena in Wals-Siezenheim sahen eine Partie mit wenigen Höhepunkten, in der die Mailänder die besseren Möglichkeiten vorfanden, aber nicht nützten. Salzburg präsentierte sich wie beim 1:2 im ersten Duell gut organisiert, aber letztlich insgesamt zu harmlos für einen Treffer.

Salzburg verpasst Achtelfinale

Österreichs Serienmeister Salzburg hat das Heimspiel gegen den Vorjahresfinalisten Inter Mailand mit 0:1 verloren. Der Einzug ins Achtelfinale der Champions League geht sich daher heuer nicht aus.

Den Sieg wechselte schließlich Inter-Coach Simone Inzaghi ein: Nicolo Barellas Schuss ging an den ausgestreckten Arm von Mads Bistrup, Martinez verwertete daraufhin sicher zum erneut knappen Inter-Erfolg.

Von Arnautovic bis „MacGyver“

Vor dem 30. Spiel der „Bullen“ in der Königsklasse war das mögliche Comeback von ÖFB-Rekordspieler Marko Arnautovic bei Inter in vieler Munde. Österreichs Ausnahmespieler fehlte die vergangenenen sechs Wochen wegen einer Muskelverletzung und kehrte für das Gastspiel in Salzburg erstmals wieder in den Spieltagskader von Inter zurück. 75 Minuten vor Spielbeginn ließ sich Stürmer erstmals blicken, machte ein paar Selfies mit Fans und nahm dann zu Anpfiff auf der Bank Platz.

Marko Arnautovic (Inter)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Arnautovic kehrte nach sechs Wochen Pause zurück in den Inter-Kader, spielte aber nicht

Einen anderen Star brachte Gerhard Struber am Vortag ins Spiel. Der Vorjahresfinalist Inter Mailand arbeite im „MacGyver“-Modus, „sie können aus ganz wenig sehr viel machen“, erklärte der Salzburger Trainer am Dienstag vor dem Duell. Der kreative Vergleich kann in gewisser Weise auch auf Salzburg umgemünzt werden: Denn wie der TV-Held der 1980er und 1990er Jahre mussten sich auch die „Bullen“ etwas einfallen lassen, um den Serie-A-Tabellenführer zu biegen.

Umstellungen auf beiden Seiten

Gegenüber dem 1:2 im legendären Stadio San Siro in der italienischen Modestadt musste Struber Maurits Kjaergaard nach dessen erfolgter Schulteroperation vorgeben. An dessen Stelle gab der sich wieder in Torlaune befindliche Karim Konate sein Startelfcomeback in der Königsklasse. Während Oumar Solet angeschlagen für Samson Baidoo Platz machen musste, erhielt Nicolas Capaldo den Vorzug gegenüber dem zuletzt nicht immer sattelfesten Lucas Gourna-Douath.

Auch Inter-Coach Inzaghi war gegenüber dem ersten Duell in Italien zu Umstellungen gezwungen. Die komplette rechte Seite mit Benjamin Pavard und Denzel Dumfries musste verletzungsbedingt ersetzt werden, auf den argentinischen Weltmeister, Kapitän und Torjäger Martinez verzichtete Inzaghi vorerst freiwillig, der 1:0-Torschütze in Mailand, Altmeister Alexis Sanchez, stürmte daher mit Marcus Thuram.

Wenige Höhepunkte vor der Pause

Bereits im Sommer gastierte Inter für ein Testspiel in Salzburg, beim Torspektakel (3:4) schüttete es wie aus Eimern, an diesem kalten November-Abend war nicht nur das Wetter trocken, auch das Spiel in Hälfte eins. Wie in Mailand spielte Salzburg mit zwei Stabilisatoren im Mittelfeld, dieses Mal nahm neben Bistrup Capaldo diese Rolle ein. Aus dem Spiel heraus ließen die Gastgeber so lange kaum eine Chance zu, selbst hatte man vor allem in der Anfangsphase viel den Ball, biss sich aber ebenfalls die Zähne an der sattelfesten Inter-Abwehr aus.

Blick ins Stadion
ORF/Bernhard Kastler
30.071 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen vor der Pause ein Spiel mit wenigen Highlights

Nach 13 Minuten gab Bidstrup dann den ersten nennenswerten Schuss ab, das Leder ging aber klar über das Tor. Wenn Salzburg ins Pressing kam, den Ball eroberte und sich im letzten Drittel Raum verschaffte, wurden die falschen Entscheidungen getroffen. Aus Standards ergab sich auch wenig, einen Freistoß von Hinspielausgleichstorschütze Oscar Gloukh parierte Inter-Goalie Yann Sommer. Konates Versuch aus über 40 Metern in Soriano-Manier ging danach klar über den Kasten.

Zuvor wartete Salzburg wieder einmal in der Saison auf einen Elfmeterpfiff, der nicht kam: Carlos Augusto riss Simic im Strafraum nieder, ein Pfiff des niederländischen Schiedsrichters Serdar Gözübüyük blieb aber aus (23.). Auch der VAR schaltete sich nicht ein.

