Nicolas Capaldo Taboas (FC Red Bull Salzburg) reagiert enttäuscht
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Champions League

Salzburg hadert mit „Elfmeterpech“

Der FC Salzburg hat sich am Mittwoch gegen Inter Mailand neuerlich teuer verkauft, steht aber wieder mit leeren Händen da und muss so früh wie noch nie in der UEFA Champions League die Segel streichen. Nach dem 0:1 haderte Österreichs Serienmeister auch mit „Elfmeterpech“. Denn während den „Bullen“ wie in Mailand ein Strafstoß vorenthalten wurde, mussten sie sich gegen den Finalisten der Vorsaison wieder infolge eines Elfmeters beugen.

„Es ist wirklich hart im Moment. Wir haben alles gegeben. In der 85. Minute so einen Elfmeter zu bekommen ist sehr hart“, sagte Mads Bistrup, der mit einem Handspiel im Strafraum die knappe Niederlage einleitete. Stürmerstar Lautaro Martinez verwertete als „Joker“ zum Sieg. Vor zwei Wochen in Italien sorgte auch ein Penalty für den Sieg der „Nerazzurri“, auf der anderen Seite wurde Roko Simic wie vor zwei Wochen ohne Konsequenz im Strafraum zu Boden gerissen.

„Es hätte Elfmeter geben müssen, ich weiß nicht, was der VAR (Video Assistant Referee, Anm.) gemacht hat. Es war im San Siro so, jetzt wieder. Vielleicht liegt es daran, dass wir eine kleinere Mannschaft sind“, sagte der Kroate nach dem Spiel. Sein Sportdirektor Bernhard Seonbuchner schlug in dieselbe Kerbe: „Für mich sind das Elfmeter, das muss ich ehrlich sagen.“ Auch Trainer Gerhard Struber haderte in dieser Hinsicht ein wenig mit: „Da verfolgt uns auch nicht das Glück.“

Salzburg verpasst Achtelfinale

Österreichs Serienmeister Salzburg hat das Heimspiel gegen den Vorjahresfinalisten Inter Mailand mit 0:1 verloren. Der Einzug ins Achtelfinale der Champions League geht sich daher heuer nicht aus.

„Natürlich wäre es anders gewesen, wenn du 1:0 in Führung gehst, wir hätten den Glauben, die Hoffnung und den Mut multiplizieren können“, betonte der Salzburg-Coach. „Für Schiedsrichter ist es offenbar auch nicht so einfach, unsere Dynamik in diesem Tempo wahrzunehmen.“

Ausscheiden hat auch andere Gründe

Freilich lag es aber nicht nur daran, dass Salzburg nun schon so früh wie noch nie aus der Gruppenphase ausgeschieden ist. In den ersten vier Saisonen in der Königsklasse war Salzburg immer bis zum letzten Spieltag im Rennen um den Aufstieg geblieben – einmal haben es die „Bullen“ ins Achtelfinale geschafft. Aufgrund der guten Leistung gegen Inter trauert man dem Verbleib im Aufstiegsrennen besonders nach.

„Die Jungs haben es sehr ordentlich gemacht, viel investiert, eigentlich wenig zugelassen, und das gegen eine Top-Fünf-Mannschaft. Es fühlt sich richtig schmerzhaft an, weil wir so nahe dran waren, aber es ist auch ein Learning für uns alle“, analysierte Struber. „Bei uns muss alles zusammenpassen, du brauchst einen Schiedsrichter auf einem guten Niveau, ein Rundumpaket, damit du punkten oder gewinnen kannst.“

Salzburg-Trainer Gerhard Struber klatscht enttäuscht mit seinen Spielern ab
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Trainer Struber litt mit seiner Mannschaft mit

