Vincent Kriechmayr (AUT) in Aktion
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Speed-Herren lechzen nach Auftakt in Gröden

Im Grödnertal soll am Donnerstag (11.45 Uhr, live in ORF1) auf verkürzter Strecke die erste Männer-Abfahrt in diesem Weltcup-Winter stattfinden. Nachdem Zermatt/Cervinia und Beaver Creek zu viel Schnee und Wind hatten, ist es der dritte Versuch. Schneefall und Regen am Mittwoch bringen aber auch die Organisatoren im Grödnertal ins Schwitzen.

Wenn das Wetter dieses Mal hält, wartet in Südtirol mit Gröden und Alta Badia sogar ein Skifest mit fünf Rennen in fünf Tagen, weil Gröden eine abgesagte Zermatt-Abfahrt übernommen hat. Insgesamt vier Abfahrten, ein Super-G, ein Riesentorlauf und ein Slalom wurden in diesem Winter bisher gestrichen, nur zwei Rennen wurden plangemäß durchgeführt. Die Priorität liegt laut FIS-Renndirektor Markus Waldner jetzt darauf, das eine oder andere Speed-Event noch unterzubringen. Alle Rennen werde man nicht nachholen können.

Gröden hat sich bereits frühzeitig zu einer Übernahme bereit erklärt. Am Donnerstag steigt die Extraabfahrt auf der Saslong, die aufgrund des Schneefalls am Mittwoch allerdings verkürzt über die Bühne geht. Am Freitag geht der Super-G über die Bühne, ehe der Abfahrtsklassiker wie gewohnt am Samstag (jeweils 11.45 Uhr, live in ORF1) steigen soll. In Alta Badia sind am Sonntag und Montag (jeweils live in ORF1) anschließend zwei Riesentorläufe anberaumt.

Premiere für Schwarz in Gröden

Im Grödnertal soll nach mehrmaligen Absagen die erste Männer-Abfahrt in diesem Weltcup-Winter stattfinden. Für Marco Schwarz ist es auf der Saslong eine Premiere, der Führende im Gesamtweltcup hofft auf ein gelungenes Debüt.

Nach den wetterbedingten Speed-Absagen von Zermatt/Cervinia und zuletzt Beaver Creek soll es in Südtirol endlich mit der ersten Abfahrt in diesem Winter losgehen. Einen so späten Saisonstart, zehn Tage vor dem Heiligen Abend, hat keiner aus dem Kreis der aktuellen Abfahrer je erlebt. In den 1980er Jahren fand die erste Abfahrt im Weltcup üblicherweise Anfang Dezember in Val d’Isere statt.

Kriechmayr mit guten Erinnerungen

Im Vorjahr gewann Vincent Kriechmayr eine verkürzte Gröden-Abfahrt, nachdem er hier 2019 bereits im Super-G triumphiert hatte. Der Oberösterreicher ist einer von insgesamt sechs Rennläufern, die beim Südtirol-Klassiker in beiden Disziplinen reüssierten. Wo er aktuell in der „Hackordnung“ steht, ist Kriechmayr mangels Erfahrungswerten in dieser Saison wenig überraschend nicht klar: „Ich glaube, dass keiner richtig weiß, wo man steht und wo die Konkurrenz steht.“

Marco Odermatt (SUI), Vincent Kriechmayr (AUT) und Matthias Mayer (AUT)
GEPA/Mathias Mandl
Im Vorjahr gewann Vincent Kriechmayr die verkürzte erste Gröden-Abfahrt vor Marco Odermatt (l.) und Matthias Mayer (r.)

Am Favoritenkreis ändere sich dadurch jedoch nichts, meinte Kriechmayr. „Es werden die üblichen Verdächtigen vorne sein über die Saison.“ Dazu zählt auch Aleksander Aamodt Kilde, der im Vorjahr Sieg Nummer fünf auf der Saslong einheimste. Mit drei Abfahrtssiegen ist der Norweger noch einen Erfolg von den Rekordhaltern Franz Klammer und Kristian Ghedina entfernt. Und insgesamt fehlen Kilde nur noch zwei Siege auf seinen Landsmann Aksel Lund Svindal, der in Gröden nicht weniger als siebenmal gewann (fünf Siege im Super-G).

