Oscar Gloukh (RBS)
IMAGO/AFLOSPORT/Mutsu Kawamori
Champions League

Verwalten ist für Salzburg keine Option

Auch bei der fünften Champions-League-Teilnahme in Folge hat das letzte Gruppenspiel für Fußballmeister Salzburg Finalcharakter. Durfte man in den vergangenen Jahren vor den „Endspielen“ noch von einem Verbleib in der Königsklasse träumen, so geht es am Dienstag (21.00 Uhr) um den Umstieg in die Europa League. Selbst eine Niederlage mit einem Tor Unterschied wäre für die Salzburger im Heimspiel gegen Benfica Lissabon ausreichend. Auf Verwalten will Gerhard Struber sein junges Team im Showdown aber nicht spielen lassen.

„Das wäre für unsere Mannschaft schwierig, weil sie noch nicht viele Erfahrungen in diese Richtung hat sammeln können“, meinte der Salzburg-Coach. Man wolle „proaktiv“ sein und habe trotz der Ausgangssituation mehr zu gewinnen, als zu verlieren. „Wir werden ein mentales Drehbuch schnitzen für die Jungs, damit wir mit vollem Elan reingehen und am Ende gegen den Favoriten gewinnen können.“

Die Favoritenrolle schob Struber „ganz klar“ Benfica zu. „Das ist eine Mannschaft, die viel mehr internationale Erfahrung mitbringt, die zweimal im CL-Viertelfinale war“, sagte der 46-Jährige. Mit Angel Di Maria und Nicolas Otamendi kommen zwei argentinische Weltmeister. „Es ist eine Riesenchance für unsere Burschen, sich mit dieser Qualität zu messen. Wir können beweisen, was in dieser Mannschaft steckt.“

Salzburg bereit für Benfica Lissabon

In der Champions League trifft Salzburg am Dienstag auf Benfica Lissabon. Für den Bundesliga-„Winterkönig“ würde ein Unentschieden gegen die Portugiesen bereits reichen, um in der Europa League zu überwintern.

Struber erwartet Benfica mit offenem Visier

Portugals Meister erwartete Struber mit offenem Visier. „Wir werden sehr viel Mut zum Risiko erleben“, meinte der Salzburger. „Lissabon will mit der vollen Schubkraft ins Toreschießen kommen.“ Gegen Inter Mailand (3:3) gelangen Benfica zuletzt in der ersten Hälfte deren drei. Struber: „Wir werden keinesfalls taktieren mit der Tordifferenz. Wir wollen dem Spiel unseren Stempel aufdrücken – in dem Wissen, dass Benfica eine Mannschaft ist, die Erfahrung, Raffinesse und Fußballschläue mitbringt.“ Man wolle „für eine Überraschung sorgen“.

Coach Gerhard Struber (RBS)
GEPA/Daniel Fernandez Perez
Struber kämpft mit seinen Salzburgern um den Verbleib im Europacup

Gelingen muss sie möglicherweise ohne gelernten Linksverteidiger. Kapitän Andreas Ulmer meldete sich am Montag erkrankt, den 38-Jährigen plagten Gliederschmerzen. Stammkraft Aleksa Terzic fehlt wegen seiner langwierigen Adduktorenverletzung, Ersatzmann Daouda Guindo ist nicht für die Champions League gemeldet. Bei Ulmer reicht es für die Bank, Amar Dedic hilft wie Samson Baidoo auf der Seite aus.

Eine leichte Unsicherheit gab es auch bei Alexander Schlager. Der zuletzt so starke ÖFB-Torhüter trainierte am Montag nicht mit der Mannschaft, sondern nur individuell. Laut eines Clubsprechers gebe es „in der Familie ein paar Krankheitsfälle“. Als Vorsichtsmaßnahme wurde Schlager daher von der Mannschaft ferngehalten. Sein Einsatz konnte aber rund eine Stunde vor Spielbeginn bestätigt werden. Im Mittelfeld musste Struber eine Lösung finden, weil neben Maurits Kjaergaard auch Nicolas Capaldo verletzt ausfällt.

Champions League, sechster Spieltag

Dienstag, 21.00 Uhr:

Salzburg – Benfica

Stadion Wals-Siezenheim, 21.00 Uhr, SR Siebert (GER)

Salzburg: A. Schlager – Baidoo, Piatkowski, Pavlovic, Dedic – Sucic, Gourna-Douath, Bidstrup – Gloukh – Ratkov, Nene

Benfica: Trubin – Aursnes, Tomas Araujo, Otamendi, Morato – Kökcü, Joao Neves – Di Maria, Rafa Silva, Joao Mario – Tengstedt

Bei Benfica fehlt der gesperrte Starverteidiger Antonio Silva. Der 20-Jährige hatte Salzburg im Hinspiel im September mit seinem frühen Ausschluss samt Elfmeter wegen Handspiels den Weg zum 2:0-Sieg geebnet. Dieser könnte im direkten Duell Gold wert sein. Nur eine Niederlage mit zwei oder mehr Toren Unterschied würde Salzburg den dritten Gruppenplatz und den Umstieg in die Europa-League-Zwischenrunde kosten.

Zuletzt 2016/17 nicht im Europacup überwintert

Zuletzt haben die Bullen vor sieben Jahren, in der Saison 2016/17, nicht im Europacup überwintert. „Wir beschäftigen uns weniger mit dem Verlieren als mit dem Gewinnen“, sagte Struber über das Nervenkostüm. Glaube, Zuversicht und Mut seien da. „Wir sind eine Mannschaft, die mit unserem Schwarm Probleme bereiten kann. Wir sind uns unserer Stärke bewusst – in dem Wissen, dass man auch das richtige Werkzeug zur Hand nehmen muss, um die Nägel richtig zu treffen.“

Österreichs Serienmeister hat in vier der vergangenen fünf Pflichtspiele kein Tor kassiert. Natürlich wolle man offensiv das Publikum wieder mehr mitreißen, so Struber. „Aber ich will festhalten, dass es für uns wichtig ist, dass wir defensiv so stabil sind, die Sachen so konsequent und synchron wegverteidigen.“ Vor allem, wenn man Titel gewinnen und in Europa weiterkommen wolle.

Erinnerungen an 1993 werden wach

Von bisher fünf Europacup-Duellen mit portugiesischen Clubs hat Salzburg nur eines verloren – im UEFA-Cup 1993 mit 0:2 gegen Sporting Lissabon. Vor fast genau 30 Jahren gelang im Rückspiel durch einen legendären 3:0-Heimsieg nach Verlängerung noch die Wende. Benfica ist in der Champions League sieben Partien ohne Sieg, auch in der Meisterschaft gab es zuletzt nur zwei Remis. Trainer Roger Schmidt, von 2012 bis 2014 erfolgreich in Salzburg tätig, ist daher mit erheblicher Fankritik konfrontiert. „Ich bekomme die Sachlage nicht mit, aber es wundert mich ein bisschen“, sagte Struber.