Rodeln

Österreich holt noch zweimal EM-Gold

Österreichs Rodler haben ihre Festspiele am Sonntag bei der EM in Innsbruck-Igls fortgesetzt. Jonas Müller nutzte den Heimvorteil und seine aktuelle Topform und holte sich nach dem WM-Titel im Vorjahr in überlegener Manier erstmals EM-Gold. Zum Abschluss gab es in der Teamstaffel auch noch eine vierte Goldmedaille für die Gastgeber.

Der 26-jährige Vorarlberger Müller setzte sich im Einsitzer mehr als drei Zehntelsekunden vor seinem Tiroler Teamkollegen Nico Gleirscher durch. Dem deutschen Weltcup-Dominator und Titelverteidiger Max Langenhan blieb nur Rang drei. Der nach Lauf eins drittplatzierte Olympiasieger David Gleirscher fiel auf Rang fünf zurück und muss damit weiter auf seine erste EM-Medaille warten.

„Ich habe mir nicht gedacht, dass ich mit drei Zehntel Vorsprung gewinne – in Innsbruck ist das brutal. Aber es hat alles zusammen gestimmt. Die Trainer haben eine gewaltige Arbeit geleistet, das Material war auf den Punkt, die Bahn ist super, und ich habe mich einfach sauwohl gefühlt. Es hat sich einfach leicht und megacool angefühlt. Der Titel bedeutet mir einfach extrem viel – vor allem auf der Heimbahn“, jubelte Müller.

Historische Rodel-EM für Österreich

Bei der Rodeleuropameisterschaft in Innsbruck eroberte Jonas Müller am Sonntag Gold im Einsitzer, die Teamstaffel war ebenfalls siegreich. Mit insgesamt vier Goldmedaillen war das die bisher erfolgreichste EM für Österreichs Rodler.

Müller überzeugte bereits im ersten Lauf mit Bahnrekord von 49,288 Sekunden. „Bei dem Lauf habe ich sehr wenige Fehler gefunden“, erklärte der Bludenzer, der auch im zweiten Durchgang noch einmal Laufbestzeit folgen ließ. Seine 0,326 Sekunden Vorsprung auf Gleirscher sind im Eiskanal – und speziell in Igls – eine kleine Welt. Müller war in dieser Weltcup-Saison als Zweiter in Lake Placid und Whistler bereits zweimal auf das Podest gerodelt. Er ist mit 90 Punkten Rückstand im Gesamtweltcup weiterhin der erste Verfolger von Langenhan.

Nico Gleirscher (AUT)
GEPA/Daniel Schoenherr
Nico Gleirscher fuhr vor Heimpublikum zur Silbermedaille

Bahnrekord im ersten Lauf

Der Deutsche musste sich nach saisonübergreifend zuletzt zehn Weltcup-Siegen in Serie mit Rang drei begnügen. Im Vorjahr hatte ihn Müller auch bei der WM in Oberhof bezwungen. Auf der Heimbahn in Igls, auf der die Österreicher traditionell schwer zu schlagen sind, war auch Nico Gleirscher eine Zehntelsekunde schneller als Langenhan. Der 26-jährige Stubaier, beim Saisonstart in Lake Placid bereits zweimal Dritter, holte mit Silber seine wertvollste Medaille seit Sprintgold bei der WM 2021. „Wir rodeln zurzeit auf sehr hohem Niveau“, meinte Gleirscher.

Nico Gleirscher holt Silber bei Rodel-EM

Nico Gleirscher hat sich hinter seinem Teamkollegen Jonas Müller die Silbermedaille im Herren-Einsitzer geholt.

Sein Bruder David Gleirscher holte als Fünfter sein bestes Saisonergebnis. Nach dem ersten Lauf war der Olympiasieger von 2018 noch vor Langenhan auf Rang drei gelegen, im zweiten unterlief ihm aber ein kleiner Fehler. Wolfgang Kindl komplettierte das starke ÖRV-Ergebnis als Sechster.

