Enttäuschte Sturm-Spieler und jubelnder Berat Djimsiti (Atalanta)
Reuters/Alberto Lingria
Europa League

Sturm muss sich Atalanta beugen

Sturm Graz hat in der UEFA Europa League im Kampf um den Aufstieg in die K.-o.-Phase einen Rückschlag erlitten. Österreichs Vizemeister musste sich am Donnerstag am vierten Spieltag Atalanta Bergamo auswärts 0:1 (0:0) geschlagen geben. Matchwinner für die Italiener war Berat Djimsiti, der in der 50. Minute nach einem Eckball traf. Vor allem offensiv agierten die Grazer zu harmlos, ein später Treffer zum Ausgleich wie beim 2:2 im Hinspiel in Graz gelang dieses Mal nicht.

In der Tabelle liegt Sturm mit vier Punkten sechs Zähler hinter Spitzenreiter Atalanta (10), der vorzeitig den Verbleib in der Europa League fixierte, und drei hinter Sporting Lissabon (7), das daheim gegen Rakow Czestochowa (1) mit 2:1 (1:0) gewann. Am 30. November (18.45 Uhr, live in ORF1) empfangen die Grazer den polnischen Meister Rakow. Die Gruppenphase wird am 14. Dezember mit dem Gastspiel bei Sporting Lissabon abgeschlossen.

In der Liga hatte es zuletzt zwei Niederlagen gegen die Wiener Austria (0:1) und den LASK (1:3) gesetzt, Sturm-Coach Christian Ilzer wollte daher die Performance in Bergamo „nach oben schrauben“. Dafür veränderte der Sturm-Coach seine Formation, in einem 4-2-2-2 sollte dem Tabellenfünften der Serie A das Leben schwer gemacht werden. Im zentralen Mittelfeld rückte Dimitri Lavalee für den gesperrten Kapitän Stefan Hierländer in die Startelf, der Belgier bildete mit Jon Gorenc Stankovic die Doppelsechs. In der Spitze kehrte Torjäger Szymon Wlodarczyk in die erste Elf zurück.

Sturm verliert bei Atalanta

Sturm Graz erlitt mit dem 0:1 gegen Tabellenführer Atalanta Bergamo am Donnerstag einen Rückschlag im Kampf um den Aufstieg in die K.-o.-Phase der Europa League.

800 Sturm-Fans stehen im Regen

Die 800 mitgereisten Sturm-Fans genossen im Gewiss Stadium in einem wegen Umbaus provisorischen Auswärtssektor das zweifelhafte Privileg, bei strömendem Regen kein Dach über dem Kopf zu haben. Die Kicker in Schwarz-Weiß bemühten sich in der Anfangsphase aber sehr, ihren Anhängern eine bessere Stimmung zu verschaffen. Aufgrund einer mutigen Spielanlage waren die Steirer zunächst die offensivere Mannschaft, ohne jedoch Torchancen zu herauszuspielen. Bis zum ersten Abschluss des Spiels dauerte es 14 Minuten, ein Schuss von Rafael Toloi flog aber über das Tor.

Den Vollgasfußball der Blauen aus Bergamo entschärfte die Ilzer-Elf, die wenigen Kontermöglichkeiten spielten die Grazer aber zu überhastet zu Ende. Wirklich gefährliche Strafraumszenen waren zunächst Mangelware. In der 31. Minute klärte Stankovic einen Djimsiti-Kopfball zur Ecke, fünf Minuten später schoss Wlodarczyk aus Abseitsposition am Tor vorbei. Kurz darauf verfehlte ein Lavalee-Volley nach einem Corner das Ziel knapp (39.).

Grazer Defensive indisponiert

Nach dem Seitenwechsel drückte Atalanta direkt auf die Führung, die in der 50. Minute fallen sollte. Nach einem Eckball herrschte Chaos im Sturm-Strafraum, die Grazer brachten den Ball nicht aus der Gefahrenzone, und Djimsiti netzte unhaltbar für Tormann Kjell Scherpen ein. Die Italiener blieben am Drücker, einen Schuss von Ademola Lookman blockte David Schnegg (56.). Die Führung war mittlerweile verdient, die Grazer fanden kaum mehr Zugriff auf das Spiel und mussten viele Atalanta-Angriffe entschärfen.

„Joker“ Luis Muriel, Doppeltorschütze in Graz, vergab aus guter Position (69.), der ebenfalls eingewechselte Mario Pasalic hatte bei einem Stanglpass mit Hans Hateboer aus kurzer Distanz ebenfalls das 2:0 auf dem Fuß. Genauso wie Teun Koopmeiners kurz darauf (74.), Ederson, der an Scherpen scheiterte (83.), und erneut Pasalic, dessen Schuss von Jusuf Gazibegovic geblockt wurde (87.). In der Nachspielzeit parierte Scherpen ein weiteres Mal stark gegen Pasalic (91.). Die Ilzer-Elf kam zu keinem Abschluss auf das gegnerische Tor, einzig ein Schuss von Tomi Horvat ging knapp vorbei (63.).

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Die Struktur, der Einsatz waren vorhanden. In der ersten Halbzeit haben wir das richtig gut gemacht, auch die nötige Schärfe war da, wir hatten super Ballgewinne. Wir hatten sie in der ersten Halbzeit komplett im Griff. Was wir uns vorwerfen müssen, ist, dass wir Ballgewinne klarer ausspielen müssen, aus der einen oder anderen Situation profitieren und ein Tor machen müssen. Über das gesamte Spiel so eine Mannschaft im Griff zu haben, ist nicht möglich. In der zweiten Halbzeit ist uns schon ein bisschen die Substanz ausgegangen.“

Jon Gorenc Stankovic (Sturm-Mittelfeldspieler): „Die Enttäuschung ist da, weil die Chance da war. Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt und Chancen gehabt, sie aber nicht genützt. In der zweiten Halbzeit haben sie ihre individuelle Klasse gezeigt, sie sind eine richtig gute Mannschaft. Wir haben alles gegeben, aber am Ende hat es nicht gereicht.“

Gian Piero Gasperini (Atalanta-Trainer): „Sturm hat uns mit einem guten Start zu Fehlern gezwungen. In der zweiten Hälfte hat sich aber vieles bei uns verbessert. Wir haben das Tempo angezogen, haben auch seit langer Zeit wieder ein Tor nach einem Standard erzielt. Der Sieg hätte höher ausfallen können, das zeigen die Statistiken ganz klar. Das nächste Spiel (gegen Sporting, Anm.) ist wichtig, denn es wird entscheiden, ob wir als Erster oder Zweiter in Europa überwintern.“

Berat Djimsiti (Torschütze Bergamo): „Heute war mein 200. Spiel für Atalanta, somit bin ich umso glücklicher, dass ich das Siegestor geschossen haben, aber viel wichtiger sind die drei Punkte.“

Europa League, Gruppe D

Donnerstag:

Atalanta Bergamo – Sturm Graz 1:0 (0:0)

Bergamo, Gewiss Stadium, 14.739 Zuschauer, SR Brisard (FRA)

Tor: Djimsiti (50.)

Atalanta: Musso – Toloi, Djimsiti, Kolasinac – Zappacosta (46./Hateboer), De Roon, Ederson, Bakker (89./Holm) – Koopmeiners (86./Mirantschuk), Lookman (62./Pasalic) – Scamacca (62./Muriel)

Sturm: Scherpen – Gazibegovic, Affengruber (79./Fuseini), Wüthrich, Schnegg (86./Dante) – Gorenc Stankovic, Lavalee – Böving (59./Horvat), Prass – Sarkaria, Wlodarczyk (59./Teixeira)

Gelbe Karten: Gorenc Stankovic, Schnegg