Ski alpin

Feller verpasst Podest in Kitzbühel

Das Kitzbühel-Wochenende ist am Sonntag ohne österreichischen Podestplatz zu Ende gegangen. Manuel Feller wurde im Slalom Vierter, der Sieg ging an den Deutschen Linus Straßer, der vor Kristoffer Jakobsen (SWE/+0,14) und Daniel Yule (SUI/0,20) seinen vierten Weltcup-Sieg feierte. Damit riss auch die ÖSV-Slalom-Serie nach vier vollen Erfolgen.

50 Jahre nach dem Heimsieg von Hansi Hinterseer durfte Feller, der eine halbe Autostunde entfernt aus Fieberbrunn kommt, vom gleichen Erfolg träumen, lag er doch nur 0,23 Sekunden hinter dem Führenden Jakobsen. Im zweiten Lauf fiel der 31-jährige Tiroler aber zurück (0,79), während Straßer von Rang vier mit Laufbestzeit auf eins kletterte.

Dominik Raschner wurde Siebenter, Johannes Strolz belegte vor Adrian Pertl Rang 15. Fabio Gstrein schied wie 31 andere Fahrer im ersten Lauf aus, Michael Matt wurde nach einem Einfädler disqualifiziert. Kilian Pramstaller scheiterte, Joshua Sturm (32.) qualifizierte sich nicht für den zweiten Durchgang. Österreichs starkes Slalom-Team blieb im fünften Rennen erstmals in dieser Saison ohne Podestplatz.

Straßer siegt im Slalom

Der Deutsche Linus Straßer entschied den Kitzbühel-Slalom für sich.

„So ist der Sport“

Die Hoffnungen ruhten vor allem auf dem formstarken Feller. „Ich habe mir im zweiten Lauf etwas zu wenig zugetraut. Es war total knackig, da musst du vom Schädel her schon brutal gut drauf sein. Ich habe es mir bei einigen Schwüngen nicht zugetraut, richtig Tempo zu machen. So knapp war es dann nicht, das Podest war schon weit weg (0,59, Anm.)“, erklärte Feller, der mit drei Saisonsiegen und entsprechend hohen Erwartungen im Gepäck nach Kitzbühel kam, im ORF-Interview.

Blick ins Zielstadion
APA/EXPA/Johann Groder
Feller verpasste am Ende das Podest, aber durfte auch die Heimatmosphäre genießen

Die Enttäuschung nach dem verpassten Podest war unübersehbar. „In den Rennen davor war alleine der Schnee anders. Die vielen Ausfälle hier zeigen, wie schwer der Untergrund heute war. Es ist auch einer der schwierigsten Hänge. Der Druck war im ersten Lauf hoch, im zweiten habe ich mich befreiter gefühlt. Aber daran ist es nicht gelegen. Natürlich bin ich enttäuscht, wenn du drei Rennen gewinnst, möchtest du daheim auf dem Podium stehen. Aber so ist der Sport“, so Feller.

1. Linus Straßer (GER)
2. Kristoffer Jakobsen (SWE)
3. Daniel Yule (SUI)

Bei den 84. Hahnenkammrennen, die laut Organisatoren rund 90.000 Zuschauer und Zuschauerinnen anlockten, kam bei drei Gelegenheiten kein Österreicher auf das Podium. „Natürlich sind wir nicht zufrieden. Gestern Vierter, heute Vierter“, sagte ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer. „Heute waren sicher sehr spezielle Verhältnisse, nicht leicht zum Fahren. Manu hat sicher alles probiert.“ Es sei „kein Wunschkonzert“. Im Slalom-Weltcup behielt der Tiroler, der weiter bei insgesamt fünf Siegen im Weltcup hält, das Rote Trikot des Führenden, Straßer ist mit 187 Punkten weniger nun Zweiter.

Emotionaler Sieg für Straßer

Straßer, der hier als erster Deutscher seit Felix Neureuther vor zehn Jahren gewann, wohnt unweit in Kirchberg, entsprechend speziell war dieser Erfolg für ihn. „Es ist unglaublich, die Geschichte schließt sich. Ich habe so viel Verbundenheit zu Kitzbühel und Österreich. Ohne das Engagement und den Fanatismus der Leute, im positiven Sinn, wäre ich nie Skifahrer geworden. Es ist sehr viel Dankbarkeit dabei. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, es ist auch schwer, es in Worte zu fassen und zu realisieren, dass es Kitzbühel ist. Es stand auf der Liste, jetzt fehlen noch zwei Klassiker (Wengen, Adelboden, Anm.)“, so Straßer.

Straßer: „Geschichte schließt sich“

Linus Straßer gewinnt den Kitzbühel-Slalom und freut sich als Wahl-Kirchberger über einen „Heimsieg“.

Der Schwede Jakobsen führte mit der Startnummer 20 überraschend nach dem ersten Durchgang, verpasste aber seinen ersten Sieg im Weltcup. In Val d’Isere wurde er 2021 schon einmal Zweiter. Yule fehlten auf seinen dritten Kitzbühel-Sieg auch nur 20 Hundertstel.

Die weiteren Österreicher hatten mit der Entscheidung nichts zu tun, Raschner war aber mit Rang sieben zufrieden. „Das Gefühl in den letzten Rennen war sehr gut. Einfach Schritt für Schritt vorarbeiten, dann ist das der richtige Weg. Im ersten Lauf wäre mehr möglich gewesen, aber wenn ich sehe, dass ich mit soliden Läufen mitfahren kann, dann schaut das gut aus.“ Strolz sagte über Rang 15: „Ich habe versucht, im Steilen mehr zu attackieren als im ersten (Durchgang). Es ist mir aber nicht so gelungen. Es ist ein solides Ergebnis.“

Matt wurde im Ziel nach Videoüberprüfung disqualifiziert, nachdem er seinen Fehler im oberen Abschnitt des Kurses selbst nicht bemerkt hatte. „Mich reißt es normal immer brutal her, wenn ich einfädle“, sagte er. Das sei diesmal nicht passiert. „Wenn der Außenski vibriert, schneidet man gern hin, das hat man eh gesehen“, kommentierte Matt die hohe Ausfallquote von knapp 50 Prozent nach dem zweiten Durchgang. „Man muss schon sehr sauber Ski fahren.“

Zahlreiche Ausfälle

Mit der eisigen Piste auf dem Ganslernhang hatten viele Fahrer ihre Probleme, im ersten Durchgang kamen von insgesamt 70 Startern überhaupt nur 37 ins Ziel. In die prominente Ausfallsliste reihten sich unter anderen der zuletzt zweimal Zweitplatzierte Atle Lie McGrath sowie dessen norwegischer Landsmann Alexander Steen Olsen ein.

McGrath scheidet im ersten Durchgang aus

Der Norweger hat keinen Grip und scheitert in Kitzbühel im ersten Durchgang.

Henrik Kristoffersen hatte ebenfalls Probleme mit dem Grip auf der eisigen Piste und riss im ersten Lauf 2,51 Sekunden Rückstand auf, was ihm ein zweites Mal die Startnummer eins bescherte. Am Ende wurde er 21. „Heute hat es nicht funktioniert“, nahm es der zweifache Kitz-Sieger gelassen. In Schladming bietet sich eine neue Chance.

Nächste Chance in Schladming

Der Weltcup-Tross bleibt nach dem Kitzbühel-Wochenende traditionell in Österreich, am Dienstag (erster Durchgang ab 17.45 Uhr live in ORF1) steht in Schladming zunächst ein Riesentorlauf auf dem Programm, am Mittwoch (17.45 Uhr) folgt dann der sechste Torlauf in dieser Saison.