Viktor Kassai während Interview
APA/Eva Manhart
Bundesliga

Refereeboss Kassai fordert Steigerung

Demnächst geht das erste Halbjahr unter dem neuen ÖFB-Schiedsrichterchef Viktor Kassai zu Ende. Laut dem Ungarn arbeite man Schritt für Schritt daran, besser zu sein. „Wir sind noch am Anfang, weit von der Perfektion entfernt. Der VAR und die Schiedsrichter müssen sich steigern, ganz klar“, sagte der 48-Jährige gegenüber Sky. Vor allem die Auslegung der Handspielregel bereitet dem ehemaligen FIFA-Referee Kopfzerbrechen.

Die sorgt nämlich fast jede Woche bei irgendeinem Trainer, Clubverantwortlichen oder Spieler für Unmut. Auch Kassai ist mit dieser Thematik nicht glücklich, hofft da auf eine Verbesserung in der Zukunft. „Wir folgen immer den Instruktionen der UEFA. Im März gibt es ein Meeting von der FIFA und IFAB für die neuen Spielregeln 2024. Ich erwarte eine Änderung und Klarstellung, wie man es besser verstehen kann. Nicht nur für Spieler und Schiedsrichter, sondern auch für Medien und Leute, die Fußball lieben.“

Für unterschiedliche Meinungen sorgte etwa am Sonntag ein Handspiel im Strafraum im Duell von Blau-Weiß Linz mit Puntigamer Sturm Graz (1:1), nach dem es keinen Elfmeterpfiff gegeben hatte. „Für mich ist es schon ein Elfmeter in der Situation, weil sich die Ballrichtung verändert. In dem Fall muss man für mich Elfmeter geben. Ich weiß nicht, wie man das besser machen kann, aber für mich ist die Regelauslegung ein Problem“, sagte Sportdirektor Andreas Schicker.

Christian Ilzer (Sturm)
GEPA/Manuel Binder
Sturm-Coach Christian Ilzer brachten die Entscheidungen der Referees nicht nur einmal in dieser Saison auf die Palme

Er schloss sich damit der Kritik von Trainer Christian Ilzer an. Kassai war jedenfalls anderer Meinung. „Der Schiedsrichter und der VAR müssen immer erklären, ist es eine natürliche Handbewegung oder nicht. Hier ist unsere Meinung aber die des VAR – es war keine Bewegung zum Ball, sondern eine natürliche Position“, schilderte der ÖFB-Schiri-Boss seine Sicht.

Toleranz für ein „ganz junges Projekt“

Kein Verständnis hatte Kassai allerdings für die Kritik von Ilzer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung von Ronivaldo vor dem Führungstreffer der Linzer durch Simon Seidl. „Optisch sieht es so aus, als ob Ronivaldo im Abseits wäre. Wir benutzen in der Bundesliga das Hawkeye-System, das ist das beste der Welt zurzeit. Das System kalkuliert automatisch und hat gesagt, dass es keine Abseitsstellung ist. Man muss dem Hawkeye-System vertrauen. Wenn wir beginnen, darüber zu diskutieren, ob die Linien parallel sind oder nicht, können wir den Laden schließen“, sagte Kassai.

Den VAR bezeichnete er allgemein als „ganz junges“ Projekt. „Seit sechs, sieben Jahren gibt es dieses Projekt, der Fußball ist aber schon mehr als 150 Jahre alt. Man muss ein bisschen tolerant sein, aber es gibt auch ein Ende der Geduld.“

Lechner beendet internationale Karriere

Neben der VAR-Diskussion verriet Kassai auch, dass mit Harald Lechner Österreichs Aushängeschild in Zukunft nur noch national pfeifen wird. „Harald hat uns leider darüber informiert, dass er seine internationale Karriere beenden wird. Es ist schwierig für ihn, weil er einen prestigeträchtigen Beruf hat. Für internationale Spiele musst du drei Tage weg von der Arbeit und der Familie sein. Wenn jemand mehr als 40 Jahre alt ist, ist es manchmal zu viel“, erläuterte Kassai. Lechner bezeichnete er als „Legende in Österreich“. Der 41-jährige Referee werde auch weiter in der Bundesliga Spiele leiten. „Die internationalen Strapazen kann er aber nicht mehr mitmachen.“