Skifliegen

Kraft segelt auf Kulm zu WM-Gold

Stefan Kraft hat sich am Samstag zum ersten österreichischen Weltmeister im Skifliegen seit Gregor Schlierenzauer im Jahr 2008 gekrönt. Der 30-jährige Salzburger flog auf 228 Meter und holte damit Gold mit einem Vorsprung von 2,2 Punkten auf den Deutschen Andreas Wellinger. „Es gibt nichts Schöneres als eine WM daheim“, sagte Kraft. Dritter wurde der Slowene Timi Zajc, der als Führender in die Entscheidung gegangen war. Diese wurde aufgrund der Windverhältnisse in drei Durchgängen entschieden.

Kraft sprach im Anschluss von „einer der schönsten Sachen, die ich je erleben durfte“. „Es waren so viele Leute da, es wäre schade gewesen, wenn wir nicht gesprungen wären“, sagte der 30-jährige Salzburger im ORF-Interview, nachdem der ursprünglich für 14.00 Uhr geplante Start mehrmals um jeweils 15 Minuten verschoben worden war und schließlich um 16.00 Uhr doch noch gestartet werden konnte. Da es auf dem Kulm keine Flutlichtanlage gibt, stand nach dem dritten Durchgang auch das Endergebnis fest.

Die lange Wartezeit war auch entsprechend nervenzerrend. „Ich war brutal nervös, zum Glück ist mir bei dem Sprung alles aufgegangen, was ich mir vorgenommen habe. Mega, dass das gereicht hat“, so Kraft. „Es ist einer meiner allerbesten Tage. Es ist wunderschön, dass ich das alles erleben durfte. Danke auch an das ganze Team. Jeder arbeitet hart, und ich darf das genießen. Wir sind aber noch nicht fertig, und ich freue mich morgen noch auf einen würdigen Abschluss.“ Am Sonntag (14.00 Uhr, live in ORF1) steigt der Team-Bewerb.

Kraft segelt auf Kulm zu WM-Gold

Stefan Kraft hat sich am Samstag zum ersten österreichischen Weltmeister im Skifliegen seit Gregor Schlierenzauer im Jahr 2008 gekrönt.

Zajc vergab einen zweiten slowenischen Triumph bei Kulm-Weltmeisterschaften en suite. Bei der davor letzten Auflage 2016 hatte sein Landsmann Peter Prevc gewonnen und damals auch den unverändert gültigen Schanzenrekord von 244,0 Metern markiert. „Es war sehr schwierig aufgrund des Windes. Es war nicht fair, aber was soll man machen. Es fühlt sich wie eine verlorene Goldmedaille an“, so Zajc, der der Bestmarke am Freitag im ersten Trainingsdurchgang mit 238,0 Metern am nächsten gekommen war. Davor hatte Robert Kranjec 2012 in Vikersund für Slowenien Einzel-Gold geholt. Die Slowenen sind am Sonntag Titelverteidiger im Team-Bewerb.

Mit Silber überglücklich war Wellinger, der als Vierter in die Entscheidung gegangen war. „Ich bin extrem happy. Es hätte auch blöd laufen können und ich gehe mit Blech nach Hause“, sagte der 28-jährige Deutsche im ORF-Interview. „Ich konnte den Flug richtig genießen. Ich wusste schon bei der Landung, dass das eine Medaille wird. Ich hatte gehofft, dass der Durchgang stattfindet, weil Vierter zu sein mit 0,5 Punkten Rückstand ist auch blöd.“

Hayböck wollte „ein wenig weiter nach vorne“

Mit Michael Hayböck als Achtem schaffte auch noch ein zweiter ÖSV-Adler den Sprung in die Top Ten. „Ich gratuliere Stefan zu diesem Erfolg“, sagte der 32-jährige Oberösterreicher. „Ich selbst wollte ein wenig weiter nach vorne. Ich weiß aber nicht genau, warum es nicht mehr wurde, weil ich meiner Meinung nach alles richtig gemacht habe. Cool, dass wir heute doch noch gesprungen sind und dass es so ausgegangen ist.“

Hayböck landet auf dem achten Rang

Michael Hayböck verteidigte mit einem Sprung auf 215,5 Meter seinen achten Zwischenrang.

