Yusuf Sari Türkei (TUR)
IMAGO/Michael Taeger
Fußball

Deutsche reisen mit Dämpfer nach Wien

Die Türkei hat Julian Nagelsmann nicht nur sein Heimdebüt als Teamchef verpatzt, sondern auch dafür gesorgt, dass Deutschland mit einer Pleite im Gepäck zum Prestigeduell gegen Österreich am kommenden Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Wien reist. Die Türken setzten sich am Samstag in Berlin gegen die DFB-Elf mit 3:2 (2:1) durch und versetzten den Deutschen nach einem kurzfristigen Hoch wieder einen Dämpfer.

Im mit 72.592 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion fühlte sich die Partie für die DFB-Elf nicht nur akustisch wie ein Auswärtsspiel an, der Offensivgeist von Trainer Nagelsmann wurde zudem auch noch bestraft. Es war die erste Heimniederlage einer deutschen Mannschaft gegen die Türkei seit 1951 und ein bitterer Stimmungsdämpfer sieben Monate vor Start der Endrunde.

Ein früher Führungstreffer des überraschend als linker Verteidiger aufgebotenen Kai Havertz (5.) sowie der zwischenzeitliche Ausgleich durch Niclas Füllkrug (48.) reichten einer offensiv ausgerichteten deutschen Mannschaft nicht. Die Türken deckten nicht nur bei den Treffern von Ferdi Kadioglu (38.) und Kenan Yildiz (45.+2) die Defizite in der Rückwärtsbewegung auf. Yusuf Sari (71.), der einen umstrittenen Elfmeter nach Handspiel von Havertz verwandelte, besiegelte schließlich die Niederlage.

Yusuf Sari Türkei (TUR) erzielt das Tor zum 2:3
IMAGO/Matthias Koch
Yusuf Sari sorgte vom Elfmeterpunkt dafür, dass die Türkei erstmals seit 72 Jahren wieder in Deutschland gewann

Immerhin gibt es angesichts der ersten Heimniederlage gegen die Türkei seit 72 Jahren einen kleinen statistischen Hoffnungsschimmer: Als Deutschland 2005 zum letzten Mal gegen die Türkei – damals auswärts mit 1:2 – verlor, gab es wenige Monate später das Sommermärchen bei der Heim-WM 2006.

Teamchef vermisst „Emotionalität“

Nagelsmann beklagte bei seinem Heimdebüt als deutscher Bundestrainer aber trotzdem die Einstellung seiner Mannschaft. „Die Emotionalität hatten wir nicht auf allen Positionen. Ein paar haben es sehr gut gemacht, aber einige haben nicht das Emotionalitätsniveau erreicht, um an ihre Grenzen zu gehen“, sagte der 36-Jährige. Vor allem die schwache Phase von der 25. Minute bis zur Pause war überhaupt nicht nach dem Geschmack des Trainers. „In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht“, sagte Nagelsmann.

Nach dem frühen 1:0 durch Havertz habe man davor weitere Chancen ungenutzt gelassen. „Wir müssen das Spiel früher zumachen“, so Nagelsmann. Sein Experiment mit Havertz als linker Verteidiger sah der Bundestrainer nicht als Ursache für die Niederlage. „Kai Havertz hat ein herausragendes Spiel gemacht. Die einzige Personalie, die heute überraschend war, war mit unser bester Mann.“