Christoph Baumgartner (AUT) jubelt
GEPA/Edgar Eisner
Fußball

Österreich zeigt, was alles möglich ist

Das österreichische Fußballnationalteam blickt auf ein rundum gelungenes Jahr 2023 zurück. Nach der souverän geschafften Qualifikation für die Europameisterschaft folgte am Ende noch ein in der Art und Weise fulminanter Prestigesieg gegen „Lieblingsgegner“ Deutschland. Das stimmt zuversichtlich für die Europameisterschaft im nächsten Jahr, auf die der Fokus nun endgültig gelegt wird. Das gefestigte ÖFB-Team zeigte dabei heuer, was alles möglich ist.

Nämlich auch mit den besten Mannschaften der Welt mitzuhalten. Das gelang schon ein Jahr zuvor, als man zwar aus der Nations-League-Liga A absteigen musste, aber etwa gegen den damaligen Weltmeister aus Frankreich ein 1:1-Unentschieden holte. Heuer gelang das auch in der EM-Quali gegen das Topteam aus Belgien, zudem feierte man zwei Schlüsselsiege gegen Schweden und zu guter Letzt feierte man einen verdienten 2:0-Sieg gegen den vierfachen Weltmeister Deutschland.

„Es war ein sehr stimmiges Jahr. Die Tendenz geht in die richtige Richtung, und der Jahresabschluss war mit dem Sieg gegen Deutschland perfekt. Wir können mit einem guten Gefühl in die viermonatige Pause gehen“, sagte Sportdirektor Peter Schöttel und zog eine positive Bilanz. „Man sieht, dass eine Entwicklung stattgefunden hat, dass der Teamgedanke im Vordergrund steht – nicht nur bei der Mannschaft, auch rundherum. Die Interaktion zwischen Spielern und Betreuern ist perfekt“, so der Wiener, der mit dem Team bei der EM ein „großes“ Rufzeichen setzen will.

Jubel über perfekten Jahresabschluss

Österreichs Fußballnationalmannschaft hat das Länderspieljahr mit einem Prestigeerfolg beendet. Die ÖFB-Auswahl von Teamchef Ralf Rangnick feierte am Dienstagabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion einen 2:0-Testspielsieg gegen Deutschland. Trotz Jubel sei man bemüht, nicht in Überheblichkeit und Euphorie ins Grenzenlose zu verfallen.

Die nackten Zahlen lassen auf das erfolgreichste A-Länderspieljahr seit 2020 zurückblicken. Durch den Erfolg zum Abschluss schauten am Ende insgesamt sieben Siege und zwei Unentschieden bei nur einer Niederlage heraus. Das bedeutet einen Punkteschnitt von 2,3 Zählern pro Partie. Vor drei Jahren gab es unter Teamchef Franco Foda, der am Dienstag das Spiel im Wiener Ernst-Happel-Stadion verfolgte, sechs Erfolge, ein Remis und ebenfalls nur eine Pleite (Punkteschnitt 2,375).

Gefestigt und selbstbewusst

Nun rückt die EM endgültig in den Fokus, und die Zuversicht ist bei Spielern und Trainer zu spüren. Die Topfeinteilung könnte zwar eine schwierige Gruppe mit sich bringen, aber Teamchef Ralf Rangnick hat dem heimischen Fußball gesundes Selbstbewusstein implementiert. „Wenn wir alle Mann an Bord haben, können wir jeden schlagen. Das Spiel gegen Deutschland hat es wieder gezeigt. Da ist mir nicht bange, egal wen wir zugelost bekommen.“ Das Ziel für die Endrunde ist klar: „Wir wollen weiterkommen, egal in welcher Gruppe wir sind.“

Trainer Ralf Rangnick (AUT)
GEPA/Johannes Friedl
Rangnick hat zehn seiner 18 Spiele als ÖFB-Teamchef gewonnen, heuer waren es sieben

Die Spieler schätzen ihr Trainerteam und fühlen sich auf ihrem Weg bestätigt. „Wir sind reifer geworden, zusammengerückt, haben eine super Atmosphäre innerhalb der Mannschaft“, brachte es David Alaba nach dem Statement-Sieg auf den Punkt. Anders als der Gegner, der sich auf dem Weg zur Heim-EM in einer Identitätskrise befindet, präsentiert sich Österreich auf und abseits des Platzes gefestigt. Die von Rangnick vorgegebene glasklare Spielidee wird umgesetzt, abseits davon gibt sich das Team bescheiden und bleibt vielmehr am Boden.

