Max Verstappen (Red Bull Racing)
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Formel 1

Verstappens Jahr für die Geschichtsbücher

2023 war in der Königsklasse des Motorsports das Jahr von Max Verstappen. Der Niederländer hatte sich zwar auch in den beiden Jahren zuvor den WM-Titel in der Formel 1 geholt, so überlegen wie in dieser Saison war der Red-Bull-Pilot dabei aber noch nicht gewesen. 19 von 22 Rennen gewann er, zweimal wurde er Zweiter, nur in Singapur verpasste Verstappen als Fünfter einen Podestplatz.

Beim Grand Prix von Abu Dhabi am Sonntag auf dem Yas Marina Circuit schaffte er zum krönenden Abschluss ein weiteres Kunststück. Der 26-Jährige holte sich die 1.000 Führungsrunde in dieser Saison, am Ende kam er auf 1.003. Die Rekorde waren aber auch schon davor gepurzelt. Der Dominator sprach von einer „unfassbaren Saison“, lobte den Teamgeist bei Red Bull Racing und zeigte ungebrochene Motivation. „Ich kann nicht in ein Wochenende gehen und nicht alles geben“, sagte Verstappen.

Bei Red Bull herrschte große Freude, wenn auch ein Hauch Wehmut dabei war. „Davon darf man nicht ausgehen, dass man so eine Saison wiederholen kann“, sagte Motorsportberater Helmut Marko. Der Steirer erinnerte an seinen ehemaligen Wegbegleiter: „Es ist jammerschade, dass Didi Mateschitz das nicht miterleben hat können. Nächstes Jahr sind es 20 Jahre, dass wir mit Jaguar Racing ein marodes Mittelklasseteam erworben haben. Seine Worte waren: ‚Vielleicht kriegen wir mal einen Grand-Prix-Sieg.‘“ Das Ziel sei es natürlich, auch im nächsten Jahr wieder ganz oben zu stehen, bekräftigte Marko.

Red Bull dominiert Formel 1 völlig

Noch nie hat ein Team in der Formel 1 so dominiert wie Red Bull Racing 2023: 21 Siege in 22 Rennen. Vor allem dank des „Max-Faktors“, der Überlegenheit von Max Verstappen (NED). Und so spricht vieles dafür, dass die Dominanz auch 2024 weitergehen wird.

„Letzte Runde mit diesem wunderbaren Rennauto“

Davor will das Red-Bull-Team um Designer Adrian Newey in den Wintermonaten wieder an den richtigen Schrauben drehen. Dass der RB19 ausgedient hat, machte Verstappen „traurig“, auf der Ehrenrunde kam bei ihm fast Melancholie („Mir wurde bewusst, das ist die letzte Runde, die ich mit diesem wunderbaren Rennauto fahren darf“) auf.

Max Verstappen (RedBull)
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Max Verstappen konnte den letzten Auftritt im RB19 genießen

Gleichzeitig betonte er jedoch, dass das Vertrauen in die Technikabteilung groß sei. „Und dann schauen wir, was die anderen Teams gemacht haben“, hielt er mit Blick auf die heuer abgeschlagene Konkurrenz fest.

Konkurrenz sieht „weiten Weg“

Dieser stehen harte Wintermonate bevor. Denn den Rückstand aufzuholen wird schwer. Das weiß man auch beim Mercedes-Team, das sich am Ende gerade noch Rang zwei in der Konstrukteurs-WM sicherte, und beim Dritten Ferrari. Charles Leclerc, der zu Saisonstart als echter Herausforderer galt und zum Abschluss in Abu Dhabi immerhin Zweiter wurde, sieht für Ferrari „noch einen weiten Weg, um an die Geschwindigkeit von Red Bull heranzukommen.“

Charles Leclerc (Ferrari)
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Charles Leclerc musste sich mit dem fünften WM-Rang begnügen

Der einstige Dominator Mercedes kündigte bereits „radikale Maßnahmen“ an, um 2024 wieder anzugreifen. Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton meldete allerdings leichte Zweifel an. „Im Moment weiß ich das nicht so genau“, sagte der in Abu Dhabi neuntplatzierte Brite auf die Frage, ob Mercedes Red Bull wieder fordern könne. „Red Bull hat das Auto seit August nicht mehr angerührt, da kann man sich ziemlich gut vorstellen, wo sie nächstes Jahr stehen werden“, erklärte er.

Perfekter Saisonabschluss für Verstappen

Die Formel-1-Saison 2023 hat am Sonntag in Abu Dhabi so geendet, wie sie am 5. März in Bahrain begonnen hat: mit einem Sieg von Max Verstappen. Seither gewann der Red-Bull-Pilot 19 von 22 Rennen und holte sich seinen dritten Weltmeistertitel.

Wie eine Everest-Besteigung

Sein Boss Toto Wolff gab sich optimistischer. „Wir werden alles über den Haufen werfen. Es ist wirklich alles anders. Ein neues Chassis, die Gewichtsverteilung, eine neue Aufhängung, einmal durchs Menü. So geschlagen zu werden von einem anderen Team erfordert radikalere Maßnahmen“, betonte der Wiener.

Er gab sich kämpferisch, die Lücke zum Weltmeister schließen zu wollen. Einfach werde die Aufgabe aber nicht. „Es ist schon ein Mount Everest, den wir zu besteigen haben“, sagte Wolff. Erstmals seit 2011 beendete Mercedes ein WM-Jahr ohne Grand-Prix-Sieg. Ferrari holte sich durch Carlos Sainz in Singapur zumindest einmal Platz eins.

Nach der Winterpause geht es für den F1-Zirkus mit dem Saisonauftakt in Bahrain am 2. März weiter. Der Große Preis von Österreich in Spielberg ist für den 30. Juni geplant. Es wartet ein Rekordkalender mit insgesamt 24 Rennen. 24 Gelegenheiten für Verstappen, seine Erfolgsserie von 54 Siegen auszubauen und sich Hamilton (103 Siege) und Michael Schumacher (91) weiter zu nähern.

Verstappens Zahlen sprechen für sich

Auf die Siege dieses Duos fehlt Verstappen zwar noch einiges, aber unmöglich ist nichts. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen und damit verbundenen Rekorde, die der Niederländer heuer erreicht hat.

1.003 Rennrunden führte Verstappen in diesem Jahr das Feld an, das ist neuer Rekord. 1988 kamen die beiden Formel-1-Legenden Ayrton Senna und Alain Prost zusammen auf diese Zahl – allerdings bei 16 Rennen, heuer waren es 22.

575 Punkte holte der Niederländer. Damit hätte er auch die Teamwertung klar und deutlich vor Mercedes (409) gewonnen.

290 Punkte Vorsprung hatte er nach 22 Rennen auf den WM-Zweiten Sergio Perez im zweiten Red Bull. Auch das ist ein Rekord.

21 Podestplätze standen heuer für Verstappen zu Buche. Nur in Singapur schaffte er es als Fünfter nicht unter die besten drei.

19 Rennen gewann er in diesem Jahr. Die bisherige Bestmarke lag bei 15 – aufgestellt von Verstappen in der letzten Saison.

Zehn Siege gelangen dem Red-Bull-Pilot nacheinander, von Miami bis Monza. Er verbesserte damit die Bestmarke des Deutschen Sebastian Vettel, der ebenfalls in einem Red Bull 2013 neunmal in Serie gewonnen hatte. Im letzten Saisondrittel gelangen dem Niederländer sieben Siege in Folge.

Drei Siege in einem Land – auch das schaffte vor Verstappen noch kein Pilot. Er gewann heuer auf USA-Boden in Miami, Austin und Las Vegas.