Hinzu kommt ein reifer Gegner, dem Salzburg aber wieder die Stirn bieten konnte. „Die Spiele haben sich angefühlt, als wäre mehr drinnen gewesen“, sagte Amar Dedic. Goalie Alexander Schlager meinte: „Ich glaube, dass wir uns selber um den Punkt gebracht haben oder auch mehr. Wir betreiben so viel Aufwand und belohnen uns nicht dafür.“

Insgesamt präsentierte sich Salzburg ebenbürtig, doch im Detail fehlte es den „Bullen“ für eine Überraschung. „Es sind die kleinen Dinge, die so ein Spiel entscheiden. Wir hatten einige wirklich gute Momente im Umschaltspiel, und es ist nur der letzte Pass, der manchmal fehlt. Man hat gegen eine erfahrene Mannschaft wie Inter gesehen, dass man für seine Fehler bestraft wird“, erklärte Bidstrup, dessen Mannschaft es auch einfach an Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten fehlt.

Fokus richtet sich auf Platz drei

So bleibt den „Bullen“ der Kampf um Platz drei, der zum Umstieg in die Europa League berechtigt. Hier haben die Salzburger drei Punkte Vorsprung gegenüber dem weiterhin punktelosen Benfica Lissabon, möglicherweise gibt es am letzten Spieltag in Salzburg ein „Finale“.

„Es ist traurig, aber Kopf hoch. Wir müssen einfach weitermachen, schauen, dass wir in Europa weiterspielen können“, forderte Dedic, dessen Team noch beim zweiten Achtelfinalisten der Gruppe D, Real Sociedad, gastiert. Bis dahin wird auch das CL-Aus verarbeitet sein.

Stiller Abgang von Arnautovic

Lachende Gesichter gab es naturgemäß aufseiten von Inter. „Es ist unheimlich wichtig, zwei Spieltage vor Ende der Gruppenphase schon das Ticket für das Achtelfinale zu haben“, so Torhüter Yann Sommer. „Es fühlt sich gut an, es war ein hartes Stück Arbeit gegen einen wirklich guten Gegner.“ So sah das auch sein Trainer Simone Inzaghi, der den „Bullen“ Respekt zollte: „Salzburg ist eine der laufstärksten Mannschaften, das haben sie heute wieder unter Beweis gestellt.“

Marko Arnautovic (Inter Mailand) verlässt die Mixed Zone
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Arnautovic verließ die Salzburger Arena ohne große Worte

Der Inter-Coach wechselte im Finish seine beiden Topstars Nicolo Barella und eben Martinez ein, die den entscheidenden Elfmeter herausholten und verwerteten. ÖFB-Star Marko Arnautovic wärmte hingegen umsonst auf. Nach sechs Wochen Verletzungspause war ihm kein Comeback in seinem Heimatland vergönnt, daher verließ er nach dem Spiel auch still die Salzburger Arena und verwies die auf ihn wartenden heimischen Medienvertreter auf die spielenden Protagonisten: „Es gibt andere, die etwas sagen können.“ So wie Martinez, der festhielt: „Ich bin sehr glücklich, weil die Gruppe schwierig war, aber wir haben einen guten Job gemacht.“

Champions League, Gruppe D, vierter Spieltag

Mittwoch:

Salzburg – Inter Mailand 0:1 (0:0)

Wals-Siezenheim, Stadion Salzburg, 30.071 (ausverkauft), SR Gözübüyük (NED)

Tor: Martinez (85./Handelfmeter)

Salzburg: Schlager – Dedic, Baidoo, Pavlovic, Ulmer (46./Gourna-Douath) – Bidstrup, Capaldo – Sucic, Gloukh (87./Forson) – Konate (87./Nene), Simic (79./Ratkov)

Inter: Sommer – Bisseck (46./De Vrij), Acerbi, Bastoni – Darmian, Frattesi, Calhanoglu (61./Asllani), Mkhitaryan (68./Barella), Augusto (86./Dimarco) – Sanchez (68. Lautaro Martinez), Thuram

Gelbe Karten: Pavlovic, Gloukh bzw. Bisseck, Calhanoglu