Marie Höbinger
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Fußball

Pionierin Höbinger schwärmt von Liverpool

Wovon viele Fußballerinnen und Fußballer träumen, hat Marie-Therese Höbinger geschafft: Sie spielt für den Liverpool Football Club. Die „Reds“ gehören zu den bekanntesten Sportvereinen der Welt, auch dank des „Mythos Anfield“. Im legendären Stadion gastiert am Donnerstag (21.00 Uhr) das Herren-Team des LASK in der Europa League. Höbinger weiß, wie es ist, dort zu spielen. „Für mich war es surreal, wie eine andere Welt“, sagte die 22-Jährige im ORF.

Die gebürtige Wienerin wechselte im Sommer vom FC Zürich auf die Insel und ist in Liverpool eine österreichische Pionierin. Mit dem jung verstorbenen früheren Ex-LASK-Spieler Besian Idrizaj und Goalie Alexander Manninger standen zwar bereits zwei Österreicher beim Club im Nordwesten Englands unter Vertrag, im roten Trikot lief aber bisher nur Höbinger auf. „Es ist die Erfüllung eines Traums und es ist noch zu frisch, damit es normal ist. Auch bei uns wird ‚You’ll never walk alone‘ (Vereinshymne, Anm.) gesungen, ich finde das jedes Mal so schön, ich denke, das hört auch nicht auf“, schwärmte Höbinger.

Üblicherweise tragen die Frauen ihre Heimspiele im Prenton Park der Tranmere Rovers aus, spezielle Spiele wie das Merseyside-Derby gegen Everton (0:1) jedoch auch in Anfield. „Die Kabinen, der Trakt und der Gang raus auf das Feld sind besonders cool, dann die Tribünen und es waren so viele Zuschauer (23.000, Anm.), das war überwältigend. Man merkt, dass in diesem Stadion sehr viel Geschichte drinsteckt“, so die 1,62 Meter große Technikerin, die auch das bekannte Schild („This is Anfield“) am Weg in das bald über 60.000 Menschen fassende Stadion berührte. „Es ist einfach ein so großes und schönes Stadion.“ Rund 2.500 Fans des LASK werden sich davon bald überzeugen können.

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Anfield Stadion
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Die wohl legendärste Tribüne der Welt mit der Statue von Trainerlegende Bill Shankley links unten
Anfield Stadion
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„You’ll never walk alone“ – die offizielle Hymne hat es auch ins Clublogo geschafft
Statue von John Houlding beim Anfield Stadion
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Viele Statuen befinden sich rund um das Stadion im nicht betuchten Stadtteil Anfield – auch jene des Gründers
Anfield Stadion
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Das berühmte Schild, das die Spieler der „Reds“ berühren, ehe sie den schmalen Gang entlang auf das Feld gehen
Anfield Stadion
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Nicht nur Spiele locken an: Die Stadionführungen in Anfield sind gut gebucht und erfreuen sich internationaler Beliebtheit

Das 1884 eröffnete Stadion diente in den ersten acht Jahren Everton als Heimstätte. Wegen Streitigkeiten zogen die „Toffees“ lediglich 15 Gehminuten weiter in den Goodison Park, und Grundstücksbesitzer John Houlding, einst selbst führendes Everton-Mitglied, gründete 1892 den Liverpool FC, der anfangs auch in blau-weißen Trikots spielte. Die Tribüne „The Kop“, auf der in den 1960er Jahren der Legende nach der Fangesang entstanden sein soll, ist das Markenzeichen der Arena, die im gleichnamigen Bezirk Anfield mehrmals ausgebaut wurde – auch aktuell – und derzeit noch rund 54.000 Menschen Platz bietet.

Höbinger legte Traumstart hin

ÖFB-Legionärin Höbinger hat in Liverpool einen Traumstart hingelegt. In ihren ersten elf Pflichtspieleinsätzen gelangen ihr bereits drei Tore, darunter ein sehenswerter Premierentreffer ins Kreuzeck. „Wir hatten einen super Start, und dass es für mich so geklappt hat, macht es umso besser, es macht einfach so viel Spaß“, betonte die 32-fache Teamspielerin, die auch schon im Nationalteam sieben Tore erzielt hat.

Die quirlige Mittelfeldspielerin wechselte bereits 2015 vom FC Stadlau ins Ausland und spielte viele Jahre in verschiedenen Teams für Turbine Potsdam in Deutschland. Nach zuletzt zwei Jahren in der Schweiz, wo sie zwei Meisterschaften und auch einen Cupsieg einfahren konnte, meldete sich Liverpool. Die Würfel fielen schnell auf einen Transfer.

„Mit dem Moment des Wechsels hat schon eine Entwicklung stattgefunden. Alleine die Trainings, die Inputs, da habe ich so viel mitnehmen können. Da kann ich nicht genug kriegen und sauge auch alles auf“, betonte die Spielerin des Tabellenfünften, der über die Jahre im Bereich der Frauen aufgeholt hat. Vor zwei Jahren noch Zweitligist, investierte man auch im Umfeld. Das frühere Trainingszentrum der Herren in Melwood wurde zurückgekauft und für die Frauen renoviert.

„Im richtigen Moment hierhergekommen“

„Man hat mir schon gesagt, dass ich genau im richtigen Moment hierhergekommen bin“, so Höbinger, die sich in der fußball- und musikverrückten Stadt wohlfühlt. Viel Kontakt mit der Herren-Mannschaft von Startrainer Jürgen Klopp gibt es nicht, aber das Standing in der Stadt ist gewachsen. „Es wird immer mehr als eins gesehen, Fans schauen Spiele der Herren und Frauen, und wir werden auch immer öfter in der Stadt erkannt“, berichtete Höbinger.

Marie Hoebinger (Liverpool)
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Höbinger hat sich früh in Liverpool einen Namen gemacht

Sportlich will man sich der Spitze behutsam nähern, noch haben aber Teams wie Chelsea und Manuela Zinsbergers Arsenal, das man zum Saisonauftakt im Emirates Stadium überraschend bezwingen konnte, einen Vorsprung. „Das Ziel ist, an die Spitze zu kommen, aber das ist langfristig. Jedes Jahr sich zu verbessern ist vorrangig. Die Top Vier sind echt stark. Wir wissen, gegen wen wir gewinnen sollen, und die Großen wollen wir ärgern, ich denke, das passt aktuell gut zu uns.“

Mit Österreich auf Überraschung aus

Dem Gastspiel des LASK in Anfield kann Höbinger nicht beiwohnen, denn am Freitag (21.15 Uhr, live in der ORF TVthek) ist sie mit dem ÖFB-Team in Frankreich im Einsatz. In der UEFA Women’s Nations League ist das Team von Trainerin Irene Fuhrmann mit zwei Siegen gegen Portugal dem Ziel Klassenerhalt zwei große Schritte näher gekommen, bei Favorit Frankreich haben Fuhrmanns Frauen nichts zu verlieren.

„Die Stimmung ist sehr optimistisch, wir können jetzt noch einmal in beiden Spielen Vollgas geben“, freute sich Höbinger auch auf das Duell gegen Norwegen (Dienstag, 19.15 Uhr, live in ORF Sport +). In Rennes gefallen sich die Österreicherinnen in der Außenseiterinnenrolle, das erste Duell gegen die WM-Viertelfinalistinnen ging mit 0:1 verloren. „Wir wollen immer überraschen, und man hat schon gesehen, dass wir mithalten können. Wir wissen, dass im Fußball alles möglich ist.“