Skifahrer-Silhouette über olympischem Logo
Reuters/Lindsey Wasson
Olympia

Winterspiele als Sorgenfall für IOC

Einen Ausrichter für olympische Winterspiele zu finden ist in den vergangenen Jahren auch durch den Einfluss des Klimawandels erheblich schwieriger geworden. Der schnell schwindende Kreis schneesicherer Ausrichter, aber auch Ablehnung der Bürger in Bewerberländern oder ein striktes Nein der Politik machten die Suche des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nach Gastgebern für kommende Winterspiele zum Sorgenfall. Am Mittwoch könnte die Spitze mit Verspätung eine Vorentscheidung für die Vergabe der Winterspiele 2030 und 2034 treffen.

Bei der dreitägigen Sitzung des Exekutivkomitees in Paris gehen dem Vernehmen nach vier Bewerber ins Rennen. Nach den Absagen von Favoriten wie Sapporo und Vancouver gibt es nun Olympiaprojekte in Frankreich, Schweden und der Schweiz sowie Salt Lake City in den USA. Der 2002-Gastgeber Salt Lake ist für 2034 so gut wie gesetzt, sodass die anderen Interessenten vermutlich auf 2030 hoffen müssen.

Die Frage ist: Wer von ihnen schafft es in den „gezielten Dialog“ mit der IOC-Auswahlkommission und wird zum bevorzugten Kandidaten des Ringe-Zirkels? Im neuen Bewerberverfahren, das nicht wenige als undurchsichtiger als frühere Vergabeprozesse empfinden, ist mit diesem Votum schon fast die Entscheidung über den Gastgeber gefallen. So zumindest war es, als das IOC schon 2021 Brisbane zum Wunschkandidaten für die Sommerspiele 2032 erklärte.

Absagen verzögern Auswahlprozess

Für die Winterspiele 2030 hätte der Auswahlprozess eigentlich längst abgeschlossen sein sollen. Doch dann hagelte es Absagen für das IOC. Kanadas Metropole Vancouver bekam keine Garantien für staatliche Gelder. Das japanische Sapporo verzichtete wegen der Turbulenzen um den Korruptionsskandal rund um die Sommerspiele in Tokio auf einen Anlauf. München ist nach den gescheiterten Bewerbungen für 2018 und 2022 die Lust auf Winterspiele in Bayern vergangen. Die Stadt will sich nur noch für Olympische Sommerspiele bewerben.

Thomas Bach
Reuters/Niharika Kulkarni
Die Vergabe der Winterspiele gestaltet sich für IOC-Präsident Thomas Bach und Co. schwierig

In der Not verschob das IOC die Vergabe der übernächsten Winter-Ausgabe um ein Jahr und ermutigte wohl einige zweifelnde Anwärter, es zu versuchen. Als Letztes gab in der Vorwoche das Schweizer Sportparlament grünes Licht für eine Bewerbung. „Winterspiele in der Schweiz wären ein Riesenbooster für unser Land“, so Sportministerin Viola Amherd. In der Tat umfasst das dezentrale Konzept mehrere Regionen im ganzen Land, um ausschließlich bestehende Wettkampfstätten zu nutzen. Da es keine taugliche Eisschnelllaufhalle gibt, könnte das bayerische Inzell hier ins Spiel kommen. Für die Eröffnungsfeier ist Lausanne im Gespräch, für die Schlussfeier dann Bern.

Schweiz, Frankreich und Schweden für 2030 im Rennen

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen Stockholm und die französische Bewerbung. In Schweden würden neben der Hauptstadt auch Falun, Aare und Östersund Wettbewerbe ausrichten. Die Schlittenevents würden nach Sigulda in Lettland gehen, Eisschnelllauf nach Norwegen. „Das wird eine völlig andere Art von Olympischen Spielen sein“, sagte Schwedens Sportminister Jakob Forssmed. Frankreich geht mit einem Verbund der früheren Winter-Gastgeber Chamonix (1924), Grenoble (1968) und Albertville (1992) sowie Nizza ins Rennen. Auch hier ist für den Eisschnelllauf ein Ausweichen ins Ausland möglich.

Dank dieser nachhaltigen Konzepte würde sich auch eine Mehrheit der zuletzt meist IOC-kritischen Bürger für das Milliardenspektakel Winterspiele gewinnen lassen, argumentieren die Interessenten. Referenden hat es bisher aber zu den aktuellen Plänen weder in Schweden noch in Frankreich oder der Schweiz gegeben.

Nur noch zehn Länder tauglich für Winterspiele

Viel länger warten kann das IOC in der Vergabefrage nicht mehr. Bei der Generalversammlung in Mumbai entschied der Dachverband im Oktober, die Gastgeber für die Spiele 2030 und 2034 im kommenden Jahr auf einen Schlag zu benennen. Damit will sich das IOC Ruhe verschaffen, um die Zukunft der Winterspiele zu regeln. „Dies ist ein sehr komplexes Thema, und um es auf die richtige Weise zu adressieren, benötigen wir mehr Zeit“, sagte IOC-Chef Thomas Bach.

Nur noch zehn Länder werden laut Berechnungen von Forschern nach 2040 überhaupt noch schnee- und eissicher genug für Winterolympia sein. „Wir müssen diesen dramatischen Einfluss des Klimawandels auf die Winterspiele sehr schnell angehen“, sagte Bach. In Betracht gezogen wird sowohl die Veränderung des Wettkampfprogramms wie auch ein Rotationssystem bei den Ausrichtern. Winterspiele könnten dann abwechselnd nur noch in wenigen Orten mit existierenden Wettkampfstätten und garantiert frostigem Wetter stattfinden.