Handball-EM

Österreich muss sich erstmals beugen

Österreichs Handballnationalteam hat am Montag bei der EM 2024 in Deutschland die erste Niederlage hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Trainer Ales Pajovic verlor gegen den klaren Favoriten aus Frankreich nach Halbzeitführung und hartem Kampf noch mit 28:33 (16:15). Der regierende Olympiasieger steht fix im Halbfinale, Österreichs Chance ist nur noch gering. Am Mittwoch (15.30 Uhr, live in ORF1) geht es in der Hauptrunde gegen Island.

Das ÖHB-Team hat vor dem letzten Spieltag vier Punkte auf dem Konto und damit einen weniger als der zweitplatzierte Gastgeber Deutschland, der im Abendspiel Ungarn (vier) mit 35:28 schlug. Island (zwei), das bereits aus dem Halbfinal-Rennen ist, hatte sich mit einem 35:30-Sieg über Kroatien (ein Punkt) eine Motivationsspritze für das Duell mit Österreich geholt. Um noch den Einzug ins Halbfinale zu schaffen, benötigt die ÖHB-Auswahl einen Sieg gegen Island und einen deutschen Ausrutscher gegen Kroatien.

Eine Hiobsbotschaft erreichte Österreich vor dem Spiel. Abwehrchef Lukas Herburger, Architekt der bis dato kaum einnehmbaren ÖHB-Festung, fehlte erkrankt. Dennoch überraschten die Österreicher gegen die Franzosen, kamen zu schnellen Toren und lagen gleich mit 4:1 (4.) voran. „Les Bleus“ beeindruckte das freilich wenig. Sie brauchten ein paar Minuten, steigerten sich in allen Belangen, glichen erstmals auf 7:7 aus (12.) und führten schließlich mit 9:8 (15.).

Frimmel und Co.: „Es war brutal schwer“

Österreichs Handballer haben über die erste Niederlage bei der EM gesprochen.

Österreich führt zur Pause

Lukas Hutecek und Mykola Bilyk wurden von der Defensive meist unter Kontrolle gehalten. Und während Österreich vorne nun Mühe hatte, ließ Frankreich seine Klasse spielen, kam scheinbar mühelos zu den Treffern. Während sich auch Schlussmann Samir Bellahcene mehrmals auszeichnen konnte, hatte der bisher so starke Goalie Constantin Möstl einen schweren Stand und wich Ralf-Patrick Häusle (20.).

Mykola Bilyk (AUT) und Ludovic Fabregas (FRA)
GEPA/Norbert Schmidt
Österreichs Höhenflug hat sich auch gegen Frankreich bemerkbar gemacht

Frankreich ließ erst einige Möglichkeiten aus, erhöhte dreieinhalb Minuten vor der Pause dann doch erstmals auf ein Dreitoreplus (15:12). Österreich aber erwies sich einmal mehr bei dieser EM als nervenstark und harter Brocken. Häusle parierte zwei von vier Versuchen, französische Ungenauigkeiten wurden zudem eiskalt mit einem 4:0-Lauf bestraft – als Lohn gab es die 16:15-Pausenführung.

Frankreich am Ende zu stark

Angeführt vom wurfgewaltigen Dika Mem drehte Frankreich nach Wiederbeginn vor 19.750 Zuschauern und Zuschauerinnen in der ausverkauften Lanxess Arena auf und hatte beim 21:18 (38.) den alten Abstand wiederhergestellt. Österreich hielt weiter dagegen. Hutecek verkürzte nach zwei Häusle-Paraden, einer beim Siebenmeter, auf 21:22 (43.), Weber sorgte im Konter für den Ausgleich (43.). Es blieb dabei: Frankreich legte vor und vergab Chancen auf mehr Treffer.

Der Anschlusstreffer zum 26:27 (51.) sollte aber das letzte Hinschnuppern bleiben, auch weil Bellahcene weiter groß aufspielte und sich am Ende über nicht weniger als 15 Saves freuen durfte. Die Sieben um Altmeister Nikola Karabatic stellte vier Minuten vor dem Ende erstmals auf Plus vier (31:27) und brachte den Sieg nach Hause.

Stimmen zum Spiel:

Ales Pajovic (ÖHB-Trainer): „Respekt den Jungs. Wir haben super gespielt, haben fast bis zum Ende mit Frankreich mitgehalten. Es war ein super Spiel. Wir haben im Angriff ein bisschen Probleme gehabt, aber das war zu erwarten. Die Franzosen sind sehr athletisch. Jetzt geht es mit voller Kraft gegen Island.“

Mykola Bilyk: „In der ersten Halbzeit haben wir sehr gute Lösungen gefunden. In der zweiten Halbzeit ist uns dann ein bisschen die Kraft ausgegangen. Jetzt müssen wir die Tage nutzen, um zu regenerieren. Wir werden versuchen, gegen Island zu gewinnen und dann vielleicht noch die Chance aufs Halbfinale zu haben.“

Tobias Wagner: „Wir ärgern uns, weil mehr drinnen gewesen wäre. Wir sind am Ende etwas unglücklich und ideenlos gewesen – dann verlieren wir leider mit fünf Toren. Schade. Jetzt erholen wir uns erst einmal, und dann geht’s los mit der Island-Vorbereitung.“

Robert Weber: „Es war das erwartet schwere Spiel. Wir wussten um die Stärke der Franzosen Bescheid, das sind alles Weltklassespieler. Wir wussten, dass diese Serie einmal reißen wird, und ich denke, es ist keine Schande, dass es gegen die Franzosen passiert ist.“

Nikola Karabatic (Frankreich): „Wir haben gesehen, wie Österreich die ganze EM gespielt hat. Wir haben gewusst, was uns erwartet. Es war heute schwer für uns. Wir haben kämpfen müssen, um zu gewinnen. Und wir sind sehr froh, dass das gelungen ist. Gratulation an Österreich für eine sehr gute Leistung.“

Handball-EM in Deutschland, Hauptrunde I

Montag:

Österreich – Frankreich 28:33 (16:15)

Köln, ÖHB-Tore: Bilyk, Hutecek je 6, Weber 5, Bozovic, Wagner je 4, Schweighofer, Nigg, Frimmel

Tabelle:
1. Frankreich 5 5 0 0 174:154 10
2. Deutschland 5 2 1 2 137:137 5
3. Ungarn 5 2 0 3 151:151 4
4. Österreich 5 1 2 2 132:138 4
5. Island 5 2 0 3 142:152 4
6. Kroatien 5 1 1 3 146:150 3