Das letzte Springen der 72. Vierschanzentournee wurde von Anfang zum Duell zwischen Kraft und Kobayashi um den Tagessieg. Nach dem ersten Durchgang führte der Japaner nach einem Sprung auf 137,0 Meter mit 1,2 Punkten Vorsprung auf den Österreicher. In der Entscheidung landete Kraft dann bei 140 Metern, war damit um einen Meter weiter und setzte sich am Ende mit dem knappen Vorsprung durch. Nach drei dritten Plätzen in den Jahren 2013, 2015 und 2019 triumphierte der Salzburger damit erstmals in seinem Heimspringen.
„Unglaublich, das zu schaffen zu Hause vor so vielen Fans, so coole Sprünge auszupacken – ich bin nur glücklich. Dafür trainiert man. Das ist pures Adrenalin, Glücksgefühle bis zum Gehtnichtmehr. Die Tournee war sehr gut, und das werde ich jetzt einmal genießen. Gesamtsieg oder nicht, das ist mir jetzt wurscht. Der Sieg daheim entschädigt für alles“, sagte Kraft im ORF-Interview.
Kraft sorgte damit aus ÖSV-Sicht für einen glänzenden Abschluss der Tournee, hatte doch davor Landsmann Jan Hörl in Innsbruck auf dem Bergisel gewonnen. Mit seinem sechsten Saisonsieg baute Kraft auch seine Führung im Gesamtweltcup auf 212 Punkte auf den Deutschen Andreas Wellinger aus. In der ewigen Bestenliste an Podestplätzen hält Kraft nun bei 107 Top-Drei-Platzierungen, es fehlt ihm nur noch eine auf den Finnen Janne Ahonen.
Vier zweite Plätze für Triumphator Kobayashi
Zum großen Gesamtsieger avancierte auf der Paul-Außerleitner-Schanze Kobayashi. Der 27-Jährige baute im ersten Durchgang seinen Vorsprung auf Verfolger Wellinger auf 19 Punkte aus und konnte damit beruhigt in die Entscheidung gehen. Am Ende lag der Japaner 24,5 Zähler vor dem Deutschen, der sich mit Tagesrang fünf begnügen musste. Für Kobayashi ist es der insgesamt dritte Tourneesieg nach 2018/19 (Grand Slam) und 2021/22.
Erstmals seit Ahonen 1998/99 gelang einem Athleten auch das Kunststück, den „Goldenen Adler“ ohne Tagessieg zu holen. „Mir fehlen die Worte, ich bin überglücklich“, sagte Kobayashi, der auch als erster Springer der Tournee-Geschichte vier zweite Tagesplätze belegte. Kraft zollte dem Japaner jedenfalls viel Respekt: „Vor ihm kann ich nur den Hut ziehen. Unglaublicher Sprungstil. Wir verstehen uns gut, vielleicht feiern wir heute noch ein bisschen gemeinsam“, sagte Kraft, der in der Gesamtwertung 32,5 Punkte hinter Kobayashi Dritter wurde.
ÖSV-Adler feiern auch ohne Gesamtsieg
Die ÖSV-Adler hatten jedenfalls Grund zu feiern, auch wenn sie weiter auf den ersten Tournee-Gesamtsieg seit Kraft 2014/15 warten müssen. Mit Hörl auf Rang vier, Michael Hayböck auf Rang sechs und Clemens Aigner als Achtem sprangen insgesamt vier Österreicher in die Top Ten. Im Tagesergebnis landeten sogar vier ÖSV-Adler in den Top Ten. Manuel Fettner wurde Vierter. Clemens Aigner belegte mit seinem besten Weltcup-Ergebnis Rang sechs. Hörl wurde Zehnter.
Hörl war nach seinem Heimspringen ein wenig geknickt, verspielte er doch mit einem verpatzten Sprung auf 126,5 Meter im ersten Durchgang alle Siegeschancen. In der Entscheidung verbesserte er sich mit einem Sprung auf 137,5 Meter noch um 13 Plätze. „Ich hab im ersten Durchgang viel liegen lassen. Schade, aber wir feiern heute auf jeden Fall. Obwohl ich schon enttäuscht bin, muss ich zugeben. Ich kam mit dem Sieg im Rücken nach Hause und wollte performen. Aber das sind wichtige Erfahrungen“, sagte Hörl.
Fettner hätte die Tournee gerne mit seinem ersten Podestplatz in dieser Saison beendet. Allerdings fehlten darauf über zehn Punkte auf den drittplatzierten Slowenen Anze Lanisek. „Die Sprünge werden immer besser, irgendwann wird es schon klappen. Es funktioniert alles gut, alles ist da, aber jetzt freue ich mich auf ein paar Tage Pause“, sagte der 38-jährige Routinier. Fortgesetzt wird der Weltcup am nächsten Wochenende im polnischen Wisla.