Europa League

Rakow lässt Sturms Aufstiegstraum platzen

Sturm Graz hat den Matchball zum Überwintern im Europacup am Donnerstag leichtfertig vergeben. Die Steirer mussten sich am fünften Spieltag der Gruppenphase der Europa League Rakow Czestochowa aus Polen daheim mit 0:1 (0:0) geschlagen geben und verpassten damit nicht nur den Aufstieg ins Achtelfinale, sondern müssen nun auch um den dritten Platz zittern. John Yeboah wurde zum Sargnagel für Sturm.

Yeboah schloss vor 12.517 Fans in Graz-Liebenau in der 81. Minute einen schnellen Konter der Gäste ab und bescherte Rastow nicht nur den ersten Sieg, sondern auch eine gelungene Revanche für die 0:1-Niederlage im Hinspiel. Mit dem Erfolg zogen die Polen mit Sturm in der Tabelle gleich und gehen so wie die Steirer mit fünf Punkten in den letzten Spieltag. Aktuell hat Sturm aufgrund des um einen Treffer besseren Torverhältnisses im Kampf um den dritten Platz, der den Umstieg in die Conference League bedeutet, die Nase vorne.

Die Grazer, die gegen Rastow nicht an die Leistungen wie beim 2:2 gegen Atalanta Bergamo anschließen konnten und durch Alexander Prass in der 65. Minute ihre beste Chance im Spiel vergaben, mussten sich dank der Niederlage auch von der letzten Hoffnung, den Aufstieg ins Achtelfinale der Europa League noch zu schaffen, verabschieden. Die ersten zwei Plätze gehen an Atalanta und Sporting Lissabon, die sich im Parallelspiel mit 1:1 trennten.

Prass scheitert aus kurzer Distanz

Nach einer schönen Aktion der Grazer brachte Alexander Prass den Ball aus kurzer Distanz nicht im Tor unter.

Am letzten Spieltag kommt es nun zum Fernduell zwischen Sturm und Rastow um den dritten Platz. Die Grazer müssen am 14. Dezember (21.00 Uhr) zu Sporting Lissabon, Rakow empfängt Atalanta Bergamo. Da es im direkten Duell keinen Sieger zwischen Sturm und Rakow gibt, entscheidet am Ende das Torverhältnis über Überwintern und Ausscheiden aus dem Europacup.

Wichtiger Ausfall im Jubiläumsspiel

Christian Ilzer stieg mit seinem 150. Spiel als Sturm-Trainer in den Legendenkreis des Clubs auf. Er musste beim Jubiläum auf Erfolgsgaranten in der Startelf verzichten. Abwehrchef Gregory Wüthrich wurde für den Showdown nicht rechtzeitig fit, Spielmacher Otar Kiteishvili und William Böving kamen im Verlauf der zweiten Hälfte. Der zuletzt bettlägrige Kjell Scherpen kehrte ins Tor zurück.

Sturm startete mit Spielkontrolle und etlichen Halbchancen. Szymon Wlodarczyk gab gegen seine Landsleute aus schwierigem Winkel den ersten Warnschuss ab (8.), Manprit Sarkaria wurde gerade noch am Abschluss gehindert (15.), David Schnegg schoss mit vollem Risiko weit drüber (16.), ehe auch Wlodarczyks Schuss an einem Abwehrspieler hängenblieb (26.).

Ilzer aber grübelte an der Seitenlinie, weil seine Mannschaft frühe Ballgewinne unkonzentriert ausspielte und gleichzeitig die rechte Flanke offenließ. Polens Meister verbuchte in der ersten Hälfte sogar die besseren Chancen: Ante Crnac vergab nach einer Flanke im Fünfer freistehend ebenso (15.) wie Marcin Cebula, der nach einem Ballverlust von Jusuf Gazibegovic nur noch Scherpen vor sich hatte (20.).

Prass lässt Riesenchance aus

Mit Fortdauer bröckelte die Grazer Spielkontrolle immer mehr, die Gäste waren der Führung näher. Auch nach dem Wechsel erwärmte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zunächst nur Rakow die knapp 600 mitgereisten Fans. Cebula scheiterte nach einer Freistoßfinte an Scherpens Fußabwehr (50.), Sturm bekam kaum Zugriff auf die Partie. Das 0:0 war allmählich fehlendem polnischem Killerinstinkt zu verdanken.

Ilzer drückte sein Missfallen nach einer Stunde aus. Böving ersetzte den neuerlich schwachen Wlodarczyk, schlug zum Einstand ein Luftloch, belebte dann die erlahmte Sturmoffensive aber merklich. Prass ließ den „Sitzer“ auf das 1:0 liegen (66.). Nach einem Pass von Sarkaria legte Tomi Horvat zur Mitte auf den ÖFB-Teamspieler ab, doch Prass schoss Rakows Tormann Vladen Kovacevic aus wenigen Metern an. Kurz darauf entschied sich Sarkaria für den Abschluss anstelle einer Vorlage für Böving (74.).

Rakow, das unbedingt den ersten Sieg benötigte, ging mit einem offensiven Vierfachwechsel ins Risiko (75.). Prass fing um ein Haar einen Rückpass ab, im direkten Gegenzug stellte Yeboah auf 1:0. Jean Carlos ließ Schnegg stehen und bediente den Joker am Fünfmetereck. Sturm warf am Ende alles nach vorne, war vom Ausgleich aber doch weit entfernt.

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Das ist eine große Enttäuschung für uns, auch wenn es am Ende eine verdiente Niederlage war. Rakow war über weite Strecken das bessere Team. Das Mittelfeld von Rakow hat dominiert, da waren sie besser. Auch wenn ich den Eindruck hatte, dass wir ab der 60. Minute aufgekommen sind. Aber die Chance von Prass hätten wir natürlich nützen müssen. Wir waren zu wenig präsent, wir waren zu wenig am Mann.“

Alexander Prass (Sturm-Mittelfeldspieler): „Wir waren erste Halbzeit das schwächere Team, die zweite Hälfte haben wir es besser gemacht, aber haben leider ein Tor weniger erzielt. Es tut mir leid für die Mannschaft, mit meinem Tor hätte ich das Spiel in die richtige Richtung gebracht. Verloren hätten wir die Partie dann nicht mehr. Es tut mir leid.“

UEFA Europa League, Gruppe D, fünfter Spieltag

Donnerstag:

Sturm Graz – Rakow Czestochowa 0:1 (0:0)

Graz, Stadion Liebenau, 12.517, SR Glova (SVK)

Tor: Yeboah (81.)

Sturm: Scherpen – Gazibegovic (87. Johnston), Affengruber, Borkovic (72. Hierländer), Schnegg – Gorenc Stankovic, Lavalee – Horvat (72. Kiteishvili), Prass (87. Grgic) – Sarkaria, Wlodarczyk (61. Böving)

Rakow: V. Kovacevic – Tudor, A. Kovacevic (75. Lederman), Rundic – Sorescu (91. Plavsic), Kochergin, Berggren, Jean Carlos – Cebula (75. Yeboah), Nowak (75. Kittel) – Crnac (75. Piasecki)

Gelbe Karten: Sarkaria, Affengruber bzw. Tudor, Plavsic