Hörl, der davor nur den Sieg beim Weltcup-Springen in Wisla 2021 zu Buche stehen hatte, setzte sich mit Sprüngen auf 134,0 und 127,5 m klar mit 8,8 Punkten vor Kobayashi durch. Michael Hayböck komplettierte 13,5 Zähler hinter seinem Teamkollegen den rot-weiß-roten Feiertag. Hörl beendete nicht nur die österreichische Durststrecke bei der Tournee, sondern auch die deutlich längere der heimischen „Adler“ auf dem Bergisel. Zuletzt hatte Gregor Schlierenzauer vor elf Jahren in Innsbruck für einen Heimsieg gesorgt.
„Der Sieg bedeutet mir sehr viel. Es ist mein zweiter Sieg, und das daheim auf dem Bergisel. Unbeschreiblich. Ich bin megahappy“, jubelte Hörl im ORF-Interview. „Für mich war es volle Attacke, Sieg oder Sarg, das funktioniert bei mir am besten. Die Kulisse ist sehr schön, aber es hat mich schon ein bisschen nervös gemacht. So konstant wie heuer war ich eigentlich noch nie, ich bin megastolz.“ Nun geht es „voller Selbstvertrauen heim, ich als Bischofshofener freue mich irrsinnig, mit dieser Form umso mehr“.
Befreiungsschlag für Hayböck
Wie ein Sieger durfte sich auch Michael Hayböck fühlen, der es mit der Tageshöchstweite von 135,5 m im zweiten Durchgang vom sechsten Platz noch auf das Podest schaffte. Für den Oberösterreicher war es der erste Stockerplatz der laufenden Saison. „Es ist viel passiert, aber ich bin extrem dankbar vor dieser Kulisse heute, das Glück des Tüchtigen zu haben und auch richtig coole Sprünge auszupacken. Ich bin sprachlos“, sagte Hayböck, der zum ersten Mal seit seinem zweiten Platz 2017 in Oberstdorf auf dem Podest stand. In Innsbruck war der Routinier überhaupt zum ersten Mal bei der Siegerehrung dabei.
Überhaupt zeigten sich die Österreicher vor 21.000 Fans auf dem Bergisel mannschaftlich stark. Der einmal mehr von Windpech verfolgte Stefan Kraft kämpfte sich auf den sechsten Platz, und auch Daniel Tschofenig und Clemens Aigner schafften es mit den Plätzen acht und neun in die Top Ten. Eine Talentprobe lieferte der 17-jährige Stephan Embacher mit einem 13. Platz bei seinem ersten Weltcup-Springen ab. Keine Punkte gab es für Youngster Jonas Schuster und Routinier Manuel Fettner, die im ersten Durchgang auf der Strecke blieben.
Hayböck zurück auf Podest
Der Oberösterreicher verbesserte sich im zweiten Durchgang noch zu seinem ersten Podestplatz in dieser Saison.
Kobayashi in Poleposition
Im Schatten des strahlenden Siegers fiel auch in Sachen Gesamtwertung der Tournee eine Vorentscheidung. Denn Kobayashi knöpfte dem Deutschen Andreas Wellinger, der unmittelbar vor Kraft Fünfter wurde, die Führung ab. Bester Österreicher ist nun Innsbruck-Sieger Hörl als Dritter, 23,6 Zähler hinter dem Spitzenreiter. Der zweifache Tournee-Gewinner Kobayashi geht nun mit 4,8 Punkten oder umgerechnet 2,5 m Vorsprung auf Wellinger ins große Finale der Tour am Samstag in Bischofshofen (Übertragung ab 16.00 Uhr in ORF1, Springen ab 16.30 Uhr). Davor steigt am Freitag (ab 16.15 Uhr, live in ORF1) die Qualifikation.
Kobayashi holt sich Tournee-Führung
Der Japaner nutzte die Gunst der Stunde und holte sich die Gesamtführung in der Tournee.
Wellinger versprach Kobayashi jedenfalls einen heißen Tanz um den Gesamtsieg – es wäre der erste für Deutschland seit jenem von Sven Hannawald 2000. „Es war ein recht schwieriger Wettkampf. Im zweiten Durchgang war ich nicht der Glücklichste von den Bedingungen her, der Sprung wär wirklich gut gewesen“, sagte Wellinger im ORF-Interview. „Es wird ein ‚Grande Finale‘, und wir werden uns auf dem höchsten Niveau duellieren, das wir in den letzten Wettkämpfen schon gezeigt haben. Jetzt bin ich nicht mehr der Gejagte, sondern der Jäger. Mit der Rolle kann ich mich abfinden.“
Für Kraft, der vor seinem zweiten Sprung 20 Minuten auf dem Sprungturm warten musste, geht es vor allem um einen erfolgreichen Abschluss. „Wenn es danach gut ist, warte ich gern, es war aber leider nicht gut. Der Sprung hat gut gepasst, leider bin ich noch nicht ganz belohnt worden“, erklärte der Weltcup-Spitzenreiter. „Geduldig bleiben, nicht verzweifeln, der Sprung gibt schon Hoffnung. Für die anderen freut es mich unwahrscheinlich“, meinte Kraft, der auf den Gesamtsieg keine Chance mehr sieht. „Jetzt ist es vorbei, vielleicht geht sich das Podium noch aus. Aber wir genießen den Tag.“
Stefan Kraft wird Sechster
Der Weltcup-Spitzenreiter war auch auf dem Bergisel nicht vom Glück verfolgt und flog mit dem sechsten Platz aus dem Rennen um den Gesamtsieg