Mangelnde Mailänder Effizienz

Nach einer halben Stunde Begutachtungsphase, in der sich Inzaghi für die ihm gewidmeten Sprechgesänge der mitgereisten Inter-Fans bedanken konnte, orientierte sich dann auch Inter vermehrt nach vorne. Den ersten Schuss auf das Salzburger Tor gab Bisseck ab (33.), Ersatzkapitän Alessandro Bastoni vergab die Führung nach einer Freistoßflanke völlig frei per Kopf (35.). Davide Frattesi scheiterte kurz vor Seitenwechsel nach einem Angriff über die linke Seite. Thurams Hereingabe legte Sanchez ideal auf, Frattesi schoss aber drüber (42.).

Davide Frattesi
AP/Petr David Josek
Frattesi schoss den Ball aus aussichtsreicher Position klar drüber

Für Salzburg-Urgestein Andreas Ulmer, der bei einem Bisseck-Foul etwas abbekommen hatte, ging es nach der Pause nicht mehr weiter. In Ermangelung von fitten Außenverteidigern wechselte Amar Dedic von rechts nach links, und Capaldo wich auf die Seite hinaus. Die erste gefährlichere Aktion nach der Pause war ein abgefälschter Schuss von Luka Sucic, der sich neben das Tor senkte (47.). Calhanoglu prüfte Schlager mit einem direkten Freistoß (52.), ehe zwei Minuten später Gloukh den Ball nach einem vielversprechenden Angriff drüberschoss.

In einer zweiten Hälfte, die mehr Tempo Richtung letztes Drittel zu bieten hatte, vergab Konate aus seitlicher Position (58.). Insgesamt fehlte es Salzburg aber vorne an Durchschlagskraft und der letzten Konsequenz für einen Torerfolg. So scheiterte auch Dedic (67.).

Handelfmeter besiegelt Salzburgs Aus

Nach rund 70 Minuten brachte Inzaghi dann sein Stürmer-Ass Martinez, zudem Mittelfeldstar Barella – die beiden teuersten Spieler im Kader. Die Mailänder verbuchten in weiterer Folge auch die besseren Möglichkeiten. So köpfelte Thuram einen Ball an der zweiten Stange knapp vorbei (73.), „Joker“ Kristjan Asllani prüfte Schlager (76.).

Inter verstärkte den Druck minütlich und erzwang letztlich auch die Entscheidung: Bei einem Zweikampf kam Thuram im Sechzehner zu Fall, das ließ Schiedsrichter Gözübüyük noch durchgehen.

Nach einem Kopfball von Martinez, den Goalie Schlager sehenswert an die Latte drehte (82.), war es zwei Minuten später so weit: Barellas Schuss landete an Bidstrups Arm, und es blieb dem niederländischen Referee nichts anderes übrig, als auf Elfmeter zu entscheiden. Den verwertete Martinez sicher ins Eck (85.). Für den Ausgleich blieb zu wenig Zeit und Kraft, Martinez vergab noch einen höheren Sieg.

Lautaro Martinez
Reuters/Leonhard Foeger
Martinez kam, sah und traf zum Sieg und Aufstieg für Inter

Stimmen zum Spiel:

Gerhard Struber (Salzburg-Trainer): „Der Moment ist bitter, weil wir eine Niederlage analysieren. Die Jungs haben es sehr ordentlich gemacht, viel investiert, eigentlich wenig zugelassen und das gegen eine Top-Fünf-Mannschaft der Welt. Wir haben gesehen, dass diese Mannschaft aus Italien eine irrsinnige Reife mitbringt. Im Moment fühlt es sich richtig schmerzhaft an, weil wir so nahe dran waren, aber es ist ein Learning für uns alle. Wenn man sieht, wie die Jungs in der Kabine enttäuscht sind, ist das nicht fein. Es ist Realität, dass wir den Elfer nicht bekommen haben, ich denke, es war ein Kontakt da, aber in der Champions League fehlt uns da ein Stück weit auch das Glück.“

Simone Inzaghi (Inter-Trainer): „Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden. Wir haben gewusst, dass es ein sehr schweres und offenes Spiel wird. Salzburg hat es uns wie erwartet sehr schwergemacht. Sie sind eine der laufstärksten Mannschaften, das haben sie wieder unter Beweis gestellt. Mit der Einwechslung von Martinez sind wir stärker geworden. Salzburg ist im Kampf um Platz drei aufgrund des direkten Duells im Vorteil. Wir kämpfen um den ersten Platz und werden alles dafür tun, um diesen zu erreichen.“

Champions League, Gruppe D, vierter Spieltag

Mittwoch:

Salzburg – Inter Mailand 0:1 (0:0)

Wals-Siezenheim, Stadion Salzburg, 30.071 (ausverkauft), SR Gözübüyük (NED)

Tor: Martinez (85./Handelfmeter)

Salzburg: Schlager – Dedic, Baidoo, Pavlovic, Ulmer (46./Gourna-Douath) – Bidstrup, Capaldo – Sucic, Gloukh (87./Forson) – Konate (87./Nene), Simic (79./Ratkov)

Inter: Sommer – Bisseck (46./De Vrij), Acerbi, Bastoni – Darmian, Frattesi, Calhanoglu (61./Asllani), Mkhitaryan (68./Barella), Augusto (86./Dimarco) – Sanchez (68. Lautaro Martinez), Thuram

Gelbe Karten: Pavlovic, Gloukh bzw. Bisseck, Calhanoglu