„In die richtige Richtung“

„Es ist natürlich schade, mit einem Superlauf wäre es sich auf Max (Langenhan, Anm.) vielleicht ausgegangen“, sagte David Gleirscher im ORF-Interview. „Aber es geht bergauf und Richtung WM in die richtige Richtung. Ich wäre gerne als Dritter dabei gewesen, aber die anderen zwei waren extrem gut.“ Respekt zollte er dem Sieger: „In der Form kann ihn da in Igls eigentlich keiner schlagen“, so der Ex-Weltmeister über seinen Nachfolger Müller, der vor allem am Start überzeugte. „Man muss den Hut ziehen. Das war heute eine Galavorstellung.“

In der erstmals mit einem Doppelsitzer der Frauen ausgetragenen Teamstaffel gab es auch noch das vierte ÖRV-Gold im fünften EM-Bewerb. Madeleine Egle, Steu/Kindl, Müller und Selina Egle/Lara Kipp besiegten als Favorit erstmals in dieser Saison Deutschland. 0,186 Sekunden machten am Ende den Unterschied. Vier Goldmedaillen bei einer EM hat es in der heimischen Verbandsgeschichte noch nie gegeben. „Wir versuchen jetzt natürlich, den Schwung für die WM mitzunehmen“, sagte ÖRV-Cheftrainer Christian Eigentler.

Zwei EM-Titel am Samstag

Bereits am Samstag kürte sich Madeleine Egle im Einsitzer zur Europameisterin. Die Tirolerin gewann vor den Deutschen Julia Taubitz (+0,024 Sek.) und Anna Berreiter (+0,239). Im Doppelsitzer gab es durch Thomas Steu und Wolfgang Kindl ebenfalls EM-Gold für Österreich. Das Duo verwies Martins Bots/Roberts Plume (LAT/+0,172) und Tobias Wendl/Tobias Arlt (GER/0,296) auf die Plätze.

Rodel-EM und -Weltcup in Innsbruck

Herren-Einsitzer:
1. Jonas Müller AUT 49,288
2. Nico Gleirscher AUT + 0,326
3. Max Langenhan GER 0,428
4. Kristers Aparjods LAT 0,499
5. David Gleirscher AUT 0,544
6. Wolfgang Kindl AUT 0,593
EM-Platzierungen ergeben sich aus Rangfolge europäischer Teilnehmer.
Teamstaffel:
1. Österreich M. Egle, Steu/Kindl, Müller, S. Egle/Kipp 2:52,190
2. Deutschland Taubitz, Wendl/Arlt, Langenhan, Degenhardt/Rosenthal + 0,186
3. Italien Hofer, Rieder/Kainzwaldner, Fischnallerm Vötter/Oberhofer 0,461
4. USA 0,648
5. Lettland 1,095
6. Ukraine 3,299
EM-Platzierungen ergeben sich aus Rangfolge europäischer Teilnehmer.
Damen-Einsitzer:
1. Madeleine Egle AUT 1:19,200
2. Julia Taubitz GER + 0,024
3. Anna Berreiter GER 0,239
4. Ashley Farquharson USA 0,277
5. Lisa Schulte AUT 0,293
6. Emily Sweeney USA 0,402
10. Hannah Prock AUT 0,643
20. Barbara Allmaier AUT 0,898
EM-Platzierungen ergeben sich aus Rangfolge europäischer Teilnehmerinnen.
Herren-Doppelsitzer:
1. Thomas Steu / Wolfgang Kindl AUT 1:18,690
2. Martins Bots / Roberts Plume LAT 0,172
3. Tobias Wendl / Tobias Arlt GER 0,296
4. Hannes Orlamünder / Paul Constantin Gubitz GER 0,390
5. Emanuel Rieder / Simon Kainzwaldner ITA 0,397
6. Yannick Müller / Armin Frauscher AUT 0,615
8. Juri Gatt / Riccardo Schöpf AUT 0,896
EM-Platzierungen ergeben sich aus Rangfolge europäischer Teilnehmer.
Damen-Doppelsitzer:
1. Jessica Degenhardt / Cheyenne Rosenthal GER 1:20,178
2. Andrea Vötter / Marion Oberhofer ITA + 0,014
3. Chevonne Forgan / Sophia Kirkby USA 0,206
4. Marta Robezniece / Kitija Bogdanova LAT 0,260
5. Anda Upite / Zane Kaluma LAT 0,301
6. Maya Chan / Reannyn Weiler USA 0,375
8. Lisa Zimmermann / Dorothea Schwarz AUT 0,514
9. Selina Egle / Lara Michaela Kipp AUT 0,517
EM-Platzierungen ergeben sich aus Rangfolge europäischer Teilnehmerinnen.