Ralf Rangnicks Erfolgsgeheimnis

Österreichs Fußballnationalteam hat das Länderspieljahr 2023 mit einem hochverdienten Prestigesieg beschlossen. Die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick bezwang Deutschland in einem Testspiel mit 2:0 (1:0). Die ZIB hat nachgefragt, wie viel Anteil der österreichische Teamchef an den Erfolgen hat.

Dass man solche besonderen Siege dennoch feiern darf, liegt auf der Hand und spricht vor allem für den weiter etablierten Teamgeist. Der Sommerhitklassiker „Strada del Sole“ von Rainhard Fendrich wurde in der Kabine lautstark intoniert, schon vor einem Jahr standen nach dem 2:0 gegen Europameister Italien Austropop-Hits auf der Playlist. „Wir sind einfach ein eingeschworener Haufen“, sagte Marcel Sabitzer.

„Sind nicht Favorit, Mitfavorit oder Geheimfavorit“

Der Sieg gegen Deutschland wurde genossen, einen Erfolg gegen den „Lieblingsgegner“ gibt es nicht jeden Tag zu feiern. Es war bereits der zweite Sieg in Folge nach dem 2:1 vor fünf Jahren in Klagenfurt. In zwei Partien hintereinander Deutschland zu bezwingen gelang zuletzt dem „Wunderteam“ vor 92 Jahren. Aber das ist nur eine Randnotiz. Die aktuelle Generation will auch aus den jüngeren Fehlern in der ÖFB-Historie lernen. 2016 war man mit breiter Brust zur EM 2016 nach Frankreich gefahren und flog krachend aus der Gruppenphase.

Österreichs Spieler agieren nun bescheidener, auch was eben die EM 2024 angeht. „Wichtig ist, dass jeder Einzelne im Land einordnen kann, dass wir dort sicher nicht Favorit sind, sicher nicht Mitfavorit und sicher auch nicht Geheimfavorit“, sagte etwa Stürmer Michael Gregoritsch, der mit fünf Toren zu den Gewinnern in diesem Jahr gehört. Nur Sabitzer traf ebenso oft wie der Freiburg-Stürmer. Die meisten Einsätze verbuchte Nicolas Seiwald, der nicht nur alle zehn Spiele bestritt, sondern sie auch über je 90 Minuten absolviert hat.

Michael Gregoritsch (AUT) in Aktion
GEPA/Johannes Friedl
Gregoritsch ist mit fünf Treffern einer der Gewinner in diesem Länderspieljahr

Wie der Großteil verdient der Salzburger Seiwald sein Geld in der deutschen Bundesliga, womit die EM nächstes Jahr auch vom Gefühl her etwas von einem „Heimturnier“ hat. Mit einem Massenandrang heimischer Fans darf gerechnet werden, wie allein schon die Zahlen des Europäischen Fußballverbands (UEFA) nach der ersten Phase der Ticketverkäufe erahnen lassen. Hinter Deutschland, England, Frankreich und Spanien kamen die meisten Anträge aus Österreich – und das, obwohl Austragungsorte, Termine und Gegner der ÖFB-Auswahl noch gar nicht feststehen. Das lässt auf einen entsprechenden Rückhalt in den Stadien hoffen.

Zumindest 13 Partien im Jahr 2024

Zumindest 13 Partien gehen 2024 über die Bühne, mehr waren es in der ÖFB-Historie nur 2021 (16). Los geht es im März mit zwei Testmatches, Anfang Juni wird ebenfalls zweimal für die Europameisterschaft vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland geprobt. Der Herbst steht dann im Zeichen der Nations League, sechs Spiele werden von September bis November in diesem Bewerb ausgetragen. Derzeit steht für 2024 kein einziger Länderspieltermin und -gegner fest. Das liegt unter anderem daran, dass man zunächst die EM-Gruppenauslosung am 2. Dezember in Hamburg abwarten will, bevor Nägel mit Köpfen gemacht werden.