Ilkay Gündogan (GER)
Reuters/USA Today Sports/Eric Canha
Fußball

Auf DFB-Team warten emotionale Duelle

Mit zwei emotionalen Spielen geht für das deutsche Nationalteam das Länderspieljahr zu Ende. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) spielt zum Abschluss am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Wien gegen Österreich, drei Tage davor geht es gegen die Türkei. Bundestrainer Julian Nagelsmann gibt am Samstag (20.45 Uhr) in Berlin sein Heimdebüt. Im Mittelpunkt steht auch DFB-Kapitän Ilkay Gündogan, der erstmals gegen das Heimatland seiner Eltern spielt.

Nagelsmann hat im September den erfolglosen Hansi Flick als deutscher Teamchef abgelöst und in seinen ersten beiden Spielen während einer USA-Reise ein 3:1 gegen das US-Team und ein 2:2 gegen Mexiko geholt. Sieben Monate vor der Heim-EM will er mit seinem Team den Aufschwung fortsetzen. Der 36-Jährige hat angekündigt, vor allem an der Stabilisierung der Defensive arbeiten zu wollen. Offen ist, ob der 34-jährige Abwehrroutinier Mats Hummels nach seinen Rückenproblemen schon wieder fit für die Startelf ist.

„Es sind zwei Tests, die wir nutzen wollen und die unter dem Vorzeichen Emotionalität stehen. Das wird sicherlich gut“, sagte Nagelsmann. Mehr Emotionen als am Samstag im mit über 70.000 Fans ausverkauften Berliner Olympiastadion, wo am 14. Juli 2024 auch das EM-Finale stattfindet, sind kaum möglich. Zehntausende Zuschauerinnen und Zuschauer, und möglicherweise eine Mehrheit, wird nicht für Deutschland jubeln.

Coach Julian Nagelsmann (GER)
Reuters/USA Today Sports/Eric Canha
DFB-Coach Julian Nagelsmann möchte den positiven Trend der letzten Spiele unbedingt fortsetzen

„Besonderes Spiel“ für Gündogan

Wie die Fans der türkischen Mannschaft Gündogan behandeln, ist schwer vorauszusehen. In politisch schwierigen Zeiten spielt der 33-Jährige erstmals gegen die Türkei. „Es wird ein sehr besonderes Spiel für mich – gar keine Frage“, sagte der in Gelsenkirchen geborene Profi des FC Barcelona. Kapitän Gündogan spürt große Vorfreude auf sein erstes Länderspiel gegen die Türkei – und eine tiefe Verbundenheit mit dem Heimatland seiner Eltern. „Meine Großeltern, Eltern und weitere Verwandte leben nach wie vor in der Türkei in Izmir, und ich habe natürlich auch viele Freunde dort.“

Im Gegensatz zu Mesut Özil, der 2010 in einem Länderspiel in Berlin von den türkischen Fans ausgepfiffen worden war, hatte sich Gündogan nach dem Eklatfoto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vor fünfeinhalb Jahren ausführlich erklärt, er ordnete den Auftritt ein. Anfeindungen deutscher Fans hatte er dennoch erleben müssen.

Spiel mit politischer Dimension

Die politische Dimension der Partie geht ohnehin über den Zwiespalt der in der Türkei oder Deutschland geborenen Fans hinaus. Am Freitag war Erdogan zu Gast bei Kanzler Olaf Scholz, der türkische Staatspräsident hatte zuletzt Israel im Gaza-Krieg „Staatsterror“ vorgeworfen und auch die Legitimität des Landes infrage gestellt. Am Spieltag wollen Tausende Kurdinnen und Kurden für die von der Türkei verbotene Arbeiterpartei PKK und gegen die Politik Erdogans demonstrieren. Dass ein Besuch des Türkei-Spiels nicht auf Erdogans Agenda steht, hat der DFB mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Der Konflikt könnte dennoch ins Stadion getragen werden.

„Der Sport kann sich da nicht verstecken“, sagte Völler grundsätzlich zur Debatte über Fußball und Politik. „Es wird immer versucht, dass man eine gewisse Haltung zeigt.“ Bedeutend sei für ihn, sich in „die Dinge ein bisschen einzulesen“, um zu verstehen, worum es geht. Gündogan ist kein Fußballprofi, der sich vorschnell, unüberlegt äußert. Vor dem für ihn emotionalen Spiel hielt er sich in politischen Fragen zurück. „Ich hoffe auf ein großartiges Fußballfest“, sagte er, auf eines, das er auch genießen kann.