Handball-EM

Österreich landet mit Remis Sensationscoup

Mit einer Glanzleistung haben Österreichs Handballer bei der Europameisterschaft in Deutschland sensationell den Aufstieg in die Hauptrunde geschafft. Nach dem überraschenden Remis gegen Kroatien reichte der ÖHB-Auswahl am Dienstagabend im entscheidenden letzten Vorrundenspiel in Mannheim gegen Spanien ein 33:33 (17:15) zum Weiterkommen. Für den Vizeeuropameister ist das Turnier hingegen vorzeitig vorbei.

Österreich löste als Zweiter der Gruppe B hinter Kroatien das Ticket für die Top Zwölf. Zum fünften Mal nach 2010 (Heim-EM), 2014 (EM), 2015 (WM) und 2020 (Heim-EM) überstand Österreich bei einer Endrunde die erste Turnierphase, noch nie aber gelang das nach einer derart starken Vorrundengruppe wie diesmal. Los geht die Hauptrunde am Donnerstag mit dem Duell gegen Ungarn. Die Partie – und alle weiteren der Österreicher in der Hauptrunde – ist ab 15.30 Uhr live in ORF1 zu sehen.

War das 31:24 über Rumänien zum Auftakt noch ein Pflichtsieg, rangieren das 28:28 gegen Kroatien und der Spanien-Coup in der heimischen Handballhistorie ganz oben. Seit dem 37:37 gegen Island bei der Heim-EM 2010 hatte Österreich bei einer der acht Endrunden nicht mehr über einen Punktegewinn gegen einen deutlich favorisierten Gegner jubeln dürfen.

Emotionen pur nach Österreichs EM-Aufstieg

Nach dem sensationellen Weiterkommen in die EM-Hauptrunde haben Österreichs Handballer ihren Emotionen freien Lauf gelassen.

Hochkarätige Gegner warten in Köln

Der Lohn ist nun die Übersiedlung in die 20.000-Zuschauer-Arena von Köln, wo man ab Donnerstag in Hauptrundengruppe eins in Köln auf Gastgeber Deutschland, den siebenfachen Welt- bzw. dreifachen Europameister Frankreich, Ungarn und Island trifft. Da Österreich auch die Kroaten „mitnimmt“, starten die beiden Teams mit jeweils einem Punkt. Schon jetzt ist es für den ÖHB eine der vier erfolgreichsten Endrunden in der Handballmoderne, Topresultat ist Platz acht bei der Heim-EM 2020.

Frühe Führung hält lange

Im Gegensatz zum Spiel gegen Kroatien hatte Österreich vor 13.293 Zuschauerinnen und Zuschauern in der einmal mehr ausverkauften SAP-Arena kein Problem, ins Spiel zu finden. Die ersten drei Würfe mündeten in einer frühen 3:1-Führung (5.), die bis zum 7:7 (13.) auch hielt. In Überzahl gelang es erneut, mit zwei Toren in Front zu gehen (11:9/15. und 12:10/16.). Goalie Constantin Möstl mit seiner zweiten Parade ermöglichte Routinier Robert Weber im Konter sogar das 13:10 (17.), auch das 14:11 (21.) sah Österreich noch drei Treffer vorne.

Mit neuerlich guter, aggressiver Deckungsarbeit sorgte man teilweise für Ratlosigkeit beim Gegner, auch Möstl kam immer besser in Form. Richtig abschütteln ließen sich die Spanier aber nicht, stellten auf 14:14 (23.) und danach auf 15:15. Österreich hatte im Angriff mit der offensiveren Deckungsvariante einige Mühe, musste aber auch viel Härte einstecken. In der 28. Minute war es aber zu viel: Spaniens Star Alex Dujshebaev sah nach einer Attacke an Lukas Hutecek beim Stand von 15:15 Rot. Österreich nützte die Überzahl prompt zur 17:15-Halbzeitführung.

Hochspannung bis zur letzten Sekunde

Die große Überraschung schien nun in Reichweite. Spanien blieb aber abgeklärt, kam in Unterzahl auf 18:18 heran und ging mit 19:18 (35.) erstmals in Führung. Das Match stand weiter auf des Messers Schneide und war an Dramatik kaum zu überbieten. Das 28:27 durch einen weiteren Gewaltwurf von Mykola Bilyk brachte zehn Minuten vor dem Ende wieder den Vorteil in Rot-Weiß-Rot, in dieser Phase konnte sich auch der eingewechselte Ralf Patrick Häusle im Tor auszeichnen.

Boris Zivkovic während Handballspiel
GEPA/Edgar Eisner
Die Österreicher spielten das ganze Match auf Augenhöhe mit den Spaniern

Nach einem spanischen Ballverlust nutzte Bilyk die Chance auf das Zweitoreplus (30:28/54.), das bis zum 31:29 hielt. Hutecek kassierte wenig später zwei Minuten, Spanien glich auf 31:31 aus (57.) und stellte schließlich auf 32:31 (58.). Weber nützte die Chance vom Siebener zum Ausgleich, auf der Gegenseite ging Spanien ebenfalls vom Punkt wieder in Führung. 40 Sekunden verblieben den Österreichern, den Ausgleich zu erzielen. Janko Bozovic gelang wenige Sekunden vor dem Abpfiff tatsächlich der Treffer, und Spaniens letzter Versuch scheiterte.

Stimmen zum Spiel:

Ales Pajovic (ÖHB-Teamchef): „Ich habe keine Worte, ich bin so stolz auf meine Mannschaft. Ich habe gesagt, zweimal 30 Minuten Vollgas und dann ab nach Köln. Die letzten Minuten waren nichts für mein Herz, aber wenn wir daran glauben, ist alles möglich.“

Sebastian Frimmel: „Ich bin überwältigt, es ist ganz schwer irgendetwas zu sagen. Ich bin so stolz, was wir erreicht haben. Wir haben Spanien nach Hause geschickt, gegen Kroatien einen Punkt geholt und einen überzeugenden Auftaktsieg geholt.“

Lukas Hutecek: „Unglaublich, dass wir das geschafft haben. Ich hatte heute immer das Gefühl, dass wir es unter Kontrolle haben, das bessere Team sind.“

Robert Weber: „Also das ist das Größte, war wir geschafft haben. In so einer Gruppe, mit Kroatien und Spanien, in Deutschland – das ist das Größte bei meinem zehnten großen Turnier.“

Janko Bozovic: „Ich bin stolz auf alle, natürlich auch auf mich wegen dieses Tores. Jetzt wollen wir auch in der Hauptrunde noch ein paar Punkte holen.“

Mykola Bilyk: „Das bedeutet mir sehr viel, ich bin extrem stolz, ich war zuletzt wohl bei der Geburt meiner Tochter so emotional.“

Constantin Möstl: „Ich bin überglücklich, wir haben einfach Spanien rausghaut und als Österreich die Todesgruppe überstanden. Janko ist ein harter Hund, der Ball war ins Kreuzeck. Solche Glücksgefühle hatte ich, glaube ich, noch nie.“

Handball-EM, Gruppe B in Mannheim

Dienstag:

Österreich – Spanien 33:33 (17:15)

Beste ÖHB-Werfer: Bilyk (8), Wagner, Frimmel, Weber, Zivkovic (je 5)