Ski alpin

Abfahrtskrimi auf Streif geht an Sarrazin

Der Sieger der ersten von zwei Abfahrten in Kitzbühel heißt Cyprien Sarrazin. Der 29-jährige Franzose setzte sich am Freitag auf der Streif nach einem Hunderstelkrimi mit einem Vorsprung von 0,05 Sekunden auf den Italiener Florian Schieder durch. Auf Rang drei landete der Schweizer Marco Odermatt (+ 0,34). Für Österreichs Herren klappte es nicht mit dem erhofften ersten Podest in dieser Saison. Vincent Kriechmayr belegte als bester ÖSV-Abfahrer den siebenten Platz (0,60).

Sarrazin war nach seinen Siegen in Bormio und Wengen (Super-G) als einer der Mitfavoriten nach Kitzbühel gekommen und wurde dieser Rolle voll gerecht. In seiner erst 13. Weltcup-Abfahrt holte der Franzose dann endgültig zum großen Wurf aus. Sarrazin lieferte einen wilden Ritt über die Streif und lag bis zur vorletzten Zwischenzeit noch 0,02 Sekunden hinter Schieder zurück. In der Traverse nahm Sarrazin aber dank einer Risikofahrt noch einmal entscheidend Schub auf und machte die Startnummer 14 zur Siegernummer.

Sarrazin krönte sich damit zum ersten französischen Streif-Sieger seit Luc Alphand im Jahr 1997 und zum erst dritten Franzosen überhaupt. Jean Claude Killy hatte 1967 triumphiert. „Clement Noel, ein guter Freund von mir, hat schon so eine Gams (im Slalom, Anm.). Ich liebe sie, sie ist wunderschön. Kitzbühel-Sieger hört sich irreal an. Bormio war mein erster Abfahrtssieg. Es hat sich anders angefühlt. Jeder Sieg fühlt sich irgendwie anders an“, sagte Sarrazin im ORF-Interview.

1. Cyprien Sarrazin (FRA)
2. Florian Schieder (ITA)
3. Marco Odermatt (SUI)

Deja-vu für zweitplatzierten Schieder

Für Schieder wurde unterdessen die erste Kitz-Abfahrt zum Deja-vu, blieb ihm doch wie schon im letzten Jahr am Freitag nur der zweite Platz. Damals hatte sich der 28-Jährige Kriechmayr um 0,23 Sekunden geschlagen geben müssen. In diesem Jahr fehlte dem Südtiroler nur ein Wimpernschlag auf seinen ersten Abfahrtssieg. Schieder war aber auch mit dem zweiten Platz sehr zufrieden.

„Es ist gut gegangen. Nach der Hausbergkante habe ich mich nicht so getraut, auf Zug zu gehen. Da habe ich es vielleicht verloren. Schade um die fünf Hunderstel, aber Sarrazin ist in einer Superform. Vor dem Odi (Odermatt, Anm.) zu bleiben ist aber auch nicht so schlecht“, sagte Schieder, dem sich am Samstag (11.30 Uhr, live in ORF1) eine weitere Chance bietet, sich in die Streif-Siegerbücher einzutragen.

Odermatt hadert mit oberem Teil

Selbiges gilt für den angesprochenen Odermatt. Der Weltcup-Dominator lieferte vor allem im oberen Teil der Streif keine optimale Fahrt ab. Die wichtige Ausfahrt aus dem Steilhang erwischte der 26-jährige Schweizer aber perfekt. Trotzdem verlor Odermatt, der mit einem Doppelsieg beim Heimrennen in Wengen nach Kitzbühel gekommen war, danach kontinuierlich Zeit.

„Es war nicht die perfekte Fahrt. Wenn nicht alles perfekt gelingt, kann man in Kitzbühel nicht gewinnen. Ich habe schon beim ersten Tor gespürt, dass etwas nicht passt. Es war ein böser Beginn. Auch das U-Hakerl habe ich nicht gut erwischt, dann fehlt dir der Speed. Ich hatte auch im Training noch keine perfekte Abstimmung gefunden“, sagte Odermatt, der im Abfahrtsweltcup 26 Punkte vor Sarrazin führt.

Die Fahrt von Odermatt

Marco Odermatt gelang keine Fahrt nach Wunsch. Am Ende reichte es für den Saisondominator aber noch für einen Podestplatz.

Kriechmayr mit falscher Taktik in Traverse

Kriechmayr verlor in der Traverse die entscheidende Zeit. Dabei wäre für den 32-jährigen Oberösterreicher alles angerichtet gewesen für eine Topplatzierung. Kriechmayr absolvierte den oberen Teil wie aus dem Bilderbuch und zog bis zur Zwischenzeit nach der Steilhangausfahrt die perfekte Linie in den Schnee. Der Lohn waren 0,21 Sekunden Vorsprung auf Sieger Sarrazin. Die weiteren Passagen gelangen Kriechmayr dann aber nicht nach Wunsch.

Vor allem mit dem Schlussteil haderte der Doppelweltmeister von Cortina d’Ampezzo. „Der erste Teil war sehr gut. Vom Hausberg bis ins Ziel bin ich vielleicht zu taktisch und zu viel auf Linie gefahren. Das verträgt es nicht. So wollte ich es nicht anlegen, deshalb selber schuld. Morgen weiß ich, dass ich das von oben bis unten gnadenlos durchziehen muss“, sagte Kriechmayr und kündigte Revanche an.

Kriechmayr auf Rang sieben

Der obere Teil der Streif gelang Vincent Kriechmayr perfekt. Danach hatte der Oberösterreicher aber nicht in allen Teilabschnitten eine Fahrt am Limit. Am Ende wurde er Siebenter.

Kein weiterer Österreicher in Top 20

Für die restlichen Österreicher waren die Top Ten klar außer Reichweite. Otmar Striedinger klassierte sich mit einem Rückstand von 1,67 Sekunden auf dem 21. Rang. „Zufrieden kann ich nicht sein. Ich wollte aber nichts unversucht lassen. Ich habe schon während der Fahrt gemerkt, dass ich nicht genug Körner im Tank habe“, sagte der 32-jährige Steirer, der die letzten Tage krank im Bett gelegen war.

Raphael Haaser fuhr auf Rang 26 (1,82). Christopher Neumayer lag 2,00 Sekunden (27.) zurück, Stefan Babinsky verlor 2,09 Sekunden (31.). „Ich habe wichtige Kurven auf der Strecke nicht ganz ideal erwischt. Da fehlen mir dann ein paar km/h, wenn es dann flach ist. Dann verlierst du einfach Zehntel um Zehntel“, erklärte Babinsky. Streif- und Weltcup-Debütant Stefan Eichberger wurde 41. (2,65).

Hemetsberger sorgt für Schreckmoment

Für einen frühen Schreckmoment sorgte Daniel Hemetsberger gleich mit Nummer zwei. Der 32-jährige Oberösterreicher verlor bei der Ausfahrt aus dem Steilhang die Balance und schlitterte die Plane entlang. Einen Sturz konnte Hemetesberger gerade noch vermeiden, das Rennen war für ihn aber von der Zeit her vorbei (52./3,75).

Daniel Danklmaier schied nach guter Zwischenzeit in der Traverse aus. „Einfach bitter. Ich bin da vier Zehntel hinten und brauche es nur sauber fertigfahren“, sagte der 30-jährige Steirer. Damit stand am Ende das zweitschlechteste ÖSV-Ergebnis der Geschichte auf der Streif zu Buche. 2017 war Matthias Mayer als bester Österreicher Achter geworden. 2016 war Kriechmayr ebenfalls Siebenter.