Jubel der Spieler von Österreich
GEPA/Edgar Eisner
Handball-EM

Verband will „Aufschwung nutzen“

Nach dem Sensationslauf der Nationalmannschaft bei der Handball-EM der Männer in Deutschland und dem enormen medialen Echo will der Österreichische Handballbund (ÖHB) nun Nägel mit Köpfen machen. „Wir wollen den medialen Aufschwung nutzen“, sagte Generalsekretär Bernd Rabenseifner. Auch wenn altbekannte Hindernisse bestehen.

Die Heim-EM 2010 hatte nur mäßig genützt werden können, die Euphorie nach der noch erfolgreicheren Heim-EM 2020 wurde durch die Coronavirus-Pandemie gebremst. Bei den noch bis Sonntag laufenden Titelkämpfen 2024 erreichten die überraschend starken Auftritte des ÖHB-Teams gegen Topgegner nun weit mehr Aufmerksamkeit, als vor Turnierbeginn zu erwarten war.

Mehrmalige TV-Rekorde wurden erzielt. Insgesamt 2,6 Mio. Personen verfolgten zumindest kurz (weitester Seherkreis) eines der Spiele der Österreicher im ORF. Am zugkräftigsten war die Partie gegen Deutschland (22:22) mit im Schnitt 570.000 Zuseherinnen und Zusehern. Damit handelte es sich um das meistgesehene Handballspiel im ORF überhaupt.

Österreichs Handballer sorgen für Wintermärchen

Österreichs Handballnationalteam hat bei der EM in Deutschland für einen sensationellen Erfolg gesorgt. Mit Platz acht egalisierten die Herren nicht nur das beste Ergebnis der heimischen Handballgeschichte, sondern lösten auch ein Ticket für die Olympiaqualifikation.

Die knappe 24:26-Niederlage gegen Island, die das Aus für die österreichische Mannschaft besiegelte, verfolgten im Schnitt 304.000 Personen. „Für die bestehenden Kunden sind das tolle Werbewerte“, sagte Rabenseifner. Auch wenn die Suche nach weiteren Sponsoren deswegen kein Selbstläufer werde.

Nächstes Highlight steht vor der Tür

Die große Herausforderung für den ÖHB besteht nun darin, diesen Schwung nicht einfach auslaufen zu lassen. Schließlich steht mit der Heim-EM der Frauen im Dezember schon das nächste Highlight vor der Tür. „Wir wollen schauen, dass wir schneller in die Gänge kommen“, meinte Rabenseifner. Als unmittelbare Maßnahme werde in Kürze eine Social-Media-Kampagne unter dem Motto „Möchtest du Handball spielen wie (z. B.) Mykola Bilyk?“ starten, mit der man Kinder für den Sport gewinnen will.

Schon jetzt sei aber festzuhalten, dass in puncto Aktiven der „Corona-Knick nicht nur weg ist, sondern wir wieder drüber sind“, sagte Rabenseifner. „Die meisten Zuwächse haben wir bei den Kindern, das ist das gute Zeichen.“ Verantwortlich dafür seien zum einen die Vereine, die bei der Akquise „wirklich großartig arbeiten“, ein Teil sei aber auch der Zusammenarbeit mit der Agentur ML Marketing geschuldet, die seit rund eineinhalb Jahren diverse Social-Media-Kanäle bespielt.

ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner
GEPA/Philipp Brem
ÖHB-Generalsekretär Rabenseifner freut sich über steigende Mitgliederzahlen im heimischen Handball

Aktuell verzeichnen Österreichs Vereine laut Datenbank von Sport Austria rund 20.000 Mitglieder. „Innerhalb der nächsten drei Jahre peilen wir eine Steigerung um ein Drittel an“, sagte Rabenseifner. Die Sportart sei schließlich medial gut darstellbar – gerade auf Social Media. „Sie ist schnell, dynamisch, attraktiv, und die Spannung bei den engen EM-Partien hat maßgeblich dazu beigetragen“, sagte Rabenseifner.

Infrastruktur muss verbessert werden

So sehr das Bild sich aktuell in strahlenden Farben darstellt, droht es angesichts bekannter Hemmnisse zu verblassen. Stichwort Infrastruktur. „Vereine müssen Kinder wegschicken, weil sie keine Hallenkapazitäten haben“, sagte Rabenseifner und erinnerte an ein Problem, das nicht nur die Handballerinnen und Handballer plagt. „Hallen, Hallen, Hallen“, lautet daher sein Appell an die Politik. „Solche EMs helfen, das ist die große Hoffnung“, sagte der 46-Jährige, der seit 2005 für den ÖHB tätig und seit 2017 im aktuellen Amt ist.

Einen Schub hat schließlich auch das Schiedsrichter- und Trainerwesen nötig – quantitativ und qualitativ. Neuerdings muss jeder U15-Spieler einen halbtägigen Schirikurs absolvieren, der Verständnis ebenso wie Interesse am chronischen Mangeljob schaffen soll – und laut Rabenseifner schon einige Anmeldungen für die Ausbildung eingebracht hat. Ähnliche Probleme hat man in Sachen Trainern. „Vor allem wegen der Unsicherheit“, sagte Rabenseifner. Die Hoffnung ruht diesbezüglich nicht zuletzt auf dem Berufssportgesetz, das von der Regierung ausgearbeitet wird.