Schiedsrichter und Schiedsrichter Halil Umut Meler liegt am Boden
IMAGO/Depo Photos/Abdurrahman Antakyali
Fußball

Entsetzen nach Attacke auf Referee in Türkei

Der gewaltsame Angriff von Cluboffiziellen auf einen Schiedsrichter nach einer Partie in der türkischen Süper Lig hat weit über die Grenzen des Landes für Entsetzen und Betroffenheit gesorgt. Scharfe Kritik kam etwa von FIFA-Präsident Gianni Infantino, der die Ereignisse als „völlig inakzeptabel“ bezeichnete. Während der Türkische Fußballverband (TFF) als Reaktion auf den Vorfall den Spielbetrieb in allen Ligen vorerst aussetzte, wurde gegen Ankaragücüs Clubpräsidenten Faruk Koca und zwei weitere Personen ein Haftbefehl erlassen. Am Dienstagabend trat Koca zurück, nachdem er sich zunächst noch gerechtfertigt hatte.

Am Montagabend war es in der türkischen Süper Lig nach dem Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor zu wüsten Szenen gekommen. Der Schiedsrichter Halil Umut Meler wurde von mehreren Personen attackiert, darunter auch von Koca. Auf Bildern ist zu sehen, wie der 59-Jährige den Unparteiischen mit der Faust ins Gesicht schlägt. Meler sank zu Boden, während weitere Beteiligte auf ihn eintraten.

Der Schiedsrichter kam in ein Krankenhaus, er habe Verletzungen am Auge sowie ein Schädeltrauma davongetragen, sagte der behandelnde Arzt am Dienstag. Rizespor hatte in der siebenten Minute der Nachspielzeit das 1:1 erzielt.

Prügelskandal in der Türkei

Nach dem gewaltsamen Angriff von Cluboffiziellen auf einen Schiedsrichter, der dabei verletzt wurde, herrscht Entsetzen und Betroffenheit. Alle Spiele der türkischen Ligen sind auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Schiedsrichter ständig Ziel von Kritik

Der türkische Verband kündigte noch in der Nacht „härteste“ Strafen an und erklärte, dass auch die ständige Kritik an Schiedsrichtern zu diesem Gewaltausbruch geführt habe: „Jeder, der Schiedsrichter ins Visier genommen und Verbrechen gegen Schiedsrichter gefördert hat, ist an diesem abscheulichen Verbrechen beteiligt.“

Schiedsrichter und Schiedsrichter Halil Umut Meler liegt am Boden
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Nach der Attacke auf Schiedsrichter Meler kam es zu Festnahmen, der Verband stoppte den Ligabetrieb

„In Abstimmung mit unserem Staat wurden alle Strafverfahren, die sie verdienen, gegen die Verantwortlichen und Anstifter dieses unmenschlichen Angriffs eingeleitet. Der verantwortliche Club, der Clubpräsident, seine Manager und alle Schuldigen, die Halil Umut Meler angegriffen haben, werden auf das Härteste bestraft“, teilte der Verband mit. Der Vorsitzende der TFF, Mehmet Büyükeksi, kündigte für Mittwoch eine erneute Verbandssitzung an, nach der man über den Fortgang der Liga informieren wolle.

Haftbefehl gegen drei Verdächtige

Auch der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan meldete sich nach dem Eklat zu Wort. „Sport bedeutet Frieden und Brüderlichkeit. Sport ist mit Gewalt unvereinbar. Wir werden niemals zulassen, dass es im türkischen Sport zu Gewalt kommt“, schrieb Erdogan auf X (Twitter) und wünschte dem Referee eine schnelle Genesung. Laut einer Mitteilung von Justizminister Yilmaz Tunc auf X wurde gegen Koca und zwei weitere Verdächtige ein Haftbefehl erlassen. Ihnen werde Verletzung eines Beamten vorgeworfen.

Rücktritt und Entschuldigung

Am Abend trat Ankaragücü-Boss Koca zurück und entschuldigte sich in einem Schreiben für sein Verhalten am Vorabend. Nichts könne die von ihm begangene Gewalt legitimieren oder erklären, hieß es in der Stellungnahme Kocas, die Ankaragücü auf X (Twitter) veröffentlichte. Er habe sich immer für Fair Play eingesetzt, und es sei ihm peinlich, dass er nun „für die Schaffung eines genau entgegen gesetzten Umfeldes“ gesorgt habe, schrieb Koca.

Zuvor hatte er sein Vorgehen laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu verteidigt. Der Vorfall sei auf „Fehlentscheidungen und provokatives Verhalten des Schiedsrichters“ zurückzuführen, wurde er zitiert. „Meine Absicht war es, verbal auf den Schiedsrichter zu reagieren und ihm ins Gesicht zu spucken.“ Meler habe sich erst Sekunden nach dem Schlag auf den Boden geworfen, sagte Koca weiter und stand damit im Widerspruch zu den Videobildern.