Jan Hörl hatte indes Pech mit dem Wind und fiel vom zehnten auf den 16. Rang zurück. " Ich war nicht vom Glück verfolgt. Der Sprung hätte sich cool angefühlt, aber bei dem Wind braucht man eben auch Unterstützung, die ich eben nicht hatte. Ich schaue, ob ich morgen im Team noch einmal coole Sprünge zeigen kann", schaute der 25-Jährige bereits wieder nach vorn. „Ich gratuliere dem Krafti! Zu Hause Weltmeister zu werden ist besonders, und wir sind stolz, so jemanden im Team zu haben.“

Routinier Manuel Fettner hatte die Entscheidung nach einem verpatzten Sprung auf 158,0 Meter als 35. ebenso verpasst wie unter anderen der vorjährige Kulm-Weltcup-Sieger Halvor Egner Granerud. Der Norweger war einer von drei Athleten, die am Freitag nach der Anzugsmessung disqualifiziert wurden.

Dritte Einzel-WM-Medaille für Kraft

Für Kraft ist es die insgesamt dritte Einzel-WM-Medaille im Skifliegen nach jeweils Bronze 2016 am Kulm und 2022 in Vikersund in Norwegen. Es war der erste ÖSV-Triumph in den seit 1972 ausgetragenen WM-Skifliegen seit Gregor Schlierenzauer 2008 in Oberstdorf, insgesamt gab es damit fünf rot-weiß-rote Goldmedaillen. 1986 siegte Andreas Felder am Kulm, 1996 Andreas Goldberger. Den Auftakttriumph hatte Armin Kogler 1979 in Planica gelandet.

„Der Krafti war sensationell. Er hat einen super Sprung gemacht. Er hat es sich absolut verdient. Ich finde, bei der Medaillenentscheidung war es fair, auch wenn Timi Zajc sicher ein bisschen mehr Rückenwind hatte“, meinte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Skiflug-WM auf dem Kulm

Endstand nach drei Durchgängen:
1. Stefan Kraft AUT 225,5/219,0/228,0 647,4
2. Andreas Wellinger GER 222,0/218,5/229,0 645,2
3. Timi Zajc SLO 228,5/227,0/209,5 642,7
4. Johan Andre Forfang NOR 219,5/220,0/217,0 629,3
5. Lovro Kos SLO 222,0/210,0/221,0 628,6
6. Piotr Zyla POL 218,0/220,5/225,0 626,4
7. Niko Kytösaho FIN 232,5/218,5/215,0 613,9
8. Michael Hayböck AUT 217,0/210,5/215,5 610,1
9. Ryoyu Kobayashi JPN 214,0/196,5/231,5 603,5
10. Stephan Leyhe GER 207,5/216,5/218,5 588,8
11. Robin Pedersen NOR 219,5/205,5/217,5 588,7
12. Aleksander Zniszczol POL 223,0/215,5/198,0 588,2
13. Marius Lindvik NOR 201,5/206,0/210,5 585,2
14. Domen Prevc SLO 208,0/213,5/203,5 580,8
15. Giovanni Bresadola ITA 213,5/204,5/197,5 569,6
16. Jan Hörl AUT 201,5/214,5/183,5 566,0
17. Gregor Deschwanden SUI 192,5/200,5/235,5 560,4
18. Alex Insam ITA 209,0/193,0/224,0 557,1
19. Karl Geiger GER 213,0/180,0/211,5 555,6
20. Tate Frantz USA 218,5/184,0/209,5 549,6
21. Junshiro Kobayashi JPN 217,0/187,0/200,0 544,4
22. Daniel Andre Tande NOR 203,0/190,0/205,5 541,8
23. Pius Paschke GER 198,5/195,0/182,0 539,7
24. Dawid Kubacki POL 205,5/203,0/183,5 529,7
25. Artti Aigro EST 216,5/193,5/179,5 527,8
26. Peter Prevc SLO 200,5/209,5/132,0 481,0
27. Jewhen Marussjak UKR 195,0/176,5/185,0 474,5
28. Simon Ammann SUI 197,0/175,0/144,0 430,9
29. Pawel Wasek POL 204,5/147,5/161,0 404,6
30. Ren Nikaido JPN 194,0/DSQ/178,5 342,1
Out im ersten Durchgang (u. a.):
35. Manuel Fettner AUT 158,0 129,5