Skiflug-WM

Kulm lädt wieder zur Weitenjagd

Die Weitenjäger unter den Skispringern gastieren in dieser Woche in der Region Bad Mitterndorf/Tauplitz. Auf dem Kulm gehen die 28. Skiflug-Weltmeisterschaften über die Bühne, die WM findet zum sechsten Mal in der Steiermark statt. Und dort gab es für die Gastgeber schon einigen Grund zu feiern, allerdings ist das Wetter ein Spielverderber.

Denn die für Donnerstag geplante Qualifikation ist wegen starken Windes ersatzlos gestrichen worden. Auch das Training musste abgesagt werden. Wie das Programm am Freitag aussehen wird, ist noch offen, wettermäßig soll es erst am Samstag besser werden.

Ohne Qualifikation dürfen 47 Athleten in das Einzel starten – nur maximal vier pro Nation plus dem norwegischen Titelverteidiger Marius Lindvik. Es sind insgesamt vier Durchgänge (jeweils zwei am Freitag und Samstag) geplant, am Sonntag ein Team-Springen.

Kulm erfolgreicher Ort für Österreicher

Von vier österreichischen Einzel-Weltmeistern wurden zwei auf dem Kulm gekürt. 1986 holte Andreas Felder Gold, 1996 Andreas Goldberger. Darüber hinaus waren noch Armin Kogler und Gregor Schlierenzauer 1979 in Planica bzw. 2008 in Oberstdorf erfolgreich.

Vorbereitungen auf dem Kulm

Am Donnerstag beginnt für die Skiflieger das wohl wichtigste Ereignis dieses Winters: die Skiflug-Weltmeisterschaft auf dem Kulm. Allen voran gehört Stefan Kraft in Bad Mitterndorf/Tauplitz zu den Topfavoriten.

Dank des siebenfachen Weltcup-Saisonsiegers sowie -Gesamtleaders Stefan Kraft stehen die Chancen auf einen fünften Titel nicht schlecht. Neben dem Salzburger hat der ÖSV Clemens Aigner, Manuel Fettner, Michael Hayböck, Jan Hörl und Daniel Tschofenig nominiert.

Für Kraft „ein großes Ziel“

Kraft fiebert der WM entgegen: „Aktuell ist das in meinem Kopf der Höhepunkt, weil wir kurz davor sind. Es ist ein großes Ziel, eine Medaille zu gewinnen, ein großer Traum. Natürlich ist die Skiflug-WM, wenn sie daheim ist, ganz etwas Besonderes. Das erleben zu dürfen, daheim eine WM zu springen, ist wunderschön und immer etwas Besonderes. Ich bin in einer super Form. Das erste Skifliegen in der Saison wird sicher spannend. Vielleicht fliegt einer brutal und man hat keine Chance gegen den. Aber ich bin recht zuversichtlich, dass es recht gut fliegen wird bei mir, dass ich sicher einer der Kandidaten für eine Medaille bin. Ich bin mit großer Vorfreude und breiter Brust da.“

ÖSV-Springer Stefan Kraft steht im März 2017 an der Markierung seines Weltrekordflugs in Vikersund
GEPA/Matic Klansek
Dass Stefan Kraft fliegen kann, hat er mit seinem Weltrekord bewiesen

Entscheidung in vier Durchgängen

In je zwei Durchgängen am Freitag und Samstag wird der Weltmeister ermittelt, Kraft hat 2016 auf dem Kulm und zuletzt 2022 in Vikersund schon jeweils mit WM-Bronze angeschrieben. Auf der norwegischen Schanze stellte der Salzburger am 18. März 2017 mit 253,5 Metern den unverändert gültigen Weltrekord auf. Auf dem Kulm wird diese Marke mit ziemlicher Sicherheit erneut nicht fallen, selbst der Schanzenrekord des slowenischen Weltmeisters von 2016, Peter Prevc, von 244 Metern ist schon acht Jahre alt.

Der TV-Fahrplan in ORF1

Donnerstag:
17.00 Uhr: Eröffnung

Freitag:
14.00 Uhr: Erster und zweiter Durchgang Einzel

Samstag:
14.00 Uhr: Dritter und vierter Durchgang Einzel

Sonntag:
14.00 Uhr: Teambewerb

Nichtsdestoweniger ist ein Weitenspektakel zu erwarten, in dem auch die anderen ÖSV-Asse Hauptrollen spielen wollen. Ein Beispiel können sie sich nicht nur an Felder, Goldberger und Kraft nehmen, sondern auch an den 1986 bzw. 2006 auf dem Kulm „versilberten“ Franz Neuländtner und Andreas Widhölzl. Bronze bei der Heim-WM ergatterten neben Kraft auch Karl Schnabl 1975 und Thomas Morgenstern 2006.

Erster Kraft-Heimsieg am Kulm

Dass Kraft auf dem Kulm gewinnen kann, hat er vor vier Jahren bewiesen, als er seinen ersten Weltcup-Sieg auf heimischem Boden feierte. Der zweite folgte heuer am Dreikönigstag beim Tournee-Finale in Bischofshofen. Beim Kulm-Weltcup im Vorjahr belegte Kraft die Plätze zwei und drei, vorne lag jeweils Halvor Egner Granerud. In dieser Saison hat der Norweger freilich noch nicht zur Form gefunden, er ist noch ohne Podestplatz. Die erfolgreiche Titelverteidigung im Gesamtweltcup kann er wohl schon abschreiben. Aktueller Skiflug-Weltmeister ist sein Landsmann Marius Lindvik.

Zu Doppelweltmeistern im Einzel avancierten bisher der Schweizer Walter Steiner (1972, 1977), der Deutsche Sven Hannawald (2000, 2002) und der Norweger Roar Ljökelsöy (2004, 2006). In den seit 2004 ausgetragenen Mannschaftsbewerben gibt es mit Norwegen einen Fünffachsieger, Titelverteidiger von Vikersund 2022 sind die Slowenen. Die übrigen drei Titel gingen in Serie 2008, 2010 in Planica und 2012 in Vikersund an die Österreicher. Schlierenzauer war da immer dabei und ist so mit viermal Gold Rekordweltmeister. Team-Bronze für den ÖSV gab es 2004 in Plancia und 2016 auf dem Kulm.

Weltrekordentwicklung seit 2000:

  • 2000 Planica Thomas Hörl (AUT) 224,5 m
  • 2000 Planica Andreas Goldberger (AUT) 225 m
  • 2003 Planica Matti Hautamäki (FIN) 231 m
  • 2005 Planica Björn Einar Romören (NOR) 234,5 m
  • 2005 Planica Matti Hautamäki (FIN) 235,5 m
  • 2005 Planica Björn Einar Romören (NOR) 239 m
  • 2011 Vikersund Johan Remen Evensen (NOR) 246,5 m
  • 2015 Vikersund Peter Prevc (SLO) 250 m
  • 2015 Vikersund Anders Fannemel (NOR) 251,5 m
  • 2017 Vikersund Robert Johansson (NOR) 252 m
  • 2017 Vikersund Stefan Kraft (AUT) 253,5 m