Neben Kriechmayr wurden vom ÖSV für die erste der beiden Abfahrten Stefan Babinsky, Daniel Danklmaier, Daniel Hemetsberger, Christopher Neumayer, Marco Schwarz, Otmar Striedinger und Johannes Strolz nominiert. Den Super-G am Freitag bestreiten Babinsky, Danklmaier, Lukas Feurstein, Raphael Haaser, Hemetsberger, Kriechmayr, Andreas Ploier und Schwarz. Das ÖSV-Aufgebot für die Samstag-Abfahrt wird am Freitag bekanntgegeben. „Ich bin bereit für das erste Rennen. Ich war aber auch in Beaver Creek schon bereit“, sagte etwa ein topmotivierter Hemetsberger.

Wetter bleibt Unsicherheitsfaktor

Das Grödnertal gilt im Dezember prinzipiell als schneesicher und ist auch vor großen Wetterkapriolen gefeit. Seit 2001 mussten nur drei Rennen abgesagt werden, nicht zuletzt aufgrund der Arbeit des Organisationsteams. Am Mittwoch gab es allerdings auf der Saslong kein zweites Training. Das entschied das lokale Organisationskomitee in der Früh nach Abstimmung mit dem Weltverband (FIS). Nachdem es schon über Nacht geschneit hatte, setzten sich Regen und Schneefall im Laufe des Tages fort. „Regen, Schnee drüber, Piste aufgeweicht. Kein Thema“, brachte es ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer auf den Punkt.

Schon in der Vorwoche hatte es geregnet, „jetzt ist es auch wieder sehr feucht“, erklärte Hemetsberger. Mit kalten Nächten könnte die Piste in den nächsten Tagen schneller und schlagiger werden, was den Österreichern nicht ungelegen käme. Hemetsberger: „Das taugt mir ein bisschen mehr, weil ich mir bei aggressiven Verhältnissen ein bisschen schwertue.“ Otmar Striedinger befand: „Wir können nur hoffen, dass es anzieht.“

Training oder ausruhen

Den freien Tag am Mittwoch nutzten die Athleten unterschiedlich. Weltcup-Leader Marco Schwarz fuhr laut ÖSV-Angaben mit Raphael Haaser und Lukas Feurstein nach Alta Badia zum Riesentorlauf-Training, andere blieben im Hotel. Absagen sind in dieser Alpinsaison keine Seltenheit: Von neun Rennen wurden sieben wetterbedingt gestrichen bzw. abgebrochen, auch Abfahrtstrainings fielen aus.

Schwarz, der am Donnerstag sein erstes Gröden-Rennen bestreiten wird, hat laut Pfeifer noch kein Problem mit der Müdigkeit. Der Kärntner wolle in allen Bewerben bis Samstag starten und am Sonntag und Montag auch die Riesentorläufe in Alta Badia mitnehmen. In Gröden könnte „Blacky“ eine Überraschung liefern. „Man hat schon gesehen, dass er schnell ist da herunter“, sagte Pfeifer über seinen Schützling. Dieser habe „ein extremes Gefühl, die Schwünge teilweise nicht hart zu machen auf gewissen Schneearten. Er fährt wirklich eine feine Klinge.“

Empfehlung für alpine WM 2029

Die Organisatoren in Gröden wollen jedenfalls alles daran setzen, dass das Wetter diesmal kein Stolperstein wird. Wenn es gelingt, positive Bilder von einem gelungenen Speed-Auftakt in die Welt zu transportieren, wäre das auch weitere Werbung für die laufende WM-Kampagne. Denn Gröden bewirbt sich für die Ausrichtung der Skiweltmeisterschaften 2029, die Konkurrenten sind Soldeu in Andorra und das norwegische Narvik. Die Entscheidung fällt beim nächsten FIS-Kongress im Juni 2024 in Reykjavik in Island.