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Bennett entreißt Kilde Sieg in Gröden

Der US-Amerikaner Bryce Bennett hat sich den Sieg bei der ersten Saisonabfahrt in Gröden geholt. Der 31-Jährige gewann am Donnerstag 0,03 Sekunden vor dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde und weitere zwei Hundertstelsekunden vor Weltmeister Marco Odermatt, der auf seinen ersten Weltcup-Sieg in der Abfahrt weiter wartet. Die Österreicher blieben hinter den hohen Erwartungen.

So sehr die ÖSV-Asse nach den Absagen der Bewerbe in Zermatt und Beaver Creek nach dem Speed-Auftakt lechzten, so tief hingen die Köpfe danach. Stefan Babinsky (Startnummer 44) überraschte immerhin als Sechster (0,6), Vincent Kriechmayr schwang auf der verkürzten und perfekt präparierten, ebenso anspruchsvollen wie welligen Saslong auf dem 17. Platz (0,61) ab.

Daniel Hemetsberger wurde 28. (0,94), Otmar Striedinger ex aequo mit Daniel Danklmaier 33. (1,04). Ohne Weltcup-Punkte blieben auch Marco Schwarz als 40. (1,12) und Abfahrtsdebütant Johannes Strolz als 47. (1,51) sowie Christopher Neumayer, der ausschied. „Bei mir ist heute alles voll aufgegangen. Ich bin super happy mit dem Ergebnis“, sagte Babinsky im ORF-Interview. „Der Lauf ist kurz, es ist nicht viel Spielraum für Fehler. Man muss von oben bis unten voll attackieren, das ist mir gelungen.“

1. Bryce Bennett (USA)
2. Aleksander A. Kilde (NOR)
3. Marco Odermatt (SUI)

Kriechmayr „nicht optimal“

Nicht so „happy“ war Kriechmayr, in der vergangenen Saison Sieger der verkürzten ersten Gröden-Abfahrt. „Die Ciaslat war nicht ganz optimal, würde ich sagen. Oben habe ich die Spur nicht so getroffen, da bin ich bisschen zu vorsichtig gefahren“, sagte der Oberösterreicher. „Das verträgt sich nicht, da muss man immer am Limit sein. Bitter, dass mir das passiert. Im Grunde genommen einfach keine perfekte Fahrt.“

Schwarz führte seine mangelnde Erfahrung in Gröden ins Treffen. Zwölfter war er im einzigen Training geworden. „Ich bin das zweite Mal da runtergefahren, ich glaube, für die Ciaslat braucht man schon einige Fahrten, bis man sich zurechtfindet. Es war jetzt keine schlechte Fahrt, aber den richtigen Grip habe ich nicht gehabt, dann bist du halt überhaupt nicht mit dabei“, sagte Schwarz.

„Fühle mich wohl in Gröden“

Fünf der vergangenen elf Abfahrten hatte Kriechmayr gewonnen – sechs Kilde, der als Titelverteidiger im Abfahrtsweltcup einen fast perfekten Start hinlegte und zunächst Odermatts Traum vom Sieg platzen ließ, ehe Bennett mit Startnummer 34 das Klassement noch auf den Kopf stellte.

Überraschend kam sein Erfolg nicht: Seinen bisher einzigen Weltcup-Sieg hatte er 2021 in Gröden gefeiert. „Ich habe im Sommer extrem hart gearbeitet, so hart wie ich konnte. Ich fühle mich einfach wohl hier an diesem Ort“, sagte Bennett.

Zehntes Podest für Odermatt

Odermatt blieb als Trost das zehnte Weltcup-Podest in der Abfahrt, zum dritten Mal als Dritter. Zugleich schloss er als Titelverteidiger in der Weltcup-Gesamtwertung mit nun 160 Punkten zu Leader Schwarz auf, der mit den Plätzen zwei (Gurgl, Slalom) und drei (Val d’Isere, Riesentorlauf, Sieger Odermatt) in die Saison gestartet war.

„Ich glaube, das ist das Schöne am Sport. Spezielle Geschichten werden immer wieder in Gröden geschrieben. Jetzt sind es nicht zwei, sondern fünf Hundertstel“ (Rückstand auf den Sieger, Anm.), sagte Odermatt nach der Bestzeit von Bennett. „Die verkürzte Abfahrt in Gröden ist ein extrem enges Rennen. Wie in den letzten Jahren, die knappen Podestplätze hinter dem Sieg, aber ich bleibe dran.“

Freude über Saisonstart

Selbst Kilde weinte dem sicher scheinenden Sieg kaum nach, mehr freute ihn, dass die Saison endlich begonnen hatte. „Es war so schön zu fahren, ein enger Lauf. Ich habe eigentlich ein paar Fehler gehabt, aber der untere Teil von Ciaslat bis zum Ziel war wirklich sehr gut“, so Kilde in seiner ersten Reaktion. Er sei erleichtert: „Endlich haben wir mit Rennen angefangen, es wurde wirklich Zeit. Den nächsten Tagen kann ich entspannt entgegensehen.“

Kildes fast perfekte Fahrt

Kilde sah wie der sichere Sieger aus, ehe Bennett kam.

Der letzte Sieger einer Abfahrt vor der Erfolgsserie von Kilde und Kriechmayr war übrigens der Italiener Dominik Paris, für den es am Donnerstag beim Heimrennen zu Platz elf (0,52) reichte. Am Freitag steht in Gröden ein Super-G auf dem Programm, am Samstag folgt die Originalabfahrt von ganz oben. Beide Rennen sind ab 11.45 Uhr live in ORF1 und im Livestream zu sehen.