EM-Qualifikation

Erfolgreicher Abschluss für Österreich

Österreichs Herren-Nationalmannschaft hat am Donnerstag mit einem Erfolgserlebnis die Qualifikation für die Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland abgeschlossen. Die ÖFB-Elf gewann in Tallinn gegen Schlusslicht Estland mit einer soliden Leistung trotz einiger vergebener Chancen mit 2:0 und führt damit die Gruppe F vorläufig an. Ob es am Ende zu Platz eins reicht, entscheidet sich am Sonntag.

Ein Schuss aus kurzer Distanz von Konrad Laimer (25. Minute) und ein Kopfball von Philipp Lienhart (39. Minute) mit seinem ersten Teamtor hatten die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick in der ersten Hälfte vor 3.000 Zuschauern und Zuschauerinnen sicher in Führung gebracht. Estland hatte zwar die erste gute Chance und versuchte immer wieder ein lang ersehntes Tor zu erzielen, doch die Klasse der Österreicher, die nicht fehlerlos agierten, setzte sich mit Fortdauer der Partie durch.

„Es fühlt sich sehr gut an. Ich habe eine Riesenfreude damit und bin sehr, sehr froh, dass wir die drei Punkte geholt haben“, meinte Torschütze Lienhart im Interview nach dem Match. „Am Anfang haben wir Riesenglück gehabt, dann haben wir das Spiel besser im Griff gehabt. In der zweiten Hälfte ist es ein bisschen wild geworden.“

Österreich geht durch Laimer in Führung

Konrad Laimer brachte Österreich in der 26. Minute mit 1:0 in Führung.

Hoffen auf Platz eins

Die ÖFB-Auswahl liegt damit zwei Zähler vor Belgien in Führung der Gruppe F. In acht Spielen wurden sechs Siege, ein Remis und eine Niederlage (2:3 im Heimspiel gegen Belgien) erzielt. Doch die Belgier bestreiten im Fernduell um den Gruppensieg am Sonntag (18.00 Uhr) ihr Heimspiel gegen Aserbaidschan, in dem der Weltranglistenfünfte klarer Favorit ist – auch wenn Aserbaidschan am Donnerstag im zweiten Gruppenspiel überraschend Schweden mit 3:0 bezwang.

Konrad Laimer (AUT) und Martin Vetkal (EST)
GEPA/Johannes Friedl
Die ÖFB-Elf (im Bild: Konrad Laimer) war spielbestimmend, ließ aber auch Chancen der Esten zu

Nach dem Warten auf Platz eins steht Österreich am kommenden Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Wien zum Jahresabschluss noch der Testspielschlager gegen Deutschland im ausverkauften Happel-Stadion bevor. Davor war das Pflichtspiel in Tallinn zu absolvieren.

Estland kämpft um Tor und Punkte

Estland errang erst einen Punkt in dieser EM-Qualifikation, ein Remis gegen Aserbaidschan. Lediglich zwei erzielte Tore standen für die Esten zu Buche. Diesen Umstand wollten die Esten dringend ändern, während die Österreicher mit einem Sieg ihre Minichance auf den ersten Platz in Gruppe F nutzen wollten und außerdem ihrem Ziel verfolgten, bei der EM-Auslosung am 2. Dezember in Frankfurt aus dem zweiten Lostopf gezogen zu werden.

Österreich, 25. der Weltrangliste, begann gegen die Nummer 118 im FIFA-Ranking mit einer Fünferkette und dominierte die Anfangsphase. Die erste Chance, die im Grunde ein Tor sein hätte müssen, hatten jedoch die Esten. Vlasi Sinjavski bugsierte den Ball nach einem Pass von Georgi Tunjow jedoch im Rutschen nur um Millimeter über die Latte. Ein Tor für Estland wäre ein seltenes Ereignis gewesen. Seit über 400 Minuten warten sie in der EM-Qualifikation auf einen Treffer.

Die ÖFB-Elf fing sich aber rasch von dieser unangenehmen Überraschung. Maximilian Wöber verzog in der neunten Minute einen Schuss nach Vorlage von Christoph Baumgartner. Ein Fersler von Michael Gregoritsch am Fünfer war dann in der 19. Minute die nächste Tormöglichkeit für Österreich, aber Estlands Goalie Karl Hein ließ sich nicht überraschen.

Holpriger Platz, holpriges Spiel

Alles in allem war das Spiel der Österreicher jedoch im offensiven Drittel des Platzes zu fehlerhaft und zu wenig zwingend. Das lag aber nicht nur alleine an den schlechten Platzverhältnissen des Spielfeldes in der Le-Coq-Arena in Tallinn. Die Aktion, mit der die estnische Hintermannschaft ausgehebelt werden konnte, war noch nicht dabei. Thomas Häberli, der Schweizer Trainer der Balten, konnte mit seiner Mannschaft zufrieden sein.

Nach gut 25 Minuten hatte Österreich bereits über 200 Pässe gespielt, Estland nur rund 60. Dennoch hatte Markus Poom mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, der knapp sein Ziel verfehlte, die nächste Chance für die Heimmannschaft (24.). Doch Österreich ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und schlug in der 25. Minute zu. Nach einem Dribbling von Baumgartner über links bediente Xaver Schlager ideal den in der Mitte freistehenden Laimer, der den Ball zum 1:0 einschob.

Lienhart legt nach

Das Spiel der Rangnick-Elf lief weiter nach Plan, wenn auch ohne großen Fußballzauber. Das 2:0 durch einen Kopfball von Lienhart fiel nach einem David-Alaba-Corner von rechts (39.). Bei Minusgraden sangen die 600 mitgereisten ÖFB-Fans in der Le-Coq-Arena „Oh, wie ist das schön!“. Es war das erste Teamtor des Freiburg-Verteidigers.

Lienhart legt nach

Philipp Lienhart erzielte in der 39. Minute das 2:0. Damit sorgte das ÖFB-Team noch vor der Halbzeitpause für klare Verhältnisse.

Ohne weitere Höhepunkte ging es nach dem Pausenpfiff des montenegrinischen Spieleiters Nikola Dabanovic in die Kabine. Dort durfte Torschütze Laimer sich gleich umziehen, für ihn kam Marko Arnautovic zu seinem 111. Länderspieleinsatz. Gregoritsch hatte in der 53. Minute die Möglichkeit zum 3:0, sein Schuss ging jedoch einen guten Meter an der linken Stange vorbei.

Chancen, aber keine Tore

Nach einer guten Stunde wechselte Teamchef Rangnick erneut und brachte Stürmer Sasa Kalajdzic für Gregoritsch und im Mittelfeld Romano Schmid für Baumgartner. Wöber ließ in der 70. Minute die nächste rot-weiß-rote Chance auf das 3:0 aus.

Marko Arnautovic (AUT) in Aktion
GEPA/Johannes Friedl
Marko Arnautovic wurde zur Pause eingewechselt, konnte jedoch auch nicht für den dritten Treffer der Österreicher sorgen

Österreich blieb spielbestimmend, ohne allzu gefährlich zu werden. Estland konnte hin und wieder Nadelstiche setzen. Lienhart verpasste schließlich in der 92. Minute seine große Möglichkeit auf einen Doppelpack und es blieb beim 2:0.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Natürlich haben wir nicht alles richtig gemacht, aber aufgrund der Voraussetzungen – Platz, Witterung, sehr defensiver Gegner – war es sehr wichtig, die zwei Tore vor der Halbzeit zu machen. Das erste Tor war so ein bisschen der Dosenöffner. Immer dann, wenn wir rechtzeitig die Seite verlagert haben, hatten wir unsere Torchancen. Das haben wir leider nicht oft genug gemacht, sonst hätten wir vor der Pause schon mehr Torchancen rausspielen können.“

„Wir hatten viel Ballbesitz, aber nicht immer die richtigen Lösungen. 19 von 24 möglichen Punkten musst du erst einmal holen. Damit muss man rein von der Punktezahl absolut zufrieden sein. Wir machen viel gut, aber noch lange nicht alles richtig. Deswegen bin ich froh, dass wir bis zur EM noch fünf Testspiele haben.“

David Alaba (ÖFB-Kapitän): „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir wussten vorher, dass es nicht einfach wird, eine Mannschaft, die sehr tief steht. Da braucht man Geduld, muss aber trotzdem zu 100 Prozent auf dem Platz sein. Ich glaube, dass es gut zu sehen ist, dass wir uns enorm weiterentwickelt haben, als Mannschaft schon auch reifer geworden sind.“

„Wir haben natürlich das Potenzial, noch besser zu werden, das ist das, was man spürt. Es war eine sehr schöne und erfolgreiche Qualifikation, worum es geht, ist, nächstes Jahr in Deutschland nicht nur dabei zu sein. Darauf liegt der Fokus, davon will ich meinen Enkeln einmal erzählen.“

Konrad Laimer (Torschütze zum 1:0): „Es war von Anfang klar, dass es nicht einfach wird. Da musst du geduldig bleiben und schauen, dass du deine Chancen kriegst. Ein 1:0 zu schießen gegen so einen Gegner tut immer gut. Das macht das ganze Spiel einfacher. Dann machen wir gleich das 2:0 durch einen guten Standard, die haben gut funktioniert. Ein sehr professioneller Auftritt von uns, bei dem wir das von Anfang bis Ende gut gespielt haben. Verdiente drei Punkte geholt.“

Thomas Häberli (Trainer Estland): „Wenn man zwei einfache Tore kassiert, kann man mit der Leistung nicht zufrieden sein. Aber meine Spieler haben bis zum Limit gekämpft. Österreich hat viel Qualität, sie haben die ganze EM-Qualifikation super gespielt, auch bei der Niederlage gegen Belgien. Österreich kann auf diese Nationalmannschaft stolz sein.“

EM-Qualifikation, Gruppe F

Donnerstag:

Estland – Österreich 0:2 (0:2)

Tallinn, A. Le Coq Arena, 3.000 Zuschauer, SR Dabanovic (MNE)

Torfolge:
0:1 (26.) Laimer
0:2 (39.) Lienhart

Estland: Hein – Sinjavski, Paskotsi, Tamm, Mets, Vastsuk (71./Zenjov) – Vetkal, Poom (83./Peetson), Miller (71./Pikk) – Anier (60./Jürgens), Tunov (60./Shein)

Österreich: A. Schlager – Posch, Lienhart, Alaba, Wöber – Seiwald, X. Schlager (76./Seidl) – Baumgartner (63./Schmid), Laimer (46./Arnautovic), Sabitzer (90./Kainz) – Gregoritsch (63./Kalajdzic)

Gelbe Karten: keine