Manuel Feller und Dominik Raschner mit Kuhglocken
APA/AFP/Fabrice Coffrini
Ski alpin

Risiko und Glück bringen Feller Feiertag

Das verletzungsbedingte Saisonende für Marco Schwarz hat der österreichischen Dominanz im Slalom in dieser Saison keinen Abbruch getan. Manuel Feller sorgte am Sonntag auf dem Chuenisbärgli in Adelboden für den dritten rot-weiß-roten Triumph im dritten Rennen. Dank Risiko und Glück erfüllte er sich endlich den Traum vom Sieg auf dem Chuenisbärgli. Dazu machte Dominik Raschner das ÖSV-Glück als Dritter komplett.

Diesmal seien die Hundertstel mal auf seiner Seite gewesen, meinte Feller, der schon zum Auftakt in Gurgl gewonnen hatte, nach seinem zweiten Saisonsieg und seinem vierten im Weltcup insgesamt. Lediglich zwei Hundertstelsekunden entschieden für den 31-Jährigen und gegen den Norweger Atle Lie McGrath, der sich so wie im Vorjahr mit dem zweiten Platz begnügen musste. Der Ausfall von McGraths zur Halbzeit führendem Landsmannes Alexander Steen Olsen bescherte Feller nach zwei zweiten Plätzen vor zwei Jahren den langersehnten Sieg auf seinem „Lieblingshang“.

Die Verbesserung von fünf auf eins bei schwierigen Verhältnissen im Berner Oberrland – Nebel, Schneegestöber und ruppige Piste machten den Fahrern das Leben schwer – sei genauem TV-Studium am Start geschuldet, so Feller im ORF-Interview: „Ich habe im Fernsehen gesehen, dass gewisse Leute sehr attackiert und trotzdem verloren haben. Von dem her habe ich gewusst, wenn ich ein Wörtchen mitreden will, muss ich Vollgas geben. Bei so einer Piste und so einer Sicht läuft nicht jeder Schwung rund. Da heißt es kämpfen, kämpfen bis zum Schluss.“

Feller gewinnt Adelboden-Slalom

Der Slalom-Klassiker im Schweizer Traditionsort endet mit einem Sieg von Manuel Feller, der nach Rang fünf im ersten Lauf am Ende alle hinter sich lässt.

Das Warten im Ziel auf die oben stehenden Burschen („Es sind sehr viele schnelle Leute auf dem Hügel unterwegs gewesen“), speziell die beiden jungen Norweger, sei dann sogar noch anstrengender als der Ritt über das Chuenisbärgli gewesen, so Feller. „Man hat einfach gesehen, die zwei Norweger ziehen überhaupt nicht zurück. Ich habe gemerkt, ich muss um das Alzerl mehr ans Limit gehen, wenn ich um ein Podium mitreden will oder um den Sieg“, sagte Feller, der nach zwei Siegen in Österreich (Flachau, Gurgl) nun nach Lenzerheide zum zweiten Mal in der Schweiz einen Slalom gewann.

Raschner ruft Potenzial ab

Aber nicht nur Feller, auch der drittplatzierte Raschner fiel in die Kategorie Sieger des Tages. Der 29-Jährige stand erstmals in einer anderen Disziplin als einem Parallelbewerb, wo er nicht nur amtierender Vizeweltmeister ist, sondern auch im November 2021 in Zürs/Lech Zweiter gewesen war, auf dem Podest. „Das ist mein größter Erfolg“, sagte Raschner, nachdem er mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang vom 16. auf den dritten Platz nach vor gerast war. Detail am Rande: Platz 16 war auch Raschners bis dato bestes Ergebnis in einem Bewerb abseits von Parallelrennen gewesen.

Raschner im Interview

Dominik Raschner nach Platz drei im Slalom von Adelboden im ORF-Interview.

„Ich habe gewusst, wenn ich im zweiten Durchgang Gas gebe, kann es noch ein bissl nach vorne gehen, aber dass ich so einen Schritt mache, hätte ich mir nie erträumt“, sagte Raschner. Die WM-Silbermedaille im Parallelrennen in Frankreich habe ihm schon einen wichtigen Schub Selbstvertrauen verschafft. Ein Materialwechsel im Sommer – von Rossignol zu Fischer – und der volle Fokus auf den Slalom hätten ihm nun geholfen, sein Talent, das er laut Trainern und Kollegen zur Genüge habe, endlich in einem Rennen abzurufen.

Vorfreude auf Klassiker

Zumindest Feller und Raschner reisen nun mit viel Selbstvertrauen im Gepäck zu den anstehenden Klassikern wie Wengen, Kitzbühel und Schladming. Vor allem die beiden Rennen in Österreich wären Feller, der seinem verletzten Teamkollegen und Madonna-Sieger Marco Schwarz das Rote Trikot des Führenden in der Slalom-Wertung wieder auszog, ein Anliegen. „Es kann so weitergehen. Ich hoffe, dass ich die Form bis zu den Heimrennen halten kann“, sagte der 31-Jährige.

Cheftrainer Marko Pfeifer zog vor seinem Topduo im ORF-Interview jedenfalls den Hut. „Gratulation an die ganze Truppe, sie arbeiten alle sehr stark. Letztes Jahr war bisschen ein unglückliches Jahr. Sie fahren sehr, sehr gut Ski. Bei drei Siegen in drei Rennen fehlen mir ein bisschen die Worte. Es ist alles Knopf auf Spitz mit einem schönen Ende für uns“, sagte der Kärntner, der sich besonders über den dritten Platz von Raschner freute. „Er ist seit vielen Jahren im Slalom einer der, wenn nicht der schnellste. Er hat lange gehadert. Aber jetzt hat er das Selbstvertrauen und ist eine super Stütze im Slalom.“