Jubel von Stefan Kraft nach der Landung
Reuters/Kai Pfaffenbach
Tournee

Zwei Heimsiege polieren ÖSV-Bilanz auf

Mit zwei Heimsiegen in Innsbruck und Bischofshofen haben die ÖSV-Adler einen versöhnlichen Abschluss der 72. Vierschanzentournee gefeiert. Überflieger Stefan Kraft jubelte am Samstag beim Dreikönigsspringen über seinen ersten Sieg auf seiner Heimschanze in Bischofshofen, Jan Hörl hatte zuvor auf dem Bergisel zugeschlagen. Mannschaftlich wussten die Österreicher zwar auch zuvor zu überzeugen, der Gesamtsieg war aber nicht nur wegen des konstant springenden Japaners Ryoyu Kobayashi außer Reichweite.

Der als Favorit in die Tournee gestartete Kraft musste sich am Ende mit dem dritten Gesamtplatz zufriedengeben, direkt vor Bergisel-Sieger Jan Hörl. „Es hat viel zusammengepasst, aber leider nicht ganz alles“, sagte Kraft nach seinem sechsten Saisonsieg. Beim Salzburger überwog allerdings ganz klar die Freude über den Tagessieg vor Freunden und Familie, seinem erst zweiten in Österreich nach einem Erfolg im Skiflugweltcup am Kulm im Februar 2020. „Ich habe so lange darauf gewartet, dass das einmal passiert. Es ist ein bisserl unbeschreiblich, echt wunderschön“, sagte der 30-Jährige überglücklich.

Mit seinem 36. Weltcup-Sieg zog Kraft in der Bestenliste mit seinem finnischen Idol Janne Ahonen an fünfter Stelle gleich, als Belohnung gab es Schnitzel mit Pommes. „Wir werden schon ein wenig feiern“, kündigte Kraft an, aber mit Handbremse. Er sei jedenfalls froh, nicht den Faden verloren zu haben. „Wenn ich meine Sachen beisammen habe und die Bedingungen passen, kann ich ganz oben stehen.“ Oft waren die Windbedingungen für den rot-weiß-roten Hoffnungsträger alles andere als ideal, auch deshalb blieb den ÖSV-Adlern der erste Tournee-Triumph seit Kraft vor neun Jahren verwehrt.

Kraft siegt bei Kobayashis Tournee-Triumph

Stefan Kraft sorgt mit seinem ersten Karrieresieg in Bischofshofen (AUT) für einen glänzenden Vierschanzentournee-Abschluss. Der Salzburger gewinnt vor Ryoyu Kobayashi (JAP), der sich zum dritten Mal die Tournee-Gesamtwertung holt.

„Super Tournee mit super Mannschaftsergebnis“

Trotzdem war die Mannschaft von Cheftrainer Andreas Widhölzl die mit Abstand stärkste beim Schanzenspektakel. Michael Hayböck, in Innsbruck als Dritter auf dem Stockerl, wurde Gesamtsechster, Clemens Aigner überraschte als Achter. Auch Routinier Manuel Fettner zeigte mit zwei vierten Plätzen in Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen auf. „Wir müssen enorm zufrieden sein mit dem, was wir mannschaftlich gezeigt haben“, betonte Mario Stecher, Sportlicher Leiter der Skispringer und Kombinierer im ÖSV.

Widhölzl freute sich über eine „super Tournee mit einem super Mannschaftsergebnis“. Im Nationencup führt Österreich (2.496 Punkte) nach zwölf von 32 Bewerben wieder deutlich vor Deutschland (2.230), die Zuversicht im rot-weiß-roten Team ist auch mit Blick auf die Skiflug-WM am Kulm ab 25. Jänner da. „Wir nehmen den Schwung mit“, betonte Widhölzl. Aber: „Der Tournee-Sieg wäre noch schön gewesen.“

Kobayashi sieglos zum „goldenen Adler“

Kobayashi jubelte unterdessen über seinen dritten „goldenen Adler“. Der 27-jährige Olympiasieger hatte 2018/19 mit vier Tagessiegen dominiert, drei Jahre später mit drei Erfolgen und nun mit vier zweiten Plätzen. „Unglaublich, da kann man nur den Hut ziehen. Er ist echt eine coole Socke“, sprach Kraft lobende Worte. Der Japaner ließ seinem Verfolger Andreas Wellinger in Bischofshofen keine Chance, die deutschen Skispringer warten damit seit 2002 weiter auf den ersehnten Tournee-Sieg.

Jubel von Ryoyu Kobayashi (Japan) mit dem Goldenen Adler
IMAGO/Ulrich Wagner
Für den Gewinn seines dritten „goldenen Adlers“ reichte Kobayashi eine konstant starke Leistung mit vier zweiten Plätzen

Im Gesamtweltcup führt Kraft 212 Punkte vor Wellinger, Kobayashi liegt 318 Zähler zurück. Der Träger des Gelben Trikots reist mit viel Selbstvertrauen zu den Weltcup-Stationen nach Polen, wo der nächste Karrieremeilenstein geknackt werden könnte. Denn in Wisla hat Kraft am kommenden Wochenende im Rahmen der neu geschaffenen PolSKI-Tour die Möglichkeit, zum konstantesten Stockerlspringer der Skisprunghistorie aufzusteigen. Insgesamt 107-mal stand der Weltrekordhalter schon auf dem Podium, auf Rekordhalter Ahonen (108) fehlt noch ein Top-Drei-Resultat. „Die Form ist sehr gut, das wäre das nächste Highlight. Ich hoffe, es passiert“, sagte Kraft.