Champions-League-Ball auf dem Spielfeld
Reuters/Russell Cheyne
Fußball

Super League: EuGH zeigt UEFA Grenzen auf

Im Streit über die Gründung einer Super League hat der Europäische Fußballverband (UEFA) vor dem höchsten europäischen Gericht eine Niederlage erlitten. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag in Luxemburg. Die UEFA und auch der Internationale Fußballverband (FIFA) dürfen andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten, an diesen Wettbewerben teilzunehmen.

Das Urteil bedeute jedoch nicht zwangsläufig, dass die Super League genehmigt werden müsse, so die Richter. Die UEFA nahm die Niederlage vor dem EuGH in einer ersten Reaktion zufolge deshalb gelassen zur Kenntnis. Das Urteil bedeute keine „Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League“, teilte der Dachverband am Donnerstag mit. Neu eingeführte Regeln würden die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen.

Die UEFA sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben „mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen“. Der Verband stehe weiterhin zur Fußballpyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können. „Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten“, teilte die UEFA mit.

FIFA und UEFA missbrauchen dominante Marktposition

Der EuGH hatte geurteilt, dass die FIFA und UEFA andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen dürfen. Es gebe keinen Rahmen für die Regeln der Verbände, der gewährleiste, dass die Vorgaben transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig seien. Auch die Regeln, die FIFA und UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, würden den Wettbewerb in der EU einschränken, hieß es im Urteil. Die FIFA und UEFA würden ihre dominante Marktposition missbrauchen.

Die Initiatoren der Super League feierten das Urteil umgehend als großen Sieg. „Das UEFA-Monopol ist vorbei“, sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart, der das Projekt für die Agentur A22 vertritt.

Europäischer Gerichtshof in Luxemburg
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Die Initiatoren feiern das EuGH-Urteil als Anfang vom Ende der Vormachtstellung der UEFA und FIFA

Zwölf Spitzenclubs proben den Aufstand

Vorausgegangen war dem ein zweieinhalbjähriger Streit. 2021 hatten zwölf europäische Topclubs schon einmal die große Revolution geprobt. Die Vereine um Real Madrid, den FC Barcelona und Juventus Turin verkündeten, eine Super League als Konkurrenz für die etablierte Champions League zu gründen. Der Aufschrei bei Ligen, Fans und der Politik fiel heftig aus – das Projekt scheiterte krachend. Die UEFA drohte mit Ausschluss von allen Wettbewerben, beteiligte Spieler sollten nicht mehr an Welt- und Europameisterschaften teilnehmen dürfen.

Unter anderem die englischen Teams zogen schnell zurück, die Super League war vom Tisch – vorerst. Doch vor allen Real und Barcelona ließen nicht locker. Die European Superleague Company klagte daraufhin vor einem Madrider Gericht: Sie warf UEFA und FIFA vor, als Kartell zu handeln, weil sie sich der Gründung der Super League widersetzten. Die Fußballverbände missbrauchten ihre beherrschende Stellung auf dem Markt für Fußballwettbewerbe. Dem folgte der EuGH nun